Die Kollegen des Online-Magazins Gameinformer hatten die Gelegenheit mit PlatinumGames-Mitgründer, Produzent und Entwicklungsleiter Atsushi Inaba über verschiedene Bereiche das Studio betreffend zu sprechen. Dabei ging es beispielsweise um aktuelle Projekte, die Herangehensweise des Studios bei der Entwicklung von Spielen und vieles mehr. Nachfolgend findet ihr einen Teil des Interviews zum Nachlesen.

Über den typischen Stil und das Gefühl der PlatinumGames-Spiele

„Stylish“ ist nicht unbedingt ein Teil der Essenz des Studios, jedoch beschreibt dieser Begriff ganz gut die grundsätzliche Idee von geschmeidigem Gameplay und Grafiken, die hervorstechen sowie das einzigartige visuelle Design, erklärt Inaba. Es sei schön, wenn die Leute PlatinumGames als „stylish“ betrachten. Letztendlich sei man als unabhängiges Studio auf natürlich Weise in diese Form Gameplay hineingewachsen. Dies lege möglicherweise an der Art, wie das Studio Spiele entwickelt. So wurde beispielsweise die Engine für das PlatinumGames-eigene Spiel, an dem momentan gearbeitet wird, derart entworfen, dass den Programmierern die Zusammenarbeit mit den Animatoren so reibungslos wie möglich gestalten werden kann. Das helfe oftmals dabei, Steuerung und Gameplay geschmeidig zu halten sowie die Action passend zu dosieren. Daher wurde es bereits im Vorfeld so geplant, um sicherzustellen, dass dies im fertigen Produkt ebenfalls gegeben ist.

Über die Größe des Studios

Das Studio umfasst etwa 200 Mitarbeiter, inklusive einiger externer Partner. Allerdings arbeiten die Teams parallel möglicherweise an mehr Projekten als traditionelle westliche Studios, die mit 200 Mitarbeitern vielleicht zwei oder drei Spiele gleichzeitig entwickeln oder in einigen Fällen sogar nur an einem einzigen arbeiten. Dies liege an der Selbstsucht des Studios und dem Willen, so viele Dinge wie möglich zu tun.

Über auszeichnende Merkmale der eigenen Spiele sowie des Studios

Inaba gibt an, dass die meisten ihrer Spiele eine wirklich übersichtliche und angenehme Oberfläche bieten. Dies sorgt für eine stressfreie Erfahrung und gibt Spielern die nötige Kontrolle über die Action. Die Art und Weise wie Attacken in Combos ineinander übergehen ist nahtlos und macht schlicht Sinn. Doch was all diese Spiele wirklich zusammenbringt und PlatinumGames auszeichnet, sind die Ideen rund um das Spieldesign sowie Ideen für neue Spiele, die sich das Team einfallen lässt. Es ist stets etwas Originelles und Neues. Kein Nachahmen eines aktuellen Trends, an dem dann schlicht die eigenen Merkmale angehängt werden, wie es andere Entwickler hin und wieder handhaben, so Inaba.

Ausschnitt aus dem Ankündigungstrailer zu „Bayonetta 3“ (Nintendo Switch)

Über Mikrotransaktionen und den möglichen Rückgang von Einzelspieler-Erfahrungen

Mikrotransaktionen seien ein problematisches Thema, dass gesondert betrachtet werden muss. Dieses Geschäftsmodell kann durchaus seinen Platz haben, doch Inaba glaubt, dass dies ein völlig eigener Aspekt ist und weniger damit zusammenhängt, ob Spiele umfassendere Mehrspieler- oder handlungsgetriebene Einzelspieler-Erfahrungen bieten. Solche Dinge müssen zumindest bereits zu Beginn der Designphase eines Spiels berücksichtigt werden. Sie müssen ein Kernelement darstellen. Leider ist das bei vielen Spielen nicht der Fall, so Inaba. Man merkt, dass Mehrspieler-Modi oftmals erzwungenermaßen angeheftet wurden, da der Publisher es für nötig hielt. PlatinumGames fühlt sich in jedem Fall der Herausforderung gewachsen, Mehrspieler-Erfahrungen und weiteres zu kreieren. Jedoch unter der Voraussetzung, dass dies von Beginn an Teil des Spieldesigns ist.

Woran arbeitet das Studio momentan?

Aktuell ist das Studio bemüht, eine eigene Marke – ein eigenes Spiel – zu kreieren. Zwar habe man in der Vergangenheit schon öfter an völlig neuen Spielen gearbeitet, diese seien jedoch in Zusammenarbeit mit diversen Publishern entstanden, so Inaba. Man ist nun immer stärker daran interessiert, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und nicht nur eigene Spiele selbständig zu kreieren, sondern diese auch selbst zu vermarkten.

Während des letzten Jahres gestattete es das Unternehmen im Grunde jedem, eine Spielidee vorzuschlagen, führt Inaba fort. So kamen im vergangenen Jahr etwa 70 Designdokumente von verschiedenen Leuten zusammen. Dies beinhalte noch nicht einmal all die weiteren zufälligen und verworfenen Ideen. Am Ende des ganzen Prozesses legte sich das Studio auf zwei Entwürfe fest, auf die man sich nun konzentrieren wird.

Des Weiteren sprach Inaba über den Umfang dieser Projekte. Als unabhängiges Studio sei man nicht dazu in der Lage, ein Triple-A-Spiel zu entwickeln, welches über ein Budget von etwa zehn Millionen US-Dollar hinausgeht. Derartige Finanzressourcen besitzt das Studio nicht. Allerdings werde man auch kein typisches Indie-Spiel entwickeln, an dem dann nur einige wenige Mitarbeiter sitzen. Inaba denkt dabei eher an einen gesunden Mittelweg, bei dem womöglich etwa 20 Leute am Spiel arbeiten.

Screenshot aus dem Spiel „GRANBLUE FANTASY PROJECT Re: LINK“ (PlayStation 4), das dieses Jahr in Japan erscheinen soll

Wird sich der Schritt der Eigenvermarktung auf die Veröffentlichung von Triple-A-Spielen oder die Beziehungen zu anderen Publishern auswirken?

Das Team werde auch weiterhin Triple-A-Spiele für andere Publisher entwickeln, da man nicht die Finanzen habe, die Risiken der Eigenvermarktung zu tragen und sich ausschließlich darauf zu beschränken. Um solche Spiele zu erschaffen, braucht es die Unterstützung eines großen Unternehmens. PlatinumGames denkt nicht, dass die Veröffentlichung eigener Titel, rein abhängig von deren Größe und der Art des Spiels, die Beziehungen zu anderen Publishern in irgendeiner Form beeinflussen wird. Schließlich wird es, verglichen mit den eigenen Spielen, massive Unterschiede in Stil, Größe und Umfang der Titel geben, die sie für andere Publisher entwickeln. Die Partnerunternehmen werden leicht erkennen, dass PlatinumGames damit keinesfalls im selben Markt agiert oder gar eine Konkurrenz darstellt.

Das Kreieren von etwas Eigenem sowie die Selbstvermarktung stellt das gesamte Team vor eine große Herausforderung. Doch jeder ist unfassbar motiviert und arbeitet daran, diese Aufgabe zu meistern. Zum Abschluss gibt Inaba an, dass sich die Fan für die Zukunft auf etwas „cooles“ von PlatinumGames freuen dürfen. Das vollständige Interview findet ihr auf Gameinformer.com.