Nur noch ein paar mal schlafen und dann erscheint das Reboot der „Thief”-Reihe. Viele sind sehr gespannt auf den Titel, da es nach dem Launch der neuen Konsolen eins der ersten Spiele ist, die in diesem Jahr für die PlayStation 4 und Xbox One veröffentlicht werden. Zudem markiert es den Sprung der Reihe auf die Sony-Konsolen. Bisher erschienen „Thief”-Spiele fast ausschließlich für den PC; nur der dritte Teil war auch für die originale Xbox erhältlich. Doch was macht die Faszination an der Reihe aus, wer steckt eigentlich dahinter und worauf können wir uns bei dem neuesten Titel freuen? All dem wollen wir mit folgendem Artikel auf den Grund gehen.

1998: Das Jahr des Schleichens

Angefangen hat alles im Jahr 1998. Damals gab es zwar schon Action-Spiele mit Stealth-Elementen, jedoch gab es noch keine eigene Bezeichnung dafür. Doch dies sollte sich sehr bald ändern: Mit Titeln, wie „Metal Gear Solid”, „Tenchu” und „Thief” war ein neues Genre geboren. Letzteres ist das allererste Stealth-Spiel aus der First-Person-Ansicht. Dank der mittelalterlichen Steampunk-Stadt „The City”, ist das Setting auch heute noch modern. Übrigens müssten wir ohne „Thief” heute wohl auf Spiele wie „Dishonored” verzichten.

Ein dunkles Projekt in seinen Anfängen

Der erste Teil der Reihe trug den Namen „Thief: The Dark Project”. Bei uns ist es unter dem Namen „Dark Project: Der Meisterdieb” erstmals veröffentlicht wurden. Zudem erschien ein Jahr später mit „Thief Gold” die Director’s Cut-Version, welche zusätzlich zum Grundspiel noch drei neue Kampagne-Missionen und fünf weitere Gegnertypen hinzufügte. Bis heute gilt der erste Teil als einer der Pioniere im Bereich der First-Person-Stealth-Spiele. In der Rolle von Garret, einem Meisterdieb, gilt es in einem offenen Areal einen Gegenstand zu finden und zu stehlen. Bewaffnet mit verschiedenen Waffen, wie Schwertern oder Bogen, versucht man nun so leise wie möglich an das besagte Objekt zu gelangen. Grafisch ist das Spiel heutzutage natürlich nicht mehr allzu schön anzusehen. Jedoch konnte das Spiel mit seinen Schatten- und Beleuchtungs-Elementen die damaligen Spieler und Journalisten zugleich in Staunen versetzen. Auch heute noch ist dieses System populär und wird in den verschiedensten Spielen verwendet. Doch auch das Sound-Design ist nicht zu verachten: Man hört von allen Seiten die Wachen und kann diese Informationen in seine Strategie einbringen. Zudem gibt es verschiedene Geräusche je nach Bodenbelag, wodurch die Gegner Garret schon von weitem hören können. Dadurch entsteht eins der wichtigsten Elemente des Stealth-Genres und der „Thief”-Reihe: Man muss nicht nur aussehen wie ein Schatten, sondern auch so leise sein. „Dark Project” hatte aber auch einige Probleme. So rückten nach dem ersten Level die Stealth-Elemente in den Hintergrund und die Kampfpassagen ins Rampenlicht. Doch dies sollte sich schon bald ändern.

Das Metall-Zeitalter bricht an

Zwei Jahre nach „Dark Project” bzw. ein Jahr nach „Thief Gold”, erschien mit „Thief II: The Metal Age” ein direkter Nachfolger. In dem Spiel steht Garret einer neuen Bedrohung gegenüber. Am Ende des ersten Teils wurde das Einläuten des „Metal Age” prophezeit. Mittlerweile ist es soweit und die Welt wurde um Kameras und Roboter erweitert. Viel änderte sich dabei am Gameplay nicht, jedoch erhörte man die Stimmen der Fans und konzentrierte sich nun mehr auf die Stealth-Elemente. Damit man den Bedürfnissen nach kommt, wurde die Größe der einzelnen Levels massiv erweitert. Es dauerte manchmal bis zu zwei Stunden bis man eine Mission abgeschlossen hat. Zudem gab es durch die neuen Technologien auch neue Gegner-Arten. Damit man nicht immer auf dieselben Typen stößt, wechselte man Level für Level die Gegner aus. Die Missionen selber sind nun auch nicht mehr so linear wie noch im Vorgänger. Man hat mehrere kleinere Ziele, die man auf verschiedene Wege erreichen kann. Ob nun Escort-Aufgaben, in denen man jemanden zu einem bestimmten Punkt begleitet oder Einbrüche in Häuser abseits des Hauptzieles.

Studio geschlossen, trotz Erfolg

Zwischen dem zweiten und dem dritten Teil vergingen rund vier Jahre, was nicht zuletzt an einem Entwicklerwechsel lag. Von 1998 bis 2000 war Looking Glass Studios der Entwickler der „Thief”-Reihe. Ihre Spiele gelten heute noch als wegweisend im Bereich von gut durchdachten Geschichten, neuartigen Effekten und viel Innovation. Mit „The Dark Project” konnten sie damals ihren größten Erfolg feiern. Dadurch war eigentlich klar, dass das Studio und die „Thief”-Reihe den Spielern noch lange erhalten bleibt. Dieser Eindruck verfestigte sich als man einen Vertrag für vier weitere „Thief”-Titel mit Eidos unterschrieb. Am Ende erschien nur einer davon und zwar „Thief II: The Metal Age”. Kurz darauf musste das Studio im Jahre 2000 letztendlich geschlossen werden. Viele der Mitarbeiter von Looking Glass Studios wechselten zu dem Entwickler Ion Storm. Ein logischer Entschluss von Eidos also, dem Studio Ion Storm den Auftrag zu geben, ein neues „Thief” zu entwickeln.

Tödliche Schatten

Vier Jahre nach "The Metal Age" erschien also „Thief: Deadly Shadows”. Endlich durften die Spieler wieder in die Rolle von Garret schlüpfen und auf Beutezug gehen. Die Geschichte ist nach den Ereignissen von „Thief II: The Metal Age" angesiedelt und spielte wieder einmal in der Umgebung von „The City”. Um den Spielern mehr Freiheit zu geben, wurde die Stadt in größere Teile eingeteilt, die durch kurze Ladezeiten miteinander verknüpft sind. Durch die Missionen konnte man weitere Stadtteile freischalten, sodass die spielerische Freiheit stetig weiter entfaltete. Doch auch am Gameplay hatte sich einiges getan. Der Fokus auf Stealth-Elementen wurde erneut verstärkt und jegliche übernatürlichen Elemente wurden komplett entfernt. Zudem konnte man nun auch in die Third-Person-Perspektive wechseln. Dadurch war es möglich die Umgebung weiter einzubinden. Zum Beispiel konnte man sich nun an eine Wand lehnen, um Gegner hinterhältig auszuschalten. Im Punkt Story-Telling gab es auch Fortschritte: Erstmals wurde die Handlung durch bewegte Bilder weiter erzählt. Zuvor musste man sich mit Comic-Standbildern zufrieden geben. Durch die Nutzung der Unreal Engine 2 wurden auch technisch neue Möglichkeiten geschaffen. Erstmals konnten nun bewegliche Schatten erzeugt werden, durch die der Spieler präzise navigieren musste. Zudem wurde auch an der KI der Gegner stark geschraubt. Anhand der Geräusche konnten sie jetzt genau erkennen, wo Garret sich befindet. Die KI konnte auch erkennen, ob nun eine Tür oder ein Fenster geöffnet wurde, was eigentlich vorher geschlossen war. Die Bedingungen wurden also nicht nur realistischer; der Spieler wurde somit auch vor eine größere Herausforderung gestellt.

Noch ein Entwickler weniger

Nachdem es bereits zwischen dem zweiten und dritten Teil einen Entwicklerwechsel gab, erwischte es nun auch das Entwicklerstudio Ion Storm und wurde nach „Thief Deadly: Shadows” kurzerhand wieder geschlossen. Eine tragische Wendung, denn der dritte Teil kam bei den Spielern gut an und konnte mit frischen Ideen auch die Kritiker überzeugen. Lange blieb es still um die Reihe, bis schließlich nach fünf Jahren das Schweigen gebrochen und „Thief 4” angekündigt wurde. Nach der Übernahme von Eidos durch Square Enix im gleichen Jahr sollte es aber noch lange dauern, bis man neues zur „Thief"-Reihe hören sollte.

Ausblick

2013 war es dann soweit: „Thief 4” wurde zu „Thief” und zudem auch für die nächste Konsolengeneration angekündigt. Am 28. Februar wird man nun endlich wieder in die Haut von Garret schlüpfen können. Der Titel wird von dem internen Studio Eidos Montreal entwickelt und setzt erneut auf viele Neuerungen des Franchises. Die Geschichte spielt viele Jahre nach „Deadly Shadows”. Garret kehrt wieder nach „The City” zurück. Die Stadt wird mittlerweile von einem Tyrannen namens „The Baron” beherrscht. Obwohl die Stadt von einer Plage heimgesucht wird, leben die Reichen weiterhin in Saus und Braus. In dieser Situation wittert Garret, dass seine Stunde gekommen ist. Spielerisch setzt man erneut den Fokus auf zahlreiche Stealth-Elemente. Weiterhin wird dem Spieler eine Menge Freiheit geboten, wie die einzelnen Aufgaben zu lösen sind. Die KI soll deutlich verbessert worden sein: Die Gegner kennen die gesamte Umgebung und sind über einige Verstecke informiert. Zudem wurden Routinen eingebaut, mit denen Gegner versuchen, den Spieler zu entdecken und zu umzingeln. Der neue Fokus-Modus soll dem Spieler gewaltig dabei helfen die Gegend besser zu verstehen. Der Spielablauf wird in Zeitlupe versetzt und es wird angezeigt, welche Objekte der Umgebung genutzt werden können, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Wenn es doch mal zu einem Kampf kommen sollte, hat man immer noch seinen Bogen, einen Schläger oder Krallen zur Hand, damit man wenigstens ein wenig Chance hat, die Gegner zu bezwingen. Jedoch soll der Nahkampf auch im „Thief”-Reboot nur der letzte Ausweg sein und keinesfalls eine gewinnbringende Taktik darstellen. Auf technischer Seite wird die allseits beliebte Unreal Engine 3 verwendet.

Hinweis am Rande für alle, die noch mehr zum „Thief”-Reboot wissen wollen: Unsere Kollegen von VORZOCKER haben ein Interview mit den Entwicklern in Montreal geführt.

Fazit

Die „Thief”-Reihe hat unglaublich viel erschaffen und genau so viel mitgemacht. Ohne „Thief” müssten wir heutzutage auf manch ein anderes Spiel und als selbstverständlich betrachte Spiel-Elemente verzichten. Die damaligen technischen Innovationen, wie Schatten und Dunkelheit aber auch der Sound sind heute noch wegweisend. Zusammen mit „Tenchu” und „Metal Gear Solid”, wurde ein komplett neues Genre geboren, das heute eine große Anhängerschaft hat. Doch leider mussten im Laufe der Zeit auch zwei Studios geschlossen werden, trotz des Erfolgs der Reihe hatten. Wer ein kleines Stück Videospiel-Geschichte selbst erleben möchte, der kann per Steam oder GoG die Reihe am PC nachholen. Somit bleibt nur noch zu hoffen, dass das bald erscheinende „Thief” es schafft Spieler und Kritiker gleicherweise zu überzeugen und den verdienten Erfolg erzielen kann.

Die VORZOCKER-Vorschau auf Thief