Kein Ableger der „Dead Island”-Reihe ist zwar bisher in Deutschland erschienen. Trotzdem erfreut sich die Reihe auch bei uns großer Beliebtheit. Mit „Escape Dead Island” ändert sich die das allerdings nun. Wir haben uns das Spin-Off der Hauptreihe näher angeschaut und wollen euch nun erzählen, ob es etwas taugt oder wie eine Leiche vor sich hin fault.


Ein tödliches Mysterium im Paradies

„Escape Dead Island” ist das Bindeglied zwischen dem ersten und zweiten Teil der Reihe. Cliff Calo, ein Taugenichts und Sohn eines großen Media-Moguls, bricht zusammen mit zwei Kollegen mit einem eigenen Schiff auf, um herauszufinden, was im Banoi-Archipel passiert ist. Natürlich kommt es wie es kommen muss: Das Schiff wird vor der Insel Narapela versenkt, die drei Freunde sind gestrandet und ihnen wird schnell klar, dass die Gerüchte um Zombies wahr sind. Die Suche nach der Herkunft des Virus und nach einem Fluchtweg von der Insel beginnt, die Cliff beziehungsweise den Spieler immer weiter in den Wahnsinn hinabtauchen lässt.

Die Geschichte fängt wie gewohnt an und bleibt auch bis zum Ende des Spiels auch nur auf diesem etwas vorhersehbaren Niveau. Zwar gibt es immer wieder Momente, in denen man kurz Lust auf mehr verspürt, die Stränge werden dann aber schnell wieder fallen gelassen und die eigentliche, uninterassante Hauptgeschichte geht weiter. Auch das Mysterium hinter dem Zombieausbruch wird, ohne groß zu spoilern, nicht wirklich aufgelöst, weshalb es sich so anfühlt, als hätte man sich am Ende der knapp sechs bis sieben Stunden einmal im Kreis gedreht. Die Sammelobjekte, die einen weiteren Einblick in die Ereignisse geben sollen, sind genauso unnötig und nur da, um dem Spieler irgendetwas abseits des normalen Pfads zu bieten. Da wäre sicherlich mehr drin gewesen, da die Prämisse an sich genug Stoff für spannende Geschichten bereithält.

Kein Crafting und nervtötendes Backtracking

Spielerisch geht diese Farce noch ein Stück weiter. Im Grunde läuft man nur von A nach B nach C und oft muss man durch die meisten Gebiete doppelt und dreifach laufen, was bei der abwechslungsarmen sowie tristen Umgebung stark an den Nerven zerrt. Vor allem zu Beginn des Spiels passiert auf dem Weg zum nächsten Ereignis praktisch nichts und auch bis zum Ende kann man glücklich sein, wenn zwei oder drei Zombies auf einen warten. Es gibt zwar, wie schon erwähnt, sehr viele Sammelobjekte, diese sind aber meist direkt auf dem Weg zu finden, weshalb man sich nicht wirklich anstrengen muss sie zu finden. „Dead Island” ist zudem bekannt für die Erstellung von eigenen Waffen. Dieses System ist bei „Escape Dead Island” ersatzlos gestrichen worden. Man hat vier Waffen zur Hand: Ein Katana, ein Axt, eine Pistole und eine Shotgun. Diese können zwar auch mit einem Upgrade versehen werden, jedoch geht man dafür lediglich an eine auf dem Weg liegende Werkbank, drückt einen Knopf und hat die verbesserte Version der jeweiligen Waffe. Vor allem bei einem Spiel, welches für den Kampf ausgelegt ist, wäre etwas mehr Individualität von Vorteil gewesen.

Ein Knopf für alles

Trifft man auf seinem Weg von A nach B oder B nach C nun auf einen Zombie, hat man zwei Möglichkeiten, diesen auszuschalten: Entweder man greift sie sofort an oder schleicht an ihnen vorbei und tötet sie geräuschlos von hinten. Vor allem bei letztere Eliminierungsart fallen die starken KI-Schwächen auf. Teilweise kann Cliff vor dem Zombie stehen, einfach hinter ihn laufen und dann töten, als wenn er nie gesehen worden wäre. Grundsätzlich fühlt sich das Spielkonzept so unausgereift an, dass man schon nach kurzer Zeit den Controller einfach wegwerfen möchte.

Dieses Gefühl wird aber noch einmal schlimm, wenn man sich für den direkten Kampf entscheidet. Denn dann sollte einem schnell auffallen, dass dieser so monoton ausgefallen ist, wie er nur hätte sein können. Es gibt zwar schwache und starke Angriffe, Letztere machen aber keinen Sinn, weshalb man eigentlich nur auf die schwache Angriffs-Taste haut, bis der Arzt kommt. Zwischendurch wird per Tastendruck ausgewichen und schon kann ein einzelner Zombie einem nichts mehr anhaben. Nur in der Gruppe kann es mal dazu kommen, dass einem der Bildschirmtod droht. Letzten Endes sind diese Gegner aber nur dafür da, dass man nicht noch schneller das Spiel beendet, denn vor allem im späteren Verlauf muss auf die Zombies viel zu lange eingeprügelt werden damit sie den Geist aufgeben. Immerhin muss man die Entwickler loben, dass sie relativ viele Gegnertypen eingebaut haben, die auch untereinander kleinere Varianten haben, dadurch wird das Kampfsystem zumindest ein wenig aufgelockert. Leider sind diese Typen aber komplett uninspiriert und erinnern sehr stark an ihre Gegenstücke aus „Left 4 Dead”. Eine Witch wird zu einer Siren, ein Jockey zu einem Bouncer und ein Spitter bleibt auch weiterhin ein Spitter. Ein wenig Mut zur Innovation wäre auch in diesem Fall definitiv drin gewesen.

Eine wahnsinnige Enttäuschung

Vorab hat Deep Silver immer wieder mit den Momenten geworben, in denen die Realität komplett verzerrt wird und Cliff am Rande des Wahnsinns steht. Spielerisch fallen diese komplett uninspiriert aus und bringen überhaupt keinen Mehrwert. Auch in der Geswchichte werden sie nicht einmal erklärt, weshalb sie eigentlich nur dafür da sind, dass man mit ihnen ein Alleinstellungsmerkmal hat, dass vorab beworben wird, um Käufer anzulocken. Dies ist tatsächlich sogar die größte Enttäuschung von „Escape Dead Island”, da man hier sehr, sehr viel Potenzial verschenkt hat, sowohl spielerisch als auch bei der Geschichte.

Bedrohliche Atmosphäre ade

Als Spin-Off der „Dead Island”-Reihe bekommt man hier einen eher untypischen Grafikstil geboten. Der Cel-Shading-Look zieht aber die gesamte Atmosphäre ins Lächerliche und lässt keinen Grusel mehr aufkommen. Zudem sehen die Charaktermodelle aus, als wären sie 20 Minuten vor Abgabe des Spiels entstanden: Generische, langweilige Charaktere, die man schon zig mal in besserer Form gesehen hat. Dazu passt auch die Synchronisation, bei der man das Gefühl hat, dass keiner der Sprecher wirklich Lust hatte den Text ordentlich einzusprechen. Abgerundet wird das Gesamtpaket durch viele Bugs, Freezes und weiteren Fehlern sowie einem Soundtrack, der einen schon sehr schnell auf den Keks geht. Es ist ja gut, dass ständig Musik im Hintergrund ist, aber ist dieses Ambiente schon nach kurzer Zeit so nervig, dass man den Sound einfach ausmacht. Bedrohliche Atmosphäre schön und gut aber nicht mit den gleichen Klängen für mindestens vier bis fünf Stunden.