Wenn man bereits einmal große Comic-Ikonen wie Superman und Batman aufeinander jagte und dabei möglichst alles zu Bruch gehen ließ, ist es schwierig noch einen draufzusetzen. Dass es das aber möglicherweise gar nicht braucht, zeigen die „Mortal Kombat“-Entwickler der NetherRealm Studios mit „Injustice 2“ und wollen es dabei erneut so richtig krachen lassen.

Fatale Treffer, harte Einschläge

Dass es für „Injustice 2“ möglicherweise gar keine großen Neuheiten braucht, zeigt sich schon innerhalb der ersten paar Minuten. Der erste Teil der „Injustice“-Reihe begeisterte vor allem durch das starke Feedback, das man als Spieler bekam. Wahrscheinlich nie zuvor fühlte es sich so gut und authentisch an, wenn Superman seine Feinde in die Stratosphäre prügelte und von dort auf die Erde niederkrachen ließ. Fatale Treffer – harte Einschläge, Helden, die wie Spielzeuge durch die Luft geprügelt wurden und schier übertriebene, aber äußerst befriedigende Spezial-Angriffe, sind drei wichtige Aspekte weshalb meine Freunde und ich uns über Wochen in „Injustice“ eine Abreibung nach der anderen verpassten. Dass diese Formel noch nicht abgenutzt ist, begreife ich bereits als Neuzugang Gorilla Grodd wie eine wild gewordene Bestie auf seiner Brust trommelt und daraufhin Batman die Abreibung seines Lebens verpasst. So wollen wir Comic-Helden sehen!

Pick up and play

Wirklich viel hat sich am Gameplay von Teil eins zu „Injustice 2“ nicht geändert. Ganz klassisch gibt es starke, mittlere und einfache Angriffe. Zusätzlich gibt es mit den Griffen und Super Moves besonders starke Angriffe. Als Eigenheit für „Injustice“ kann man außerdem weiterhin mit Objekten in der Umgebung interagieren oder ähnlich wie in „Dead or Alive“ den Arena-Abschnitt wechseln. Auch die wiederkehrenden Charaktere spielen sich noch größtenteils wie im Vorgänger. Als „Injustice“-Veteran konnte ich einfach den Controller in die Hand nehmen und als Aquaman alle meine hart trainierten Kombinations-Angriffe wieder entstauben. Hier und da gibt es zwar vereinzelte Änderungen, ob diese allerdings dazu beitragen, dass die vereinzelten Balancing-Probleme aus der Welt geschafft werden, konnte man im Rahmen eines halbstündigen Slots auf einer Messe wie der gamescom noch nicht einschätzen. Wirklich begrüßt habe ich die neuen Super Move-Animationen. Zugegebenermaßen hatte ich mich nach einiger Zeit wortwörtlich satt gesehen, wie Aquaman seine Gegner von einem riesigen Hai verspeisen ließ. Mir wären zwar alternative Super Move-Animationen lieber gewesen, dennoch sollten die neuen Animationen über die Spielzeit von „Injustice 2“ auch zufriedenstellend sein.

Neuzugänge aus dem DC-Universum

Die Neulinge, wie Gorilla Grodd und Blue Beetle, reihen sich übrigens prächtig in die Veteranen-Riege ein. Während Grodd eher langsam ist, dieses Manko aber mit seinen brutalen Angriffen und psychokinetischen Angriffen aus der Distanz ausgleicht, ist Blue Beetle mit seinen schnellen Angriffen und Reaktionen das genaue Gegenteil, da seine Angriffe dafür schwächer ausfallen. Wie sich die Neulinge dann in die vollständige Riege aus Superhelden und Superschurken einreihen werden, muss sich im finalen Spiel zeigen. Welche Charaktere uns noch erwarten könnten, welche Figuren zurückkehren werden und ob es wieder Gastaufritte, wie Scorpion geben wird, liessen sich den anwesenden Entwicklern der NetherRealm Studios erwartungsgemäß nicht entlocken.

Neben den spielerischen Anpassungen haben die Veteranen aus dem ersten „Injustice“ auch einige kosmetische Änderungen erhalten. Speziell Harley Quinn gleicht nun weniger ihrem Comic-Äquivalent, sondern ähnelt der von Margot Robbie in „Suicide Squad“ dargestellten Verehrerin des Jokers. Allgemein sehen die Charakter-Modelle nun deutlich detailreicher aus als noch im ersten Teil. Ein Umstand der sicher dem Generationswechsel auf die PlayStation 4 zu Schulden ist. In den neuen Arenen herrscht nun deutlich mehr Leben und wir können noch mehr Explosionen und Splitter durch die Luft fliegen sehen wenn die Helden sich quer durch Metropolis oder Gotham prügeln.

RPG-Einflüsse und neue Bedrohungen

Die wirklich große Neuheit in „Injustice 2“ ist das neue Level- und Ausrüstungs-System. Nach jedem Kampf erhalten die verschiedenen Helden Erfahrungspunkte und neue Ausrüstungsgegenstände. In echter RPG-Manier verpasst man beispielsweise Grodd einen neuen Helm und Brustpanzer, die seinen Angriffswert steigern, dafür aber seinen Verteidigungswert möglicherweise senken. So muss man genau abwägen welche Fähigkeiten seiner Figuren man ausbauen möchte. Hier soll das Spiel einem sehr viele Möglichkeiten zum Experimentieren bieten: Jeder Charakter hat fünf Ausrüstungs-Slots, die man belegen kann. Für jeden Charakter und alle fünf Slots soll es jeweils über 1000 Gegenstände geben. Bei den aktuell elf bestätigen Charakteren, ist dies jetzt schon eine beachtliche Zahl. Für mich ein Highlight: Die angelegte Ausrüstung taucht auch im Kampf auf, sodass alternative Kostüme wohl wegfallen werden. Dafür kann man aber wahrscheinlich die Batman-Kostüme aus mehreren Epochen miteinander kombinieren.

Wohl speziell im wiederkehrenden Story-Modus und den Herausforderungen, sollten die Ausrüstungsgegenstände eine wichtige Rolle spielen. Im Online- und Versus-Modus kann man allerdings auf diese Neuerung weiterhin verzichten und mit gleichen Voraussetzungen gegeneinander antreten. Die gewaltige Anzahl an freispielbaren Ausrüstungen wirkte auf mich vor allem wie ein zusätzlicher Motivationsfaktor, der über den möglicherweise erneut kurzen Story-Modus hinwegtrösten soll.

Apropos Story: Handlungsseitig geht es in „Injustice 2“ dort weiter, wo es im ersten Teil aufhörte. Nach dem Sieg über die Diktatur des bösen Superman, müssen Batman und seine Verbündeten die alte Ordnung wiederherstellen. Dabei stellen sich ihnen jedoch die übrig gebliebenen Verbündeten von Superman entgegen, während eine neue Bedrohung darauf lauert die gesamte Welt auszulöschen.