SquareEnix ist vor allem für Rollenspiele mit epischem Ausmaße bekannt. Jedoch schaffen es immer mal wieder kleinere Titel in das Repertoire des Publishers, die ein wenig anders als das Gewohnte sind. Dazu zählt definitiv die „Drakengard“-Reihe, die in Europa vor allem durch das Spin-Off „Nier“ bekannt ist. Wir haben unsere Schwerter gewetzt und sind mit einem Drachen in die Welt von „Drakengard 3“ geflogen. Was wir so erlebt haben, erfahrt ihr im folgenden Review.

Ein Land beschützt von der Macht des Liedes

In einer Welt, die von sechs Schwestern durch die Kraft der Lieder beschützt wird, will eine der Schwestern, Zero, die Ordnung in der Welt aus der Balance bringen, in dem sie jede einzelne ihrer Schwestern tötet. Zusammen mit ihrem Drachen Michael begibt sie sich nach Cathedral City, wo sie kurz davor ist, ihr Ziel zu erreichen. Jedoch kommt erstens alles anders und zweitens als man denkt: Zero verliert ihren Arm und Michael stirbt und wird als der kindliche Drache Mikhail wiedergeboren. Mit einer Rose im Auge startet sie ihren Feldzug gegen ihre Schwestern ein Jahr später erneut.

Die Geschichte präsentiert sich in sehr schön Zwischensequenzen, die dem Rest ein wenig die Show stehlen. Je mehr man im Spiel voranschreitet, desto besser wird die Story um Zero und Mikhail. Wer wirklich alles sehen möchte, wird mindestens 40 Stunden beschäftigt sein, da nach dem ersten Ende, das nach acht Stunden über den Bildschirm flattert, noch drei weitere folgen werden. Wer sich sonst über zu wenig Inhalt nach dem Durchspielen ärgert, der wird mit „Drakengard 3“ seine vollste Freude haben.

Bei weitem kein Rollenspiel

Doch diese Freude ist auch davon abhängig, ob das Spielkonzept einem gefällt, denn dort werden sich sicherlich die ein oder anderen Geister scheiden. Zunächst einmal muss ein Irrtum vom Tisch geräumt werden: „Drakengard 3“ ist kein Rollenspiel und sollte auch nicht als eines bezeichnet werden. Das Levelsystem ist totaler Quatsch und hat einen reinen kosmetischen Faktor im Menü, wirkliche Vorteile bringt es nicht. Das Verbessern der Waffen kennt man auch aus anderen Hack’n’Slays und als solches sollte das Spiel auch betrachtet werden.

Denn das Spielkonzept fühlt sich an wie ein schlauchiges „Dynasty Warriors“ mit etwas mehr Tiefgang. Es wird zwar viel auf die Tasten gehämmert, jedoch bekommt der Kampf durch das Ausweichen, dem Blocken und Kontern eine erfrischende Prise an Taktik. Leider läuft man in den einzelnen Missionen, die jeweils ca. 20-30 Minuten dauern, in der Regel immer nach vorne und besiegt eine Gegnerwelle nach der nächsten. Es gibt zwar verschiedene Gegnertypen, jedoch reicht es in der Regel, nach vorne zu preschen und einfach nur auf die Tasten zu hämmern.

Wahl der Waffen

Um ein wenig Abwechslung in das Spiel zu bringen, schaltet man im Lauf der Geschichte insgesamt vier verschiedene Waffentypen frei. Schwerter sind die Allrounder und können schnelle Hiebe mit einer mittleren Reichweite verteilen. Speere hingegen helfen gegen große Schilder und verteilen einen hohen Schaden am Gegner. Mit den Kampfhandschuhen lässt sich ein einzelner Kontrahent ordentlich vermöbeln. Für eine Gruppe an Gegnern oder entfernten Zielen eignen sich die Diskus-artigen Chakrams. Zwischen den Missionen können diese noch bis Level Vier verstärkt werden, wodurch sie einen neuen Angriffswert und weitere Combos bekommen. Im Vergleich zu den Vorgängern bekommt der Spieler aber trotzdem eher eine nüchterne Auswahl an Waffen geboten. Jedoch fügen sich diese so gut ins Spiel ein und der Wechsel fühlt sich sehr natürlich an, sodass man die fehlende Varietät ein wenig verzeihen kann.

In jedem Level gibt es unterschiedlich viele kleine Kampfarenen, in denen man immer eine bestimmte Anzahl an kleinen und großen Gegnern zur Strecke bringen muss. Vor allem in diesen Momenten hilft der spezielle Intoner-Modus. In diesem kann Zero keinen Schaden mehr nehmen und sich in rasender Geschwindigkeit um den Gegner bewegen, um dessen Lebensanzeige fast genauso schnell auf null zu bringen. Dies hilft auch in den kniffligsten Momenten enorm aus und bringt ordentlich Laune, den Gegnern in Windeseile eins auszuwischen.

Auf den Schwingen eines Drachen

Für ein wenig Abwechslung sorgen rar gesäte Szenen, in denen Zero auf dem Rücken von Mikhail reitet. Wie im Vorbild „Panzer Dragoon“ fliegt man auf vorgegebenen Bahnen durch die Lüfte und schießt Gegner mit Feuerbällen vom Himmel. Mehr passiert dort nicht, jedoch kann man auch auf dem Land laufen und von dort die Gegner mit Stoßattacken oder Flammenatem zur Strecke bringen. Doch vor allem in diesen Abschnitten geht die Framerate sehr schnell in die Brüche und wirklich Spaß machen die Flugpassagen nicht.

Ferner bringen auch die Nebenmissionen nicht mehr Abwechslung. In diesen wird vom Spieler immer wieder verlangt, eine bestimmte Anzahl an Gegenständen zu finden oder gegen eine Vielzahl von Gegnern mit einem Zeitlimit zu bestehen. Immerhin bekommt man dadurch Belohnungen, die zum Beispiel die Anzahl an Heilitems erhöht, die man auf einmal tragen darf.

Spaßige Kämpfe, wie man sie woanders verzweifelt sucht

Insgesamt bietet das Spiel nicht viel Abwechslung. Jeder der Schlauchlevels fühlt sich gleich an, da helfen auch die verschiedenen Gegnertypen nichts, da man immer nur drauf hauen muss. Jedoch ist dies zu verzeihen, da sich der Kampf so natürlich und spaßig anfühlt. Genau dieses Spielgefühl sucht man bei einem „Dynasty Warriors“ vergeblich. Genau deshalb sollten auch Gegner der genannten Reihe einen Blick auf „Drakengard 3“ werfen, da es sich lohnen könnte. Jedoch sind die mangelnde Abwechslung und der fehlende Tiefgang nicht von der Hand abzuweisen.

Altbackene Grafik trifft auf guten Soundtrack

Die Grafik ist eine einzige Enttäuschung. Das Spiel läuft konstant unter den 30 FPS, was man vor allem unter Betrachtung der Charakter-Modelle nicht verzeihen kann, da diese gerade einmal auf hohem PS2-Niveau sind. Auch die restliche Umgebung verlangt der PlayStation 3 zu keiner Zeit sonderlich viel ab. Vor allem ist es unverständlich, wieso jede Umgebung sehr blass und trostlos erscheint. Es fühlt sich an, als hätte sich ein dichter, unangenehmer Nebel über die ganze Welt gelegt. Ein wenig mehr Farbsättigung wäre sicherlich drin gewesen. Ein weitere nicht nachvollziehbarer Schritt, stellt die Verwendung der Unreal Engine 3 für einen exklusiven PlayStation 3-Titel dar. Es sollte mittlerweile bekannt sein, dass die allseits beliebte Engine immer eine sehr schlechte Performance auf dem schwarzen Kasten erzielt. Eine hauseigene Engine von SquareEnix selbst, hätte sicherlich ein besseres Ergebnis erzielt.

Da fällt der Soundtrack hingegen schon angenehmer aus. Eine schöne Komposition folgt der nächsten und untermalt das Geschehen auf dem Bildschirm sehr gut. Die Synchronisation ist ohne den kostenpflichtigen DLC nur auf englisch verfügbar, die ihren Job nicht immer perfekt machen , aber trotzdem unterhalten können. Jedoch wird während der Missionen konstant geplappert, was den Soundtrack leider noch ein wenig mehr in den Hintergrund rücken lässt.

Achtung: Vulgarität ist an der Tagesordnung

An dieser Stelle sei auf den sehr kruden und vulgären Humor hingewiesen. Jeder der Charaktere hat eine perverse Ader und lässt diese in den immer währenden Gesprächen zu Genüge zum Vorschein kommen. Man sollte sich also nicht über einen Masochisten wundern, der sich an jedem Schmerz vergnügt oder wenn ein alter Mann mit dem wohl größten dritten Bein der Welt seine Erfahrungen an die jüngere Generation weiter gibt. Wer also schnell von sexuellen Themen abgeschreckt wird, der wird mit „Drakengard 3“ auf gar keinen Fall glücklich werden.