Einige Wochen nach dem Release von „Wolfenstein: The New Order“ kommt die PlayStation 3 noch einmal in den Genuss eines First-Person-Shooters rund um den Zweiten Weltkrieg. Inwieweit „Enemy Front“ allerdings tatsächlich ein Genuss ist, wollen wir euch in unserem Review verraten.

Kriegskorrespondent und Widerstandskämpfer

Anstatt in der Rolle eines Soldaten oder Wiederstandskämpfers schlüpft man in „Enemy Front“ in die Rolle eines Kriegskorrespondenten, der sich, als er Zeuge von den Gewaltverbrechen der Nazis wird, dazu entschließt, die Kamera wegzulegen und stattdessen zum Karabiner zu greifen. Robert Hawkings ist eben jener Kriegskorrespondent, der in 16 Missionen unter anderem in Polen, Frankreich, Norwegen und Deutschland den Kampf gegen das Naziregime aufnimmt.

Laut statt Leise

Grundsätzlich kann Mr. Hawkings den Kampf gegen den Feind auf zwei Arten bestreiten. Zum einen kann er versuchen, möglichst unauffällig zu agieren, indem er Feinden per Scharfschützengewehr das Licht ausknipst oder sich an sie heranschleicht, lautlos aus der Deckung ausschaltet und ihre Leiche versteckt. Aber er kann natürlich auch die Waffen sprechen lassen und einen Gegner nach dem nächsten ins Reiche der Tiefe schicken. Letzteres ist zwar weder sonderlich kreativ noch herausfordernd, erfüllt allerdings seinen Zweck. Ab und an sorgt man noch für etwas Ablenkung, indem man beispielsweise die Handbremse eines Lastwagen löst und einen Berg in die feindliche Armee rollen lässt.

Wer sich für den leisen Weg entscheidet, wird allerdings schon nach den ersten Versuchen merken, dass es in der Regel doch darauf hinausläuft, dass man sich mit einem Gewehr mit einer Armee von feindlichen Soldaten konfrontiert sieht. Das liegt daran, dass man schneller entdeckt wird als einem recht ist, auch wenn man nicht erkennen kann, wo sich der Feind befindet, der einen entdeckt hat, und zum anderen an der erschreckend schwachen Grafik, die einen Feind auch schon einmal aus dem Nichts auftauchen lässt. Und wenn sowieso alles auf den lauten Weg hinausläuft, warum ihn dann nicht direkt nehmen?

Das taktische Vorgehen läuft somit gegen Null. Egal, ob man beispielsweise Widerstandskämpfer befreit oder Geheimdokumente beschaffen muss, wer genug Waffen und Munition hat und die selbstwiederaufladende Lebensenergie im Blick behält, wird selbst bei Direktangriff auf Stützpunkte der Nazis am Ende triumphieren. Wirkliche Begeisterung kommt dabei nicht sonderlich auf, zumal die Kriegsschauplätze zwar unverbraucht, die Missionen selbst aber nicht sonderlich spannend sind. Letzteres trifft auch auf den Online-Mehrspielermodus für zwölf Spieler heraus.

Technik

„Tja, wo mag' wohl die CryEngine zu finden sein“, mag man sich denken, wenn man „Enemy Front“ erstmalig gespielt hat. Die Bildrate geht ständig in die Knie, Modelle und Texturen stammen aus einer längst vergessenen Konsolengeneration, Grafikfehler sind an der Tagesordnung und im Endeffekt fragt man sich, ob man die Depression der damaligen Zeit durch die Qualität der Darstellung einfangen wollte. Die Waffengeräusche sind nicht wirklich überzeugend, die Sprecher eher schlecht als recht und die musikalische Untermalung weiß auch nicht zu überzeugen. Zudem fühlt sich die Steuerung nicht hundertprozentig griffig an.