Zurzeit ist Telltale Games auf einem Höhenflug und haut einen Hit nach dem anderen raus. Nach „The Walking Dead Season 2” und „The Wolf Among Us” kehren die Adventure-Spezialisten nun mit „Tales from the Borderlands” zu ihren Wurzeln zurück: Comedy. Doch natürlich wird es auch dieses Mal wieder einiges an Entscheidungen geben, ausnahmsweise mit einer Prise Humor. Wir sind für euch durch Pandora gereist und geben nun einen Einblick in das neueste Episodenspiel von Telltale Games.

Achtung! Veränderte Review-Struktur

Bevor wir mit unserem Test beginnen, wollen wir zuvor auf unsere etwas veränderte Struktur hinweisen. In der Regel decken wir in unseren Testberichten das Gesamtpaket aus Handlung, Gameplay und Technik ab. Da bei „Tales from the Borderlands“ ein Episoden-Format zum Einsatz kommt, stellen wir an dieser Stelle lediglich den Handlungsinhalt der jeweiligen Episode vor. Ausführliche Informationen zu Gameplay und Technik, sowie eine Gesamtbewertung der Staffel nach aktuellem Stand findet sich hingegen unter folgendem Link.

» Zum gesamten Review der Staffel

Da bei „Tales from the Borderlands“ die Geschichte und die Entscheidungen stark im Vordergrund stehen, wollen wir darauf hinweisen, dass dieses ausführliche Review Spoiler enthält und wichtige Ereignisse der Handlung vorgreift.

Episode 1: Zer0 Sum – Handlung

„Tales from the Borderlands” beinhaltet dieses Mal zwei spielbare Charaktere, wodurch die ersten Kapitel sich mit der Einführung von Rhys, einem Mitarbeiter von Hyperion, und Fiona, einem Con-Artist aus der Untergrund-Stadt Hollow Point auf Pandora, beschäftigen. Zunächst aber springt das Spiel ein wenig in die Zukunft, in der Rhys und Fiona, die sich zu dem Zeitpunkt schon kennen, von einem Fremden gefangen genommen werden und ihre Geschichte von Anfang an erzählen sollen. Das Spiel springt auch immer wieder im Verlauf zwischen den beiden Zeiten und erzeugt dadurch einige witzige Momente, wenn die Akteure je nach Entscheidung eine unglaubwürdige aber vielleicht auch wahre Geschichte erzählen.

Zunächst wird Rhys Geschichte eingeleitet, der den schönsten Tag seines Leben haben soll, denn der alte Chef wird seinen Posten bald abgeben und nach jahrelanger Schleimerei stehen seine Chancen sehr gut, die Position zu übernehmen. Doch natürlich hat Vasquez, sein Erzfeind, den Chef kurzerhand umgebracht und einfach seinen Posten eingenommen, als wenn nichts gewesen wäre. Rhys wird zum Chef-Hausmeister degradiert und muss sich wohl mit seinem Schicksal abfinden, wenn da nicht ein Gespräch zwischen Vasquez und einem Händler auf Pandora über einen Vault-Schlüssel gewesen wäre. Aus Rache begibt sich Rhys mit seinem Kumpel Vaughn nun auf Pandora, um Vasquez eins auszuwischen und den wertvollen Schlüssel mit dem Geld von ihm zu kaufen.

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Nach einem stimmigen Intro finden sich die beiden auf Pandora wieder und landen auch schon binnen weniger Minuten in einem Kampf mit einer Banditen-Bande. Da sie im Kampf nur minder versiert sind, lassen sich die beiden einen Loader Bot schicken, der mit einem Riot-Schild und Granaten den Banditen einheizt. Einen Kampf und einem tragischen Ende des Loader Bots später finden sich Rhys und Vaughn an dem Rendezvous-Punkt wieder, an dem sie auf August, den Dealer, treffen. Nachdem der Deal augenscheinlich wohl geglückt ist, startet auch schon Fionas Geschichte, die einige Stunden vorher mit einem präparierten Vault-Schlüssel beginnt, der ihr, ihrer Schwester Sasha und ihrem Ziehvater Felix zu viel Geld verhelfen soll. Bei der Übergabe der Fälschung an August läuft alles glatt und somit scheint der Deal vorerst in trockenen Tüchern.

Aber wie es nun einmal so ist, kommt natürlich ein Bösewicht um die Ecke, der halb Lebewesen, halb Lautsprecher ist und klaut kurzerhand den Koffer. Nun müssen das ungleiche Paar sowie ihre Mitstreiter zusammen versuchen, den Koffer aus den Fängen von Bossanova zu befreien und dabei auch noch dem Vault-Jäger Zer0, einem Ninja, aus dem Weg zu gehen. Am Ende bleibt ihnen das Geld aus dem Koffer verwehrt, jedoch finden sie einen echten Vault-Schlüssel. Doch natürlich gibt es auch einen Cliffhanger: Kurz bevor das Bild schwarz wird, erscheint der Geist eines eigentlich schon verstorbenen Charakters aus „Borderlands 2”, der Rhys für seine Entdeckung gratuliert.

Unsere Meinung

„Tales from the Borderlands” schlägt endlich mal wieder in eine ganz andere Richtung als die Telltale-Spiele der letzten Jahre. Sie besinnen sich auf ihre Comedy-Stärken zurück und mischen das Ganze mit dem Gameplay, das sie berühmt gemacht hat. Neben all den Intrigen und den düsteren Settings bekommt man hier endlich wieder etwas Abwechslung geboten, die einfach zeigt, dass die Jungs und Mädels von Telltale es in beide Richtungen drauf haben.

Man darf nicht mit dem Gefühl rangehen, dass man hier ein „Borderlands” spielt, das einfach nur was mehr auf Story ausgelegt ist. Im Grunde ist es andersherum: Man spielt einen Telltale-Titel, der viel Action bietet. Vor allem bei Szenen wie dem ersten Kampf mit dem Loader Bot zeigen sie einfach, dass sie versuchen, mit überdrehter Action und kleineren Slapstick-Einlagen dem Spieler ein unterhaltsames Spiel zu bieten. Und genau das schaffen sie auch, bis zum Ende hat man keine Szene satt und es trachtet einem sofort nach der zweiten Episode. Genau diesen Drang sollte eine erste Episode auch vermitteln, weshalb Zer0 Sum auch einfach einen so tollen Eindruck hinterlässt.

Für viele sind auch die harten Entscheidungen wichtig, die bei „Tales from the Borderlands” noch eher milde ausfallen. Zwar kann man sich entscheiden, ob der Loader Bot sich am Ende des ersten Kampfes opfert oder man mit Fiona die Kugel aufbewahrt oder auf diverse Personen schießt, doch so wirklich war ein größerer Sinn für den Verlauf der Episode nicht ersichtlich. Dafür sind es diese kleinen Entscheidungen, die es ausmachen; sie enden dann meist schon im Kapitel, haben dafür aber verschiedene lustige Szenen parat, wie zum Beispiel, wenn Rhys aus dem Auto geworfen werden soll oder doch bei einer Runde Tee eine friedliche Kooperation beschlossen wird. Aber auf eine moralische Entscheidung, wie man es am Ende von den Episoden von „The Walking Dead” gewohnt ist, musste man bisher verzichten, was aber auch nicht schlimm ist, da der Rest der Episode so gut war, dass man trotzdem einfach weiterspielen möchte.

Natürlich ist die Geschichte sehr vorhersehbar und bedient sich einigen Klischees, aber durch die wunderbare Präsentation und die wahrlich lustigen Einlagen, wie wenn Rhys seinen Einbruchplan in das Banditennest erklärt, bringen einen nicht nur zum Schmunzeln, sondern wirklich zum Lachen. Allein dieser Wechsel von den düsteren, deprimierenden Spielen zu einem total überdrehten Roadtrip durch die Welt von „Borderlands” macht den Titel zu einem der ersten Highlights in diesem Jahr – auch wenn die erste Episode theoretisch schon letztes Jahr erschien.