Eigentlich sind Videospiele ja einfach zu verstehen. Meist steuert man mit einem Stick oder den Pfeiltasten eine Figur, und springt, schießt oder rätselt sich durch phantastische Welten, in die man eintauchen will. Doch in den letzten Jahren gab es bereits unter anderem mit „Octodad“ oder „I am Bread“ Spiele, bei denen tatsächlich das schwierigste ist die Charaktere zu steuern. Doch „Manual Samuel“ will noch einen Schritt weiter gehen und lässt den Spieler tatsächlich Körperfunktionen kontrollieren. Ob das genauso spaßig ist, oder nur in einem Titel resultiert, der einen Happen vom Erfolgskuchen will, haben wir für euch in den ersten beiden Kapiteln herausgefunden.

Vom Leben ins… Leben?

Die Geschichte ist das wichtigste in „Manual Samuel“, denn den Titel kann man eher als interaktiven Film beschreiben, wobei Entscheidungen nicht direkt vorhanden sind. Hauptcharakter ist Titel-„Held“ Samuel, der verwöhnter kaum sein könnte. Als Sohn reicher Eltern musste er nie richtig arbeiten, und der Reichtum flog ihm nur so zu, sodass er das Leben gar nicht schätzen kann. Doch obwohl er scheinbar alles hat, fehlt ihm eine Prise Glück, und ehe er sich versieht, kommt er in einem ungewöhnlichen Unfall ums Leben.

Doch hier ist das Spiel nicht vorbei, denn Samuel hat Glück im Unglück. Der Tod selber holt ihn zurück ins Leben, doch schenkt ihm dieses nicht einfach so. Die reiche Göre muss nämlich nun 24 Stunden überleben, ohne zu sterben. Was leicht klingt, ist die Hölle auf Erden, denn nicht nur verlaufen diese Stunden anders als geplant, Samuel ist auf Manuell-Betrieb umgestellt, also muss der Spieler ihn kontrollieren. Was folgt ist eine aberwitzige Reise durch Samuels Leben mit wunderbaren Szenen, und einem ganz besonderen Gameplay-Twist. Die Art des Humors erinnert dabei sogar an „Monkey Island“, was immer eine gute Sache ist.

Einatmen, gehen, gehen, ausatmen, gehen, Rücken, einatmen, gehen

Denn der Spieler steuert Samuel wirklich komplett. Dabei muss man regelmäßig ein- und ausatmen, die Füße ungesund bewegen, den Rücken gerade halten und vieles mehr. Im ersten Kapitel, das Gameplay enthält, wird einem das Schritt für Schritt beigebracht und macht bereits unfassbar viel Spaß. Denn eigentlich muss man ganz normale seinen Morgen vorbereiten, sich also waschen, auf Toilette gehen, sich anziehen, frühstücken, und alles mitnehmen, was man für die Arbeit braucht. Doch hier muss man wirklich alles einzeln ausführen, was deutlich schwieriger ist als es aussieht. Da man währenddessen unter anderem permanent atmen muss, ist man selbst bei kleinen Aufgaben fast überfordert, doch eben diese Verrücktheit begeisterte uns bereits nach wenigen Minuten.

Doch währenddessen wird alles durch einen wunderbaren Humor aufgelockert. Nicht nur muss man richtig pinkeln, auch andere Fehltritte werden bestraft. Auch die Kommentare des super coolen Todes bringen einem zum Schmunzeln, vor allem wenn er von seinen Skateboard-Tricks redet. Aber Aufmerksamkeit ist wichtig, denn wenn man etwas nicht tut, zum Beispiel seine Schuhe nicht anzieht, seine Zähne nicht putzt, tatsächlich muss man da sogar das Wasser manuell ausspucken, oder vergisst zu frühstücken, hat das Auswirkungen auf den Spielverlauf. Mal gibt es kleinere Kommentare, mal verändert sich etwas mehr in der Szene, vor allem die Reaktionen der anderen Charaktere sind wunderbar. Wir hatten noch nie so viel Spaß dabei uns für die Arbeit fertig zu machen.

Eine Fahrt des Grauens

Einmal im Auto angekommen, darf man sich nicht wirklich ausruhen. Das Autofahren ist nämlich genauso kniffelig, da man hier zwar nicht laufen, dafür aber trotzdemseine Füße bewegen muss. Natürlich fährt man kein Automatikauto, das wäre ja zu einfach, und muss demnach seinen Fuß zwischen den Pedalen bewegen, um Gas zu geben, auf die Kupplung zu treten, mit der Hand zu schalte, wieder Gas zu geben, und so weiter, bis man schließlich bremsen muss, um andere Charaktere mitzunehmen. Während der Fahrt sind auch viele ältere Leute auf dem Weg, weshalb man nicht zu schnell fahren sollte, das kann man auch selber bestimmen, um rechtzeitig die Spur zu wechseln. Natürlich reicht es hier nicht, eine Richtungstaste zu drücken, man muss die Hand von der Kupplung auf den Lenkrad bewegen und dann erst die Straßenseite wechseln. Das hört sich unnötig kompliziert an, macht aber tatsächlich unglaublich viel Spaß.

Spielerisch ist diese Szene zwar amüsant, würde aber gegen Ende etwas langweilig. Glücklicherweise haben sich die Macher aber wie bereits erwähnt dazu entschieden, „Manual Samuel“ als narratives Erlebnis zu gestalten. Und während man versucht Samuel am Leben zu erhalten, schließlich muss man auch atmen, darf man tollen Dialogen lauschen. Hier zum Beispiel trifft der Tod auf seine Liebe Krieg, die nicht nur harte Sprüche auf Lager hat, sondern auch auf eine Mord-Reise geht, was durch die Schreie ihrer Opfer Lacher garantiert. Eben dieses Zusammenspiel aus einer wahnsinnig lustigen Geschichte mit vielen tollen Dialogen, auch die Sprecher liefern großartige Arbeit, mit einem ungewöhnlichen, aber doch sehr durchdachten Gameplay, dürften für den nötigen Reiz sorgen.

Und was gibt’s noch?

Aufgrund von Zeitmangel konnten wir leider das dritte Kapitel nicht mehr anspielen, doch bereits hier wurde klar, dass man „Manual Samuel“ unbedingt beobachten sollte. Sowohl das Gameplay, als auch die Story überzeugten und man darf hoffen, dass das auch bis zum Ende so aussieht. Etwas unter zwei Stunden soll planmäßig ein Durchlauf andauern, was zwar nicht übermäßig lang ist, doch jeder Spieler dürfte nicht gleichlang brauchen, da das Steuerungskonzept doch sehr schwierig auszuführen ist. Und auch einen Wiederspielwert gibt es, durch die zahlreichen Sachen, die man perfekt oder gar nicht ausführen kann. Ein kooperativer Modus macht das Paket perfekt und dürfte für einige Durchläufe sorgen. Auch die Grafik ist wunderschön und der Soundtrack passt wunderbar zum verrückten Comic-Abenteuer.