Square Enix hat seit einigen Jahren jetzt schon das Label Square Enix Collective, unter dem Indie-Entwickler ihre Spiele veröffentlichen können und zudem bei dem Vertrieb Hilfe bekommen. Deshalb gab es auch auf der gamescom einen eigenen Teil des Standes bei dem Hersteller, der für diese Titel reserviert wurde. Wir haben uns alles angeschaut, was dann auch auf der PlayStation 4 erscheinen wird.

„Battalion 1944”

Den Anfang machte ein sehr typischer Mehrspieler-Shooter, der in dem Fahrwasser von „Counter Strike” schwimmt. Denn der Hauptmodus von „Battalion 1944” ist auch hier Search and Destroy und das Hauptziel ist eSports für die Entwickler. Als Setting hat man sich aber für den zweiten Weltkrieg entschieden, weshalb man nur klassische Waffen zur Hand hat und auch in Gebieten kämpft, die in eben jenem eine Rolle hatten. Für die Messe aber wurde ein klassischer Team Deathmatch auf Zeit und Punkten gespielt. Spielerisch war auch alles komplett so, wie man es erwartet hätte. Im Team ballert man mit den verschiedenen authentischen Waffen den Gegner ab.

Aber natürlich will sich „Battalion 1944” auch von der Konkurrenz abheben. Dafür hat man sich gegen ein klassisches Kaufsystem, wie man es aus „Counter Strike” kennt, oder ein Klassen- sowie Freischalt-System aus „Call of Duty” entschieden. Sondern jeder Spieler und jedes Team ist an sich gleich gestellt und hat einen Pool an Waffen aus dem man jede Runde entscheiden kann. Wenn man zum Beispiel die 30 Shotguns verbraucht hat, dann können sie das gesamte Spiel über nicht mehr verwendet werden. Dadurch ergeben sich verschiedene Taktiken, wodurch Spieler entweder Rollen zugeteilt werden oder man immer ganz verschiedene Strategien pro Runde anwenden muss. Auch Mikrotransaktionen wird es geben, aber diese beschränken sich auf kosmetische Skins, die aber weiterhin authentisch bleiben sollen. Spielerisch konnten wir am Ende keine wirklichen Unterschiede zu anderen Ego-Shootern bemerken. Es hat an sich Spaß gemacht, aber ob es sich als weiteres eSport-Spiel etablieren kann, wird wahrscheinlich sehr schwierig sein für die Entwickler. Dafür ist es dann doch etwas zu ähnlich zu „Counter Strike”.

Forgotton Anne

Danach konnten wir uns was ganz anderes anschauen. In „Forgotton Anne” spielt man das gleichnamige Mädchen, das in einer Welt lebt, die von sogenannten Forgotlings bewohnt wird. Diese Wesen sind Gegenstände, wie Lampen, Kleidungsstücke, Möbel und mehr, die von ihrem Besitzer mal geliebt wurden aber dann in Vergessenheit geraten sind. Anne ist einer der wenigen Menschen, die diese zum Leben erwachten Objekte sehen kann und deshalb über diese wachen muss. Aber sie hat noch eine weitere Begabung: Sie kann Energie aus den Forgotlings oder anderen Objekten entnehmen und woanders hinzufügen. Dadurch ergeben sich im Spiel Entscheidungen, in denen man entweder einen Forgotling, der sich gegen das System stellt, am Leben lässt oder die Energie entzieht. Das Ende wird davon nicht beeinflusst aber die Dialoge können sich dadurch ändern. Insgesamt ergibt sich bei „Forgotton Anne” ein Spielprinzip, das einem Cinematic Platformer gleicht. Das Spieltempo ist relativ gering, die Rätsel einigermaßen linear und zwischendurch muss man immer wieder Jump ‘n‘ Run-Sequenzen meistern.

Was aber bei dem Spiel komplett hervorsticht ist der grandiose Stil. Die handgezeichneten Figuren könnten direkt aus einem Anime von Studio Ghibli entstammen und die Forgotlings erinnern an die lebenden Objekte aus „Die Schöne und das Biest”. Die Stadt, die an Kopenhagen angelegt ist, ergibt mit den sehr düsteren und verrauchten Straßen einen tollen Kontrast zu der ansonsten bunten Optik. Auch der Soundtrack sowie die Synchronsprecher konnten uns selbst auf der Messe in eine melancholische Stimmung versetzen, was wahrlich nicht jedes Spiel in einer solchen Umgebung kann. „Forgotton Anne” sollte sich jeder Anime-Fan und Freund von Spielen, wie „Oddworld” oder „Heart of Darkness” schon jetzt auf die Liste schreiben.