Nachdem sich Don’t Nod Entertainment im letzten Jahr mit „Life is Strange” bei vielen Spielern einen Namen machen konnte, sind sie nun bei dem französischen Publisher Focus Home Interactive unter Vertrag und machen für sie ein düsteres Action-Rollenspiel namens „Vampyr”. In einer Präsentation auf der gamescom dieses Jahr durfte ich zumindest hautnah erleben, was der Entwickler nun als nächstes plant, und möchte im Folgenden meine Meinung kurz mit euch teilen.

Dr. Acula

„Vampyr” spielt in einem düsteren London nach dem ersten Weltkrieg. Die Spieler übernehmen die Rolle von Jonathan Reed, einem Doktor, der nach dem Krieg nun den Menschen helfen möchte, die spanische Grippe zu überleben. Wie es das Schicksal so will, wird er aber in einen Vampir verwandelt und steht nun in einem ewigen Kampf zwischen dem guten Gewissen und seiner Vorliebe für Blut.

Töten oder heilen

Genau um diesen Konflikt ist „Vampyr” aufgebaut. Der Spieler kann ganz frei entscheiden was er mit den Zivilisten macht. Er kann beispielsweise selbst entscheiden wie viele er wann umbringt. Damit diese Entscheidungen aber auch wirklich zählen, hat jeder Zivilist ein eigenes Leben mit Verwandten, die positiv oder auch negativ von der Entscheidung des Spielers beeinflusst werden. Ein Beispiel war da ein Vater, der einen kranken Sohn hat und einen kleinen Händler um Geld prellt. Jonathans Ziel ist es an den kranken Sohn zu gelangen, der wohl unter der spanischen Grippe leidet. Da Jonathan aber ein klassischer Vampir ist, muss er erst einmal eine Einladung des Hausbesitzers zum Eintritt bekommen. Innerhalb der Präsentation ist dies aber nicht gelungen, weshalb der Familienvater sein Leben lassen musste. Dadurch wurden dann die Leben der verwandten Charaktere in verschiedene Richtungen beeinflusst. Dies soll nur ein möglicher Ausgang sein für die Mission.

Die Entscheidungen sind manchmal auch anderer Natur als retten oder töten. Wer jeden Zivilisten am Leben lassen möchte, der kann seinen Durst auch durch Ratten stillen, die aber bei weitem nicht so viele XP geben wie ein Zivilist. Im Verlauf des Spiels soll es auch mehrfach möglich sein, Menschen in Vampire zu verwandeln. Zu diesen Auswirkungen hielt sich der Entwickler aber aus Spoiler-Gründen verdeckt, aber bei jeder Entscheidung wird man mindestens eine Ja- sowie eine Nein-Option haben.

Entscheidungen beeinflussen auch den Kampf

Aber natürlich läuft man nicht nur herum, sammelt Hinweise zu den Zivilisten und entscheidet dann über ihr Schicksal. Denn es gibt auch Gegner, die man, wie es sich für ein modernes Action RPG gehört, schnell mit verschiedenen Angriffsmöglichkeiten bekämpfen kann. Dafür hat man aber nicht nur eine Nahkampfwaffe, sondern auch noch eine Schrotflinte sowie mächtige Vampir-Kräfte zur Hand, die Gegner förmlich auseinander reißen. Als Gegner-Typen sollen sowohl menschliche Vampir-Jäger als auch Monster in verschiedenen Formen auftreten. Genauer auf die RPG-Elemente, wie das Leveln, das Upgraden von Skills und anderen typischen Sachen, ging man nicht tiefer ein. Sowieso liegt der Hauptaugenmerk nicht auf dem Kampf, den man auch durch Schleichen öfters Mal umgehen kann, sondern eher auf dem Erkunden des von einer Krankheit befallenen Londons und den Entscheidungen welcher Zivilist stirbt und welcher gerettet wird. Letzteres wirkt sich auf den Kampf aus, denn je mehr Zivilisten man tötet, desto mehr geht der Stadtteil kaputt, aber man wird auch stärker, wodurch das gesamte Spiel leichter wird. Dadurch muss man für sich selbst entscheiden, ob man die Balance zwischen Schwierigkeitsgrad und der Gesundheit der Menschen halten möchte oder man sich nur für eine Richtung entscheidet.

Durch die Nacht

Der Stil erinnert stark an vergangene Titel, die auch in einem viktorianischen London gespielt haben. Es ist stets düster, was natürlich auch dadurch Sinn macht, da Jonathan ein Vampir ist, weshalb man das gesamten Spiel immer während der Nacht spielen wird. Jedoch sieht man während des Schlafs die Konsequenzen der Entscheidungen, die man getroffen hat. Rein optisch sieht man sofort, dass Don’t Nod Entertainment dieses Mal mehr Geld zur Verfügung hatte und einen aufwändigeren Look erzeugen konnte. Man muss also auch optisch sich nicht mehr, wie bei „Life is Strange”, mit einer eher veralterten Technik abfinden.