Die „Gran Turismo“-Reihe zählt nicht umsonst zu einer der realistischsten Rennsimulationen der jetzigen Zeit. Jedes Jahr werden neue Rennfahrer über die GT-Academy-Veranstaltungen auserkoren. Während Polyphony sich für „Gran Turismo 5“ sehr lange Zeit gelassen hat und die Fans schon ungeduldig gewartet haben, kommt der neuste Ableger der Rennserie bereits drei Jahre nach dem letzten Titel. Ob die wenigen Jahre der Entwicklung ausgereicht haben, um die Simulation noch einmal bedeutend in ihrer Realitätsnähe zu steigern oder ob man sich bereits auf dem Erfolg des vorangegangen Teils ausgeruht hat, erfahrt ihr in unserem Review.

Riech meinen Staub und friss meine Reifen!

„Gran Turismo“ steht sicherlich nicht für eine großartige Story, hier geht es einzig und allein um ein realistisches Fahrgefühl. Aus diesem Grund befinden wir uns ziemlich schnell im Menü, welches im Vergleich zum Vorgänger deutlich aufgeräumter und übersichtlicher daherkommt. Neben der Betrachtung unseres Fuhrparks oder selbst geschossener Bilder können wir auch unsere Statistik in Augenschein nehmen oder zusätzliche Credits mit echtem Geld kaufen, die die Währung bei „Gran Turismo“ widerspiegeln.

Nebst diesen finden wir im Menü noch alles zum Online-Spielen, den bekannten Arcade-Modus, Karrieremodus, unseren Autohändler, bei dem jedes Fahrerherz einen Hüpfer macht, Tuning vom Feinsten, Spezialveranstaltungen und die sogenannte Fotoreise, um die hiesigen Boliden von jeder Seite fotografieren zu können. Jeder, der sich in der Karriereleiter nicht erst hocharbeiten möchte, um die PS-starken Fahrzeuge einmal testen zu können, findet im Arcade-Modus eine kleine Auswahl aller Autogruppen, um die Pedale auf allen in „Gran Turismo“ verfügbaren Strecken durchzudrücken. Im Genaueren handelt es sich hierbei um 37 Strecken mit zahlreichen Streckenlayouts. Ob auf realen Strecken oder von den Entwicklern erstellten Strecken, hier findet sich eine ziemlich bunte Mischung. Die Fahrt kann wahlweise alleine oder mit einem weiteren Mitspieler im geteilten Bildschirm beginnen. Wer später einige Fahrzeuge sein Eigen nennen kann, darf auch die Favoriten in diesem Modus zum Einsatz bringen.

Aller Anfang ist schwer!

Den ersten Schritt, den jeder tun sollte, ist jedoch, sich in der Rennszene einen Namen zu machen. Der Karrieremodus beginnt recht schleppend mit einer PS-schwachen Karre, die schnell an ihre Grenzen kommt. Erst langsam erhält man das nötige Geld für weitere Boliden, bei denen das Fahren zum Erlebnis wird. Je weiter man in der Karriere fortschreitet, desto größer werden die Herausforderungen. Damit nicht auf ein teures Auto gespart wird und dann die Gegner in den Schatten gestellt werden, gibt es immer gewisse Begrenzungen für die Wahl des fahrbaren Untersatzes.

Abgesehen der reinen Rennen darf man sich auch vielen interessanten Herausforderungen stellen, wie das Umschubsen einer gewissen Anzahl an Pylonen unter Zeitdruck. Durchweg erhält man für seine Leistung neben dem Geld ebenso Sterne. Die Karriere ist aufgeteilt in viele Rennklassen, an denen am Ende ein Fahrertest und später eine letzte große Championship anknüpfen. Bei den Fahrertests wird dem Spieler das punktgenaue Abbremsen, Slalomfahren oder ähnliches mit einer bestimmten Zeitvorgabe abverlangt. Bei besonderen Leistungen winkt hier oftmals sogar ein kostenloses Auto.

Ey Mann, wo is‘ mein Auto?

Um die vorgegeben Leistungsgrenzen immer optimal ausreizen zu können, ist der Gang zum virtuellen Autohändler unabdingbar. Aufgeteilt auf drei Kontinente erhält jede enthaltene Automarke ihren eigenen Bereich. Alle wichtigen technischen Angaben sind stilvoll aufgelistet. Während im Vorgängerteil noch nach sogenannten Premium- und Standard-Autos getrennt wurde, ist nun alles vereint. Man sollte sich allerdings nicht davon beirren lassen, denn es gibt weiterhin Differenzen bei den einzelnen Autos. Einige Fahrzeuge verfügen lediglich über eine stockdunkle Cockpit-Ansicht, die Außenansicht wirkt kantiger und nicht sonderlich detailreich. Überhaupt sollte man sich von den geworbenen 1.200 Autos nicht blenden lassen. Viele japanische Hersteller haben zahlreiche Modelle gleich doppelt und dreifach enthalten. Ein Mitsubishi Lancer kann beispielsweise gleich 23 Mal gefunden werden. Was jedoch bei anderen Herstellern zu einem Überfluss an Autos führt, fehlt wiederum anderen. Wer die Leistungsgrenze möglichst gut ausschöpfen möchte, muss sich auf eine lange Suche begeben, da die vom Spiel empfohlenen Autos immer nur einen kleinen Ausschnitt darstellen.

Wem das eigene Auto nicht gefällt oder noch zu schwach ist, hat bei „Gran Turismo“ optimale Bedingungen, um das zu ändern. Der Tuningbereich ist noch einmal vergrößert worden. So kann wirklich fast alles angepasst werden. Ob Felgen, Aerodynamikteile, Lachgas, Sportauspuff und vieles mehr, hier sollte jeder fündig werden. Daneben kann auch der Fahrer angepasst oder das Auto mit einem Ölwechsel oder der Generalüberholung des Motors etwas mehr in Schuss gebracht werden.

Ich bin nicht der einzige Fahrer!

Wer immer noch nicht genug hat, kann bei besonderen Veranstaltungen teilnehmen. Wieder im Rennen sind die Red Bull X-Challenges mit Sebastian Vettel oder eine spritzige Tour über den Mond. Darüber hinaus werden immer wieder Events für einen gewissen Zeitraum online gestellt, die für Abwechslung sorgen sollen. „Gran Turismo“ bietet zudem die einzigartige Möglichkeit, Prototypen zu testen, die immer mal wieder dem Spiel nachgereicht werden. Die gegnerische KI im Spiel ist immer so gut, wie die Leistung des Boliden. Einen Gummibandeffekt konnte nicht wahrgenommen werden. Auch wenn sich die Gegner immer nah an der Ideallinie aufhalten und wenig Fahrfehler preisgeben, so leisten sie sich doch des Öfteren eigene Kopf-an-Kopf-Rennen oder suchen den Windschatten.

Im Online-Modus finden Rennspielfans die nächste Herausforderung. Zahlreiche von anderen Spielern erstellte Lobbys können betreten werden oder nach Wahl auch eine eigene Lobby. Die Anpassungsmöglichkeiten erstrecken sich über viele Details, wie das Wetter der Strecke, einer Begrenzung der Leistungspunkte oder der Erlaubnis für bestimmte Fahrhilfen. Für das richtige Fahrerlebnis sollte man grundsätzlich so viele Fahrhilfen wie möglich ausstellen. Im Gegensatz zum lokalen Spielerlebnis gibt es ausschließlich im Online-Modus ein Schadenssystem, bei dem nach Unfällen die Lenkung eingeschränkt ist oder der Motor nicht die volle Leistung bringt. Diese Störungen sind jedoch nur zeitlich begrenzt und überdauern nicht das komplette Rennen oder bis zum nächsten Boxenstopp. Des Weiteren kann nur online die Abnutzung der Reifen oder der Verbrauch von Treibstoff aktiviert werden. Den puren Realismus findet man daher ausschließlich hier.

Technik

Das Spiel läuft flüssig in höchster Auflösung. Lediglich die langen Ladezeiten sind störend. Die Strecken sind optisch wirklich gelungen, doch nur, solange der Blick nicht auf das Umfeld abschweift. Die Bäume verfolgen einen im wahrsten Sinne des Wortes, denn hierbei handelt es sich nur um bedruckte 2D-Modelle, die sich mit dem Fahrer bewegen. Die ineinander gesteckten 2D-Modelle des Vorgängers sind immerhin überwiegend ausgetauscht. Während die Leute in erster Reihe am Streckenrand noch in 3D modelliert wurden, muss die zweite Reihe meist schon Abstriche in der Anzahl der Dimensionen und der Pixel machen.

Besonders die neuen Autos in diesem Ableger machen optisch etwas her. Die Reflektionen auf der Motorhaube lassen sich sehen, der Motorensound jedoch weiterhin nicht. Das ist auch ein Punkt, der immer noch von vielen kritisiert wird und zwar zu Recht. Die Power, die in jedem Auto steckt, kommt nicht richtig zur Geltung. In diesem Ableger hat man vermehrt auch Nachtrennen veranstalten lassen, den Entwicklern ist dabei wohl entgangen, dass gegnerische Autos einen eigenen Lichtkegel besitzen sollten, wie es im Vorgänger noch der Fall war oder zumindest überhaupt über Scheinwerfer verfügen sollten. Aufgewirbelter Staub und Schnee machen hingegen einen viel besseren Eindruck und erzeugen keine starke Treppchenbildung. Auf ein optisches Schadensmodell müssen wir wohl noch lange warten, was sich bei so vielen Autos sicherlich als eine Mammutaufgabe gestaltet. Bisher finden sich lediglich ein paar kleine Kratzer und Beulen auf dem Lack, für die man sich schon etwas anstrengen muss. Auch der Ton bei Unfällen geht über ein miserables „Blong“ nicht hinaus.

Der fahrerische Aspekt ist dafür besser denn je. Die Physik, die in den einzelnen Modellen steckt, bewegt sich auf höchstem Niveau. Die Autos werden von den G-Kräften beeinflusst, die Reifenwahl erzeugt manchmal Wunder. Wer den optimalen Spielspaß erleben will, der sollte den Kauf eines Lenkrades in Betracht ziehen. Ebenso empfehlen wir, einmal alle Hilfen auszustellen. Einen Lamborghini Aventador beispielsweise mit ausgeschalteter Traktionskontrolle auf der Piste zu halten, gestaltet sich alles andere als einfach. Der Sound im Menü stört allerdings bereits nach einigen Wiederholungen, in den Rennen kommt der Soundtrack jedoch stimmig und passend daher. Er bleibt aber im Vergleich zu anderen Rennspielen nicht im Kopf hängen. Wer mit der Musik nichts anfangen kann, hat die Möglichkeit, eigene Songs von der PlayStation 3 abspielen zu lassen.