Im August des letzten Jahres kündigte Square Enix gemeinsam mit den Entwicklern von Dontnod Entertainment einen recht überraschenden Titel an. Mit „Life is Strange“ wollten sie in die jüngsten Erfolge ihres letzten Titels „Remember Me“ treten und den Spielern eine einzigartige Geschichte im Episodenformat erzählen. Die erste der insgesamt fünf Episoden ist am 30. Januar sowohl für die Konsolen als auch für den PC erschienen und entführt Käufer für 4,99 Euro in die Welt von Max Caulfield ein.

Achtung! Veränderte Review-Struktur

Bevor wir mit unserem Test beginnen, wollen wir zuvor auf unsere etwas veränderte Struktur hinweisen. In der Regel decken wir in unseren Testberichten das Gesamtpaket aus Handlung, Gameplay und Technik ab. Da bei „Life is Strange“ ein Episoden-Format zum Einsatz kommt, stellen wir an dieser Stelle lediglich den Handlungsinhalt der jeweiligen Episode vor. Ausführliche Informationen zu Gameplay und Technik, sowie eine Gesamtbewertung der Staffel nach aktuellem Stand findet sich hingegen unter folgendem Link.

» Zum gesamten Review

Da bei „Life is Strange“ die Geschichte und die Entscheidungen stark im Vordergrund stehen, wollen wir darauf hinweisen, dass dieses ausführliche Review Spoiler enthält und wichtige Ereignisse der Handlung vorgreift.

Episode 2: Out of Time - Handlung:

Die erste Episode zu „Life is Strange“ endete mit einer zerstörerischen Vision von unserer Protagonistin Max Caulfield. Ihre Freundin Chloe, die Max nach fünf Jahren wieder zu Gesicht bekommt, wird die erste Person, die von Max' neuer Fähigkeit erfährt und sie bei ihrem Vorhaben unterstützt. Die zweite Episode „Out of Time“ beginnt am Tag nach der Vision im Zimmer des Mädchenwohnheims. Gleich zu Anfang ist Kate Marsh das Gesprächsthema der ganzen Universität. In der letzten Episode „Chrysalis“ wurde deutlich, dass ein Video von Kate im Internet kursiert, auf dem sie sich nach einer Party des Vortexklubs mit diversen Männern einlässt. Das normalerweise zurückhaltende Mädchen bekommt deshalb keine Ruhe und ist das Gespött ihrer Mitschüler. Um dieses Szenario baut sich die zweite Episode auf und führt Max ein weiteres Mal durch den Campus. Auf dem Weg zum Badezimmer sammelt das hemmungslose Mädchen wie gewohnt Informationen in allen möglichen Ecken des Wohnheims. Im Zimmer von Kate angekommen, erblickt Max ihre hilflose Mitschülerin und versucht ihr nach einer genauen Erkundung zu helfen. Schnell wird klar, dass die Momente in diesem Raum eine wichtige Rolle im Verlauf der Episode spielen sollen.

Obwohl sich das Vertrauen zwischen Max und Chloe bereits schnell wieder aufgebaut hat, möchte die beste Freundin erst von ihrer übernatürlichen Fähigkeit überzeugt werden. Im Restaurant von Chloes Mutter sollen zum Beweis diverse Ereignisse vorhergesehen und durch Zurückspulen der Zeit einen bleibenden Eindruck hinterlassen werden. Gemeinsam verlegen die beiden ihr Treffen hinterher auf einen Schrottplatz, einen Ort, der Chloe und ihrer vermissten Freundin Rachel Amber sehr am Herzen liegen. Auf ihrer Erkundungstour erblickt Max ein Reh; jenes Tier, das sie in ihrer Vision am Leuchtturm gesehen hat. Der Versuch, ihre Fähigkeit auf das Lebewesen anzuwenden, scheitert, denn es widersteht ohne Probleme. Während einiger Schussübungen auf gerichtete Flaschen der beiden Mädchen stößt ein zwielichtiger Mann namens Frank dazu. Chloe hat in ihrer Vergangenheit bereits Erfahrung mit ihm gesammelt und schuldet ihm Geld, das er sich nun zurückholen möchte. Die beiden schaffen es, ihn zu vertreiben und kurz darauf bricht Max ein weiteres Mal zusammen. Die Folgen ihrer Anfälle und das Einsetzen ihrer Fähigkeit machen sich stark bei ihr bemerkbar. Sie fängt an, aus der Nase zu bluten, befürchtet jedoch noch nichts Schlimmes. 

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Auf ihrem Rückweg geschieht etwas Unerwartetes. Nach dem Entspannen auf scheinbar unbefahrenen Gleisen bleibt Chloes Fuß in einer Weiche stecken und wie nicht anders zu erwarten ist, fährt auch ein Zug bereits auf sie zu. Unter Zeitdruck muss Max es schaffen, ihre Freundin zu befreien und ihr auch in dieser Episode das Leben retten. Zurück an der Universität angekommen, wird die kleine Studentin durch einen Notfall aus der Klasse gerissen. Ihre Freundin Kate Marsh ist auf das Gebäude gestiegen und droht mit einem Sprung, sich das Leben zu nehmen. In dieser Ausnahmesituation gelingt es Max, ihre Fähigkeit zu erweitern und durch den Einsatz teilweise die Zeit zu stoppen. Ihr ist es jedoch möglich, sich in dieser Phase zu bewegen und ihren Weg auf das Dach anzutreten. Auf dem Dach bricht der Effekt ab und bringt eine drastische Nebenwirkung mit sich: Max verliert kurzzeitig ihre Superkraft. Mit einem aufgesetzten Selbstbewusstsein versucht sie Kate am Sprung zu hindern und ein Unheil zu vereiteln. Hat man während der gesamten Episode Informationen gesammelt und konnte sich wichtige Details merken, gelang es durch richtige Optionenwahl den Sturz zu verhindern und Kate zu retten. Bei einer Fehlentscheidung durfte Max mit ansehen, wie sich ihre Freundin vor ihren Augen das Leben nimmt. Nach dem Chaos erwartet Max ein letztes Gespräch im Zimmer des Direktors in Begleitung von David, Nathan und ihrem Lehrer Mark Jefferson. Ihr ergibt sich die Möglichkeit, die Wahrheit einer dieser Personen an das Licht zu bringen und nähere Ermittlungen einzuleiten. Mit der Vorschau zur dritten Episode endet „Life is Strange – Episode 2: Out of Time“.

Unsere Meinung

Entgegen meiner Erwartungen konnte ich den Anschluss zur zweiten Episode ohne Probleme wiederfinden. Nach knapp sieben Wochen Pause zwischen den einzelnen Episoden tat es schlicht gut, mal wieder in der Rolle der jungen Max zu stecken und ihrer Neugier freien Lauf zu lassen. Die kleineren Aufgaben am Anfang halfen sehr, um wieder mit der Mechanik vertraut zu werden und sich an die letzten Geschehnisse zu erinnern. Bereits zu Beginn hat man gemerkt, dass Kate Marsh in dieser Episode eine große Rolle spielen und sich die Handlung größtenteils um sie drehen wird. Natürlich sind auch hier in jeder möglichen Ecke Hinweise versteckt, die für den Verlauf der Geschichte entscheidend sind. Man tut sich damit sicherlich einen Gefallen, wenn man einige Minuten extra in die Erkundung investiert und nicht nur die nötigsten Unternehmungen tätigt. Nach einigen Entscheidungen fällt man jedoch schnell in eine gewisse Routine. Nach dem Durchsuchen der Umgebung spricht man Personen in der Nähe an. Haben diese eine Option, sich zwischen zwei Möglichkeiten zu entscheiden, erlebt man die selbe Szene meist gleich mehrmals. 

Ein kleiner Panikanfall ist erstmals aufgekommen, als ich im Kampf gegen die Zeit einen Weg finden musste, um Chloe von den Schienen zu befreien. Es ist schwer, eine schnelle Entscheidung unter Zeitdruck zu treffen und dabei sogar ein Rätsel zu lösen. Auch hier kam die Fähigkeit von Max der Situation zugunsten und so konnte ein Unheil verhindert werden.

Der psychische Druck, der auf Kate lastet, wird nach einer Unterhaltung mit ihr und dem Erkunden ihres Zimmers besonders deutlich. Schnell entwickelt man eine gewisse Sympathie und möchte ihr helfen. Ein Grund mehr, wieso die letzte Szene sehr nervenaufreibend war. Hier wurde deutlich, wie schwer es ist, eine richtige Entscheidung zu treffen, wenn man sich nicht mit Max' Fähigkeit absichern kann. Die einzelnen Optionen im Dialog zwischen Max und Kate spiegeln die gefundenen Informationen in der gesamten Episode wieder. Glücklicherweise konnte ich die wichtigsten Sachen im Kopf behalten und Kate vom Sprung abhalten.

Ein solch schwerwiegendes Ereignis lässt da die Neugier auf die dritte Episode direkt wachsen. Im Gegensatz zur ersten Episode hat sich „Out of Time“ etwas zu rasant angefühlt. Nach dem Einstieg im Zimmer von Max ging es über einen kleinen Umweg direkt zur Szenerie am Schrottplatz. Ehe man sich versah, landete man im Gespräch mit Kate und versuchte, ihr Leben zu retten. Die vermisste Rachel Amber hat nur bedingt eine kleine Rolle gespielt und das Chaos um den Tornado wurde kaum aufgegriffen. Allerdings war es sehr interessant, in eine Notsituation zu gelangen, in der man sich nicht auf das Zurückspulen der Zeit verlassen kann. Durch äußere Anzeichen wie das Nasenbluten hat man nicht das Gefühl, als könnte man die Zeit nach Belieben verdrehen. Noch sind jedenfalls zu viele Fragen offen, sodass man auf die dritte Episode gespannt bleiben kann.