Im Kino sind Reboots zurzeit total im Trend. Doch auch auf Videospiel-Franchises soll die Frischzellenkur nun angewendet werden. Diesmal erwischt es „Strider” aus dem Hause Capcom. Schon seit dem NES ist Strider Hiryu auf Konsolen unterwegs und nun erlebt er endlich sein erstes HD-Abenteuer. Wir haben ihn dabei begleitet. Ob das Reboot uns gefallen hat, lest ihr in den folgenden Zeilen.

Böser Russe in Videospielen #1529

In Kazakh City versucht der böse Grandmaster Meio seinen teuflichen Plan auszuführen. Doch Strider stellt sich ihm und seiner Armee in den Weg, um die Schreckensherrschaft Meios zu beenden. Mehr muss man zu der Geschichte nicht sagen, da sie im Spielverlauf total irrelevant ist. Man schlängelt sich wie auf Schienen von einer Szene zur nächsten und hofft, dass die Geschichte noch interessanter wird. Doch die gesamte Story um den diktatorischen Klischee-Russe ist auch bis zur letzten Minute einfach nur uninteressant.

Spielfluss aus einem Guss

Bei einem Action-Spiel wie „Strider” sollte man sowieso nicht viel von der Geschichte erwarten, vor allem nicht, wenn das Spiel dahinter genau ins Schwarze trifft. Doch erstmal von vorne: Ohne ausschweifende Tutorials wird der Spieler sofort in das Geschehen reingeworfen. So schnetzelt man sich durch die verschiedenen Gegner. Das sind zum Beispiel fliegende Drohnen oder große Roboter. Alleine sind die Gegner meistens keine Probleme, doch oft tauchen sie in Gruppen auf und dann kann man schonmal schnell den Game Over-Bildschirm sehen. Das ist vor allem ärgerlich, da die Checkpoints relativ rar gesät sind.

Insgesamt ist das Spiel aber dennoch ein wenig einfacher ausgefallen, als die Wurzeln es vermuten lassen. Wer überhaupt gefordert sein möchte, sollte sofort auf Schwer einsteigen. Nachdem man sich nun gegen die Angreifer gewehrt hat und immer dem Punkt auf der Karte gefolgt ist, gelangt man in regelmäßigen Abständen zu einem Endgegner. In diesen Momenten zeigt „Strider”, dass die Entwickler verstanden haben, wieso ein Retro-Spiel heute noch verzaubern kann. Denn die Bosse machen nicht nur extra viel Schaden, sondern haben viele verschiedene Angriffpatterns. Man sollte sich gut konzentrieren, damit man erkennt, wie man als nächstes agieren sollte, ohne viel Schaden zu erleiden. Zudem sind die Kämpfe gegen die Endgegner meist spektakulär inszeniert, wodurch man vor allem in diesen Momenten das Gamepad nicht mehr loslassen möchte. Nach einem Boss winkt eine neue Fähigkeit. So kann man zum Beispiel seine hilfreichen Roboter Option A, Option B oder Option C herbeirufen, die einem tatkräftig im Kampf mit Schildern oder Plasmaschüssen helfen.

An jeder Ecke ein Collectible

Das gesamte Spiel läuft aus der 2D-Ansicht ab. Die Spielwelt ist in kleinere Abschnitte unterteilt, die auf typische Metroidvania-Art erkundet werden. Dabei hilft vor allem der Greifhaken, mit dem man an Wände emporfliegen kann. Dadurch entsteht auch ein taktischer Faktor gegen Gegner oder es hilft beim Ausweichen von Fallen. Zusätzlich haben die Entwickler eine sehr angenehme Karten-Funktion eingebaut. So wird immer in Meter-Angaben angezeigt, wo sich der nächste Punkt befindet, der die Story weiter voran bringt. Auch kann man auf der Karte stets die sammelbaren Items erkennen, wodurch frustrierendes Suchen nach Gegenständen bei „Strider” kein Thema ist.

Typischerweise für ein Metroidvania muss man immer wieder zwischen den einzelnen Orten hin und herreisen, damit auch das letzte Collectible gefunden wird. So schaltet man zum Beispiel mehr Leben, Energie, Challenge-Missionen oder Galerie-Items frei. Die Missionen bieten abseits der Story weitere kleinere Aufgaben, die alles vom Spieler abverlangen. Sowieso sollte man sich an diese Missionen erst heranwagen, nachdem man die Geschichte durchgespielt hat, da man die Fähigkeiten aus dem Hauptmodus übernimmt. Ohne diese sind die meisten Missionen in dem kurzen Zeitlimit überhaupt nicht möglich.

Einfrierende Grafik und auftauender Soundtrack

Die Grafik ist eine Mischung aus Cel-Shading-Charakter-Modellen und realistischen Umgebungen. Viele bunte Effekte fliegen durch den Bildschirm und werten das gesamte visuelle Bild auf. Denn fast immer befindet man sich in mechanischen Räumen, die oft sehr trist wirken. Da hätten mehrere Schauplätze der Abwechslung sicherlich gut getan. Das Spiel kommt auf der PlayStation 3 zudem öfters mal ins Straucheln. Manchmal friert sogar der gesamte Bildschirm ein. Das trübt ein wenig den ansonsten sehr angenehmen Spielfluss. Da hofft man doch sehr, dass es bei der PlayStation 4-Fassung anders aussehen wird.

Der Soundtrack ist oft nur im Hintergrund leise zu hören. Es gibt jedoch Momente, in denen der Sound in den Vordergrund rückt und dann lässt er es auch so richtig krachen. Der Retro-Soundtrack und die neu dazu gemischten Rock-Klänge verschwimmen zu einer Mischung, die einen durch das Spiel treiben lässt. Er passt perfekt zu dem, was auf dem Bildschirm passiert und nicht nur einmal wünscht man sich Dauerschleifen der einzelnen Musikstücke. Die Synchronisation und auch die generelle Aufmachung erinnern stark an einen Samstag-Morgen-Cartoon. Dadurch bekommt das Spiel nochmal einiges mehr an Charme.