„Elex“? Ist das nicht das neue Spiel von den „Gothic“-Machern? Ja und nein, denn die Tage von Gothic sind gezählt, zudem liegen die Rechte schon lange woanders. Und trotzdem hat die deutsche Spieleschmiede in den letzten Jahren mit der „Risen“-Reihe die Fans überzeugen können. Leider aber hat sich gerade in den letzten Jahren das Rollenspiel-Genre geändert, und die alten Konventionen reichen nicht mehr um in einer Welt mit „Dragon Age: Inquisition“ oder „The Witcher 3: Wild Hunt“ zu überleben. Nach der knapp 30 minütigen Präsentation wurde uns aber klar, dass dies auch das Team von Piranha Bytes verstanden hat und mit „Elex“ ein unglaublich vielversprechender Titel vor der Tür steht.

Science Fantasy?

Nach vielen Jahren im klassischen Fantasy-Genre, das mit Piraten ein wenig erweitert wurde, wagt das Team den Schritt in eine Kulisse, die ziemlich unverbraucht ist. Das Science-Fantasy-Setting präsentiert sich nämlich als durchtriebener Ort, der teilweise zerstört und verwahrlost ist, und indem dennoch die Technologien überall vorhanden sind, nicht zuletzt in den großen Städten, die moderner kaum sein könnten, doch die nur Mitglieder einer fanatischen Gruppe betreten dürfen.

Und in genau diese Welt wird der Spieler in „Elex“ hineingeworfen. Elex ist nämlich eine Substanz, die durch einen Meteor auf dem Planeten landete. Der Stoff ist wahnsinnig vielschichtig, kann für sehr vieles verwendet werden, unter anderem dafür magische Kraft zu gewinnen. Das hat aber den Nachteil, dass die Emotionen unterdrückt werden und ein Teil der Menschheit abstumpft. Als Held der Geschichte, der selbst unter dem Einfluss von Elex groß geworden ist, fällt man schon zu Beginn in Ungnade und soll durch einen Konverter sein Elex verlieren und sterben. Tatsächlich überlebt man aber die Prozedere und wird in eine unbarmherzige Welt geworfen, während die eigenen Gefühle langsam wiederkommen. Das alles soll zu vielen moralischen Konflikten führen, und der weitere Verlauf wird durch den Spieler bestimmt.

Spielerisch neu und doch bekannt

Spielerisch haben die Macher so einiges verbessert. Zum einen wäre da das Kampfsystem, das so vielfältig ist wie noch nie in einem Spiel von Piranha Bytes. Dabei fällt auf, dass der Kampf mit den mechanischen Schwertern sehr an andere Action-Rollenspiele, wie zum Beispiel „The Witcher 3: Wild Hunt“ erinnert, aber durch die Integration des Jetpacks noch einen Schritt weitergeht. Entscheidet man sich für den Kampf mit einer Schusswaffe, kommt man sich ein wenig wie in einem Third Person-Shooter vor. Dieser Mix ist wahnsinnig spannend und könnte für große Gefechte sorgen, unter anderem gegen Maschinen oder Trolle. Und ja, es macht Spaß diese beiden Wörter in einem Satz gebrauchen zu können.

Eine Welt voller Geschichten

Auch die Welt soll ein weiteres Mal ganz besonders sein. Die bisher größte Karte der deutschen Entwickler umfasst mehrere Gebiete, die sich optisch stark abgrenzen, mit Wäldern, modernen Städten, Eisbergen, Lavaflüssen und noch viel mehr. Doch so eine Welt muss auch mit Inhalt gefüllt werden, weshalb nahezu jeder Charakter eine Aufgabe für den Spieler hat. Diese sollen allerdings kleine Geschichten beinhalten und nicht nur Standard-Werk sein, das man nach einigen Stunden nicht mehr sehen möchte. Und auch die Welt selbst bietet Geschichten, wie kleine Rätsel, um Truhen zu öffnen. Zwar kann man diese auch in einem Mini-Spiel, das wir noch nicht sehen konnten, öffnen, doch wer die Umwelt erkundet findet Hinweise auf Codes oder die passenden Schlüssel. Ist man im Haus eines NPCs, hat er den Schlüssel für seinen Tresor wohl nicht 20 Kilometer weiter versteckt, sondern in seiner Tasche, oder er hat ihn bei sich.

Allgemein werden alle NPCs wichtige Rollen spielen. Denn in „Elex“ wird es möglich sein, nahezu jeden Charakter zu töten. Das verändert nicht nur die Beziehungen zu den drei Fraktionen, denen man sich anschließen kann. Auch Quests werden verändert, falls eine Person, die wichtige Informationen preisgeben kann, schon tot ist. Dabei soll es immer eine Möglichkeit geben, die Aufgaben abzuschließen, nur können sie sehr anders verlaufen. Dabei ist es schön, dass die Welt nicht inszeniert ist, sondern einem Rhythmus folgt. Mal findet man zufällig auf dem Weg einen Händler, der bedroht wird, mal eine Frau, die in Not ist und umherwandert. „Elex“ lädt den Spieler damit zum Erkunden ein und könnte für unzählige Stunden unterhalten.

Ein bisschen „Gothic“, ein bisschen „Risen“, und ganz viel Frisches

Auch diesmal betonen die Macher, dass keine Welt entstehen soll, in der man nur Fragezeichen oder Questmarkern hinterherlaufen muss. Alles ist von Hand designed und soll demnach lebendig wirken und den Spieler auch ohne direkte Quest fesseln. Dabei sehen wir aber auch die Gefahr, dass die Welt zu groß wird. „Gothic 3“ fiel gerade deswegen bei den Spielern durch, denn für die Größe war zu wenig dar, anders als bei den „Risen“-Spielen, die zwar kompakter waren, sich dafür dichter anfühlten. Doch das soll sich ändern, denn das Erkunden, welches einen großen Teil ausmacht, soll belohnt werden, mit wahnsinnig vielen Orten, Charakteren und Ereignissen, auch durch das Jetpack, das die vertikale Erkundung möglich macht. Diese Welt wird sich auch schnell öffnen und nur durch die Stärke der Gegner begrenzt werden. Und auch nach dem Ende der Story soll man in die Welt zurückkehren können, um weitere Aufgaben zu erledigen und die Auswirkungen der eigenen Entscheidungen zu erleben.