Lange mussten Besitzer einer PlayStation 3 auf eine Umsetzung des beliebten Kartenspiels „Yu-Gi-Oh!“ warten. Während in Amerika bereits „Yu-Gi-Oh! 5D's Decade Duels Plus“ den Weg auf Sonys Konsole fand, haben die Spieler in Europa erst vor kurzem mit „Yu-Gi-Oh! Millennium Duels“ die Chance bekommen, sich mit den Monstern zu duellieren. Ob sich das Warten gelohnt hat, erfahrt ihr in unserem Review.

Geschichte? Welche Geschichte?

Beim Starten des Spiels wird der Spieler von dem Roboter „IN4-M8“ begrüßt. Dieser führt durch ein umfangreiches Tutorial, das neben den Grundlagen auch einige erweiterte Strategien erläutert. Damit sowohl Neueinsteiger als auch fortgeschrittene Duellanten hilfreiche Tipps bekommen, ist jede Lektion frei wählbar. Praktisch ist das besonders für diejenigen, die einige der neueren Regeln nicht kennen. Insgesamt ist das Spiel durch das Tutorial recht einsteigerfreundlich, obwohl mehr Tiefgang und Erklärungen besser gewesen wäre.

Wer nach einem echten Story-Modus sucht, wird enttäuscht sein. „Yu-Gi-Oh! Millennium Duels“ bietet in dem Bereich lediglich einen simplen Einzelspieler-Modus. In diesem wird zunächst eine der vier Anime-Serien ausgewählt, um anschließend gegen 80 Helden und Bösewichte aus der Vorlage zu kämpfen. Diese benutzen tatsächlich die Karten, für die sie in der Serie bekannt geworden sind. Eine Geschichte wird jedoch in keiner Form geboten. Mehr als ein Duell nach dem anderen zu bestreiten, bietet dieser Modus demnach nicht. Zwar ist dies bei einer Karten-Simulation nicht unbedingt notwendig, eine schöne Abwechslung wäre es aber schon gewesen.

Zeit für ein Duell!

Das Spiel verfolgt konsequent die Mechaniken des originalen Kartenspiels. Zu Beginn eines Duells erhält jeder Spieler fünf Karten aus seinem Deck. Diese lassen sich grundsätzlich in drei Kategorien unterteilen: Monster, Zauber und Fallen. Während der Spieler mit den Monstern versucht, die Lebenspunkte seines Gegners auszulöschen, können die Eigenschaften der Monster sowie das allgemeine Spielgeschehen mit den anderen Karten verändert werden. Dabei kommen noch weitere Regeln hinzu, wie zum Beispiel Geschöpfe mit verschiedenen Effekten, Fusionen aus mehreren Monstern und Opferungen, um stärkere Wesen auf seiner Seite zu haben. Die Simulation schafft es, das Spiel so realistisch wie möglich zu halten. Mehr als simples Karten auswählen und platzieren, wird vom Spieler nicht abverlangt. Das Problem bei den Duellen, ist leider bei den Computer-Gegnern zu finden. Diese führen ihre Züge teilweise so schnell aus, dass man dem Geschehen nicht mehr folgen kann, sofern man nicht jede Karte kennt.

Neben dem Einzelspieler-Modus können sich Spieler auf der ganzen Welt online duellieren. Dabei kann man zwischen dem normalen Spiel und dem Ranglisten-Spiel unterscheiden. Egal, ob aus Spaß oder für einen Platz auf der Weltrangliste, das Duel lässt sich individualisieren. Zusätzlich zu dem klassischen Modus gibt es die Tag-Duelle. Diese lassen euch mit einem Mitspieler gegen zwei Gegnern gleichzeitig antreten, was eine neue Herangehensweise an das grundlegende Konzept fordert. Für das Gewinnen einer Partie im Einzelspieler-Modus erhält der Spieler einige neue Karten, die zukünftig einen Platz im eigenen Deck bekommen können. Verliert man eine Runde, so bekommt man einen kleinen Trostpreis. Es ist jedoch jedes Mal ein gutes Gefühl, sein Deck durch einen Sieg erweitern zu können.

Ein teurer Spaß

Jedoch muss man an dieser Stelle auch die meiste Kritik ausüben. Wer ein bestimmtes Deck haben möchte, der hat zwei Möglichkeiten. Der Spieler könnte sich so lange duellieren, bis er die gewünschten Karten zufällig gewinnt. Der andere Weg besteht darin, sich gegen Geld neue Karten im PlayStation Network zu kaufen. Die Pakete, die man für kleines Geld bekommen kann, enthalten 24 bis 55 Karten, die nur zusammen gekauft werden können. Wird eine bestimmte Karte dreimal für das Traum-Deck benötigt, muss das Paket auch dreimal gekauft werden. Im Endeffekt wird dadurch auch Geld für Karten ausgegeben, die man nicht möchte und nicht benötigt. Ein Deck nach einem bestimmten Plan zu bauen, ist somit nahezu unmöglich, was eine sonst gelungene Simulation zu einem nicht planbaren Glücksspiel macht. Selbst gewillte Spieler werden hier auf ein Hindernis stoßen, da die meisten Inhalte nur spärlich benannt sind und die Karten der Pakete noch nicht einmal aufgelistet werden. Somit wird eine vorherige Recherche notwendig, damit man nicht unnötig Geld ausgibt.

Technik

Die technische Seite von „Yu-Gi-Oh! Millennium Duels“ ist eher notdürftig. Zwar wurden die Charaktere und Karten sehr schön gezeichnet, die allgemeine Atmosphäre wird allerdings keinen Spieler beeindrucken. In den Duellen sowie dem Menü sieht man nur einen blauen Hintergrund mit weißen Elementen, die an den Film „Tron“ erinnern. Ebenso muss auf die 3D-Modelle verzichtet werden, die man schon auf dem Nintendo DS gesehen hat. Lediglich bei einigen wenigen Karten gibt es eine kurze 2D-Animation, die kaum der Rede wert ist. Dadurch kann das Spiel nicht über eine unspektakuläre Simulation hinausragen, die sich nicht einmal grafisch von dem originalen Kartenspiel trennen kann. Die Musik schafft es ebenso nicht, sich von diesem getrübten Bild zu trennen. Eine eher langweilige Melodie verfolgt den Spieler so lange, bis dieser einfach die Musik abstellen wird. Die kurzen Töne, die eine gespielte Karte erzeugt, sind ebenso kaum von Bedeutung. Gelegentlich werden die Duelle im Online-Modus sogar von kurzen Rucklern unterbrochen, die den Spaß allerdings nicht zu sehr trüben.