Codemasters ist einer der ganz Großen im Rennspielgeschäft. Schon seit Jahrzehnten bieten sie Fans ausgefeilte Spiele rund um fahrbare Untersätze. Jetzt folgt mit „GRID: Autosport“ ein neuer Teil der bekannten Reihe, die nach dem actionreichen „GRID 2“ wieder etwas simulationlastiger sein soll. Wir haben uns in die Boliden gesetzt und ein paar Runden gedreht. Wie es uns gefiel, erfahrt ihr im folgenden Review.

Eine Karriere, viele Events und immer derselbe Ablauf

Das vergleichbarste mit einer Geschichte ist die Karriere. Zunächst dreht man eine kurze Testrunde, in der die Steuerung erklärt wird. Danach erstellt man seinen Rennfahrer und stürzt sich sofort in eine der fünf Eventarten. Den Anfang machen die Touring-Rennen, die auf einer richtigen Rennstrecke ablaufen. Man kann sich für einen Platz qualifizieren, sein Auto ein wenig mit verschiedenen Modifikationen aufrüsten und am Ende müssen ein bis zwei Rennen absolviert werden. Bei Endurance geht es um Ausdauer: Das Fahrerfeld muss eine bestimmte Zeit über den Kurs heizen und wer am Ende die längste Strecke hinter sich hat, gewinnt. Bei den Open Wheel-Events steigt man kurzerhand in Formelrennwagen und kurvt mit hoher Geschwindigkeit über Stadt- und Rennstrecken. In den Tuner-Rennen werden Musclecars und Driftcars gefahren, mit denen man sich entweder in einem Rennen oder in Drift-Herausforderungen duelliert. Den Abschluss machen die Stadt-Events, die ein wenig an „GRID 2“ erinnern und teilweise auch aus dem Spiel 1:1 kopiert wurden.

Egal welche Art der Spieler auswählt, er muss sich jedes Mal einem Team anschließen, das verschiedene Ziele in der Einzel- und in der Teamwertung vorsieht. Erreicht man diese, dann bekommt man mehr Erfahrungspunkte spendiert. Denn in jedem Event können Erfahrungspunkte gesammelt werden, um dann neue Autos, bessere Sponsoren und am Ende, wenn jedes Event ein bestimmtes Level hat, die GRID Series freizuschalten. Ist diese Reihe an Events, die sich aus den zuvor genannten Arten zusammensetzt, absolviert, werden wiederum weitere Rennen freigeschaltet. Somit verfällt man schnell in einen immer gleichen Ablauf, der sich durch das gesamte Spiel zieht und nur wenig Abwechslung bietet. Weitere Modi lassen einen direkt die verschiedenen Events einzeln auswählen. Zudem können auch alle Events im Mehrspieler lokal oder online gespielt werden, was aber spielerisch nicht über den Einheitsbrei hinausgeht.

Tolles Fahrgefühl, jedoch ohne Spaß

Viel wichtiger bei einem Rennspiel ist aber das Fahrgefühl. Wer auf eine realistische Physik viel Wert legt, der wird sich sicherlich an „GRID: Autosport“ ergötzen können. Denn im Gegensatz zum Vorgänger musste der actionreiche Aspekt der Simulation weichen. Die Wagen brechen bei waghalsigen Aktionen schnell aus und man muss stark darauf achten, dass man bloß nicht vom Kurs abkommt. Fährt man nämlich über den Schotter und kommt mit einer besseren Position als vorher wieder auf die Strecke, dann wird der Motor gedrosselt und der Spieler muss sich bis zu seiner vorherigen Position wieder überholen lassen. Dadurch wird es viel schwieriger, dem Fahrerfeld zu entkommen, da dieses immer an der Ideallinie entlang fährt und nur selten Überholmöglichkeiten bietet.

Insgesamt fühlt sich zwar das Fahrgefühl gut an und es kann Auto-Fanatikern sicherlich das Gefühl übermitteln, wirklich in seinem Traumauto zu sitzen. Jedoch haben die Entwickler etwas entscheidendes vergessen: Den Spielspaß. Dieser bleibt nämlich bei den Rennen fast die ganze Zeit aus. Fällt man einmal zurück, ist es so gut wie nicht mehr möglich, sich noch einmal bis zur Spitze zu kämpfen. Da hilft auch das Zurückspulen nach einem schwerwiegenden Fehler nicht viel, da man diese Funktion in einem Rennen nur fünf Mal verwenden kann und wenn man dann noch einmal aus Versehen etwas falsch macht, ist das Rennen für einen so gut wie gelaufen. Da die Computer aber immer an der Ideallinie entlang fahren, muss man risikoreich spielen, um irgendwie nach vorne zu kommen. Realismus schön und gut, aber diese künstliche Erschaffung des Schwierigkeitsgrades vermiest einem den Spaß. Manchmal ist weniger einfach mehr.

Stotternde Motoren

Technisch ist „GRID: Autosport“ wahrlich keine Meisterleistung. An allen Ecken und Enden ruckelt das Spiel. Wenn mal ein wenig Geschwindigkeit aufkommt, dann merkt man förmlich, dass einige Frames einfach übersprungen werden. Die Modelle der Boliden sehen gut aus, jedoch geht der Schaden nicht über verbeulte Motorhauben, abgerissene Türen und ein paar Kratzer hinaus. Die von Fans so sehnsüchtig erwartete Cockpit-Ansicht ist auch nicht das Gelbe vom Ei. Bei Rennen am Tag werden die Anzeigen sehr verschwommen dargestellt und es sieht aus, als müsste man zum Augenarzt. Wenn man jedoch nachts fährt, dann bekommt man nur noch eine schwarze Umrandung geboten, die nur die Sicht auf die sowieso schon dunkle Strecke versperrt. Beim Sound lässt sich derzeit ein Trend ausmachen, der uns so gar nicht gefällt. Wieder einmal muss man auf eine Möglichkeit für Hintergrundmusik während der Rennen komplett verzichten. Gerne würden wir mal allen Entwicklern von Rennspielen fragen, ob sie beim Autofahren auch die Musik ausmachen, um mehr Spaß zu haben. Denn für uns gehört ein Radio einfach dazu.