Im August des letzten Jahres kündigte Square Enix gemeinsam mit den Entwicklern von Dontnod Entertainment einen recht überraschenden Titel an. Mit „Life is Strange“ wollten sie in die jüngsten Erfolge ihres letzten Titels „Remember Me“ treten und den Spielern eine einzigartige Geschichte im Episodenformat erzählen. Die erste der insgesamt fünf Episoden ist am 30. Januar sowohl für die Konsolen als auch für den PC erschienen und entführt Käufer für 4,99 Euro in die Welt von Max Caulfield ein.

Achtung! Veränderte Review-Struktur

Bevor wir mit unserem Test beginnen, wollen wir zuvor auf unsere etwas veränderte Struktur hinweisen. In der Regel decken wir in unseren Testberichten das Gesamtpaket aus Handlung, Gameplay und Technik ab. Da bei „Life is Strange“ ein Episoden-Format zum Einsatz kommt, stellen wir an dieser Stelle lediglich den Handlungsinhalt der jeweiligen Episode vor. Ausführliche Informationen zu Gameplay und Technik, sowie eine Gesamtbewertung der Staffel nach aktuellem Stand findet sich hingegen unter folgendem Link.

» Zum gesamten Review 

Episode 3: Chaos Theory - Handlung:

Da bei „Life is Strange“ die Geschichte und die Entscheidungen stark im Vordergrund stehen, wollen wir darauf hinweisen, dass dieses ausführliche Review Spoiler enthält und wichtige Ereignisse der Handlung vorgreift.

Wie bereits in der letzten Episode wacht Max in ihrem Zimmer des Mädchenwohnheims auf. Grund dafür ist eine Nachricht ihrer besten Freundin Chloe, die sie mitten in der Nacht zu sich ruft. Nach ihrer großen Rettungsaktion auf dem Dach der Blackwell Academy ist Max gemeinsam mit Kate Marsh das Gesprächsthema Nummer eins. Die meisten ihrer Mitschüler sind sehr stolz auf sie und wünschen Kate alles Beste, um möglichst schnell wieder auf die Beine zu kommen. Im Wohnheim herrscht eine nächtliche Ausgangssperre, die von Max an diesem Abend gekonnt ignoriert wird. Zu ihrem Bedauern blockiert der Rektor höchstpersönlich den Ausgang des Gebiets. Hier kann man wieder erste Erfahrungen mit Max' übernatürlichen Fähigkeiten sammeln und sich erneut an das Spiel gewöhnen.

Am Rektor vorbei geschlichen, trifft sie sich kurz darauf mit Chloe, die vor dem Eingang der Universität auf sie wartet. Über ihren Stiefvater David konnte sie die Schlüssel zur Akademie besorgen und überredet Max dazu, ihr zu folgen. Ihr Hauptziel ist es, an wichtige Informationen bezüglich David, Nathan Prescot und Rachel Amber zu gelangen. Nach geübten Blicken in der Umgebung schafft es Max, die Tür zum Direktorenzimmer zu öffnen. Drinnen findet sie neben den gesuchten Informationen auch satte fünftausend Dollar in einem Umschlag, die für eine Stiftung gedacht sind.

Hier kommt die erste große Entscheidung dieser Episode ins Spiel, bei der man Chloe entweder davon überzeugt, das Geld zu nehmen und ihre Schulden bei Frank zu begleichen, oder sie mit einer ordentlichen Portion Moral davon abhält. Nachdem sie ihr Ziel erreicht haben, beschließen die beiden Mädchen einen Abstecher in den schuleigenen Swimmingpool. Spätestens hier fällt auf, dass die gesamte Szenerie bislang nur im Dunkeln stattfand und das Licht der Handykamera ihr bestes Werkzeug ist. Im Wasser führen die Freundinnen ein langes Gespräch über die jüngsten Ereignisse und werden kurze Zeit später von der örtlichen Security unterbrochen. Ihnen ist der Einbruch klar geworden und sie suchen nach den Übeltätern. Durch ein gekonntes Versteckspiel gelingt den beiden die Flucht und sie verbringen den Rest der Nacht bei Chloe.

Am nächsten Morgen schlüpft Max in die Kleider von Chloes vermisster Freundin Rachel und verpasst sich dadurch einen neuen Style. Auch dieses Mal kann sie ihren Drang nicht ausschalten und sucht das gesamte Haus gründlich ab. In der Garage stößt sie in den Unterlagen von David auf Neuigkeiten bezüglich Rachel Amber und Frank, dem Mann, der in der letzten Episode sein Geld von Chloe verlangte. Sie erfährt, dass sich die beiden sehr nahe standen und entschließt sich dazu, Chloe mit diesen Beweisen zu konfrontieren. Zurück im Wohnzimmer angekommen, betritt auch David das Haus und es entwickelt sich ein Streit zwischen den Mitgliedern der Familie. Max steht erneut vor der Entscheidung, ob sie sich auf Chloes Seite schlägt und David mit den Beweisen anprangert oder ihn vorerst verteidigt

In der darauffolgenden Szene gibt es einen neuen Plan: In Franks Wohnwagen einbrechen und weitere Informationen beschaffen. Während Chloe für eine Ablenkung für Franks Wachhund sorgt, darf die junge Protagonistin eine Möglichkeit finden, an die Autoschlüssel zu gelangen. Nach gekonntem Nutzen ihrer Fähigkeit ist auch dieses Vorhaben kein Problem und die beiden Mädchen finden sich im Wohnwagen wieder. In einer Schublade entdeckt Max die Pistole, die Frank in Episode 2 an sich genommen hat, und hat nun die Möglichkeit, diese zurückzuholen oder sie dort zu lassen. Ihren Hauptbeweis in Form von Fotos von Rachel und Frank findet sie jedoch in einer versteckten Nische. Damit möchte sie Chloe endgültig davon überzeugen, dass sich die beiden geliebt haben und ein Pärchen waren. Die wutentbrannte Freundin will dies nicht wahrhaben und lässt Max am Wohnheim ohne weitere Worte raus.

Die junge Maxine ist nach dieser Reaktion sichtlich bedrückt und verliert sich in einem alten Erinnerungsfoto der beiden. Genau hier gelangt die Geschichte an einen Wendepunkt und Max wird durch das Foto in die Vergangenheit gezogen. Sie findet sich in ihrem 13-jährigen Körper wieder und sieht die junge Chloe, die gemeinsam mit ihrem Vater William in der Küche kocht. Der Zeitreisenden wird klar, dass dies der letzte Moment vor Williams großen Autounfall war, und sie tut nun alles menschenmögliche, um dies zu verhindern. Sie ändert den Verlauf der Zeit und schafft es, William zu retten.

Kurz darauf wacht sie wieder in der Gegenwart als Studentin an der Blackwell Academy auf. Durch die Änderung der Zeitlinie ist eine Menge passiert. Max findet sich als Mitglied des Vortex Clubs wieder und ist natürlich schwer verwirrt. An ihrem alten besten Freund Warren vorbei, der plötzlich eine andere Freundin gefunden hat, steigt sie zum Fahrer David in den örtlichen Bus ein. Auf dem Weg zu Chloes Haus entdeckt sie am Strand zahlreiche Wale, die am Ufer ihre Enden gefunden haben, und fragt sich stark, was sie nur angerichtet hat. An Chloes Familienhaus angekommen, hat sie Angst vor dem, was sie erwarten wird. Zu ihrem Glück macht ein lebendiger William die Tür auf und freut sich sichtlich, Max zu sehen. Als sie ihre beste Freundin erblickt, bleibt Max das Herz stehen. Der Schock ist groß, als sie sieht, dass Chloe nun an einen Rollstuhl gebunden ist und sich äußerlich stark verändert hat. Mit einer ratlosen „Heldin“ endet die dritte Episode zu „Life is Strange“

Unsere Meinung

Zu Beginn der Episode fallen die zahlreichen Hinweise bezüglich Kate Marsh stark auf. Da ich sie in der zweiten Episode am Selbstmord hindern konnte, tauchen überall Besserungswünsche für sie auf. Zusätzlich wird Max als Heldin gefeiert und ihr Beliebtheitspegel ist drastisch angestiegen. Spätestens als mir dies klar wurde, war ich umso glücklicher, dass Kate nun nicht im Sarg, sondern im Krankenhaus liegt.

Man war sich immer unsicher, welche Rolle Victoria in dieser Geschichte spielt und ob sie nun tatsächlich einen schlechten Charakter hat. Von ihr hat man in dieser Episode nicht sehr viel gesehen, außer in einem Gespräch mit dem Klassenlehrer. Durch weibliche Überzeugungskraft versucht sie ihn dazu zu bringen, ihr eingereichtes Foto für den Fotografie-Wettbewerb besonders gut zu bewerten. Glücklicherweise fällt Mr. Jefferson darauf nicht hinein und kann sie schnellstmöglich wieder abwimmeln. Durch solche Aktionen verbindet man bloß Negatives mit ihr und dies macht sich auch in Max' Gesprächsoptionen bemerkbar.

Positiv aufgefallen ist die Charakterentwicklung der einzelnen Personen. Sie wirken nicht mehr wie nebensächliche Darsteller, sondern können durch Taten und Gespräche stark in den Vordergrund gerückt werden. So auch war die gesamte Anfangsszene um den Einbruch in die Blackwell Academy sehr unterhaltsam. Für kurze Momente erinnerte die Umgebung des Spiels an einen Ableger des Horrror-Genres. Bloß mit einer Taschenlampe im Gepäck müssen lange Gänge erkundet und dunkle Türen geöffnet werden. Wüsste man nicht, in welchem Spiel man sich befindet, so könnte hinter jeder Ecke ein Zombie lauern.

Die schwerwiegenden Entscheidungen fielen in dieser Episode auch nicht sehr leicht. Besonders die Szenerie in Chloes Haus rund um Chloe und David war schwierig, zumal man viele Hinweise gefunden hat, die David in die Rolle eines liebenden Ehemann stecken. Ist er nun ein missverstandener Stiefvater oder ein übertriebener Kontrollfreak? Harte Entscheidung. Nicht nur hat sich durch Rachels Kleider Max' Aussehen verändert, sondern auch ihr Charakter hat scheinbare Entwicklungen durchgemacht. In Gesprächen wirkt sie viel direkter und scheut sich auch nicht vor der Herausforderung, ihre beste Freundin auf den Mund zu küssen, um nicht als Weichei dazustehen.

Als man zurück in die Vergangenheit geworfen wird und die Möglichkeit hat, William zu retten, wirken die Geschehnisse sehr irreal. Nie hätte ich damit gerechnet, dass die Episode mit einer veränderten Zukunft endet und die ganze Geschichte auf den Kopf geworfen wird. Zahlreiche Fragen bilden sich an dieser Stelle. Wieso sitzt Chloe im Rollstuhl? Was ist mit Rachel Amber passiert? Ist die Gefahr des Tornados endgültig beseitigt? Man ist gespannt wie nie auf die nächste Episode und freut sich auf die folgenden Ereignisse.