Natürlich war „The Witcher 3: Wild Hunt“ ein großartiges Spiel. Doch wenn ich zurückdenke, war für mich neben der Story ein Mini-Spiel das Highlight, nämlich Gwint. Umso glücklicher war ich, dass mit „Gwent“ eine allein stehende Version veröffentlicht wurde, wenn auch bislang nur in der Open Beta. Im vergangenen Jahr berichteten wir bereits über die Kernmechaniken, doch die standen in diesem Jahr auf der gamescom hinter verschlossenen Türen überhaupt nicht im Fokus. Was wir nämlich gesehen haben, ist nicht nur interessant, sondern verbindet die in meinen Augen besten Elemente der Reihe auf kunstvolle Weise miteinander.

Geschichten der Vergangenheit

„Gwent: Thronebreaker“ wird der Story-Modus heißen und völlig anders aussehen als bei den Konkurrenten. Im Fokus steht Königin Meve, die der Spieler kontrolliert und über Lyria und Rivia herrscht. Während der zweiten Nifgardischen Invasion reist diese durch das Land, wieso genau wurde jedoch erstmal nicht verraten. Anstatt aber einfach nur eine Reihe von Karten-Kämpfen zu absolvieren, wird man einen Großteil der Zeit mit anderen Aktivitäten verbringen.

So steuert man Meve aus der Vogelperspektive über die Landschaften und kann dabei nicht nur Nebenquests annehmen, sondern auch kleine Rätsel lösen, um Truhen zu erreichen, die auch neue Karten beinhalten können. Man wird also einiges zu erkunden haben, und auch verschiedene Wege sollen dazu motivieren, das Abenteuer vielleicht ein zweites Mal anzugehen. Noch spannender sind aber die Entscheidungen, die den Verlauf der Geschichte beeinflussen können.

Erhebliche Konsequenzen?

Denn neben dem Erkunden sind die Story-Sequenzen überaus wichtig. Große Zwischensequenzen sehen dank animierten Zeichnungen ähnlich aus wie im großen Bruder, während die Dialoge selber schon weniger spektakulär wie in Visual Novels aussehen. Dafür sind die Zeilen jedoch vertont, und auch eine deutsche Synchronisation wird dabei sein. Die sind aber wie gewohnt großartig geschrieben und versprühen dieselbe Qualität, die schon „The Witcher 3: Wild Hunt“ zu so einem Meisterwerk gemacht haben. Die Charaktere sind alles andere als eindimensional, und selbst in der relativ kurzen Präsentation konnten wir dies sehen.

Spannend werden auch die Entscheidungen. Meve kann nämlich auf die meisten Situationen völlig unterschiedlich reagieren. Was soll sie zum Beispiel tun, wenn arme Bauern gesuchte Leute versteckt haben, dies aber offen zugeben? Sie kann mit Verständnis reagieren, oder aber auch die harte Herrscherin zeigen. Die Macher betonen, dass es keine richtigen und falschen Entscheidungen geben wird, und mitunter können selbst unscheinbare Aussagen den Verlauf völlig verändern. Es wird sich also lohnen, mehr als einmal durch die Kampagne zu spielen, die mit bis zu 15 Stunden auch eine Menge Inhalt bieten soll. Wer schon die Geschichte der „Witcher“-Reihe mochte, wird in „Thronebreaker“ definitiv glücklich werden, selbst wenn Meve natürlich nicht den Star-Charakter eines Geralts haben kann.

Da war noch was mit Karten...

Neben all den Story-Elementen ist natürlich auch das namensgebende Kartenspiel ein wichtiger Fokus. Anstatt uns aber nur mit normalen Matches zu beglücken, wird das Regelwerk ordentlich aufgemischt. Zwar wird es hier neue Karten geben, die man dann auch für den Multiplayer freischalten kann, jedoch auch einen ganzen Haufen an exklusiven, übermächtigen. Dadurch muss man oft seine Strategie überdenken und wird in völlig neue Situationen geworfen. Damit wollen die Macher selbst erfahrene Spieler herausfordern, während auch Neulinge keine Angst haben brauchen, dass die Matches unfair werden.

Hier konnten wir zwar nur ein Match sehen, doch sind wir optimistisch, dass die Macher ihre Versprechen halten. Selbst in Nebenquests soll es in den Runden einige Überraschungen geben, und da die neuen, besonders starken Karten nirgendwo sonst zu finden sein werden, kann man sich oft auch nicht auf alles vorbereiten. Es kann unglaublich aufregend werden, eben weil man nicht durch festgefahrene Strategien geführt wird, sondern einzigartige Herausforderungen erlebt. Die Gefahr besteht jedoch, dass die guten Ideen zu schnell ausgehen und somit die anfängliche Begeisterung der Eintönigkeit weichen muss. Doch wir bleiben zu diesem Zeitpunkt trotzdem optimistisch, weil uns die Entwickler bislang noch nicht enttäuschen konnten. Jedoch sollte man bedenken, dass es sich hier um eine kostenpflichtige Erweiterung handelt. Jedoch kann man das angesichts der Dialoge, Entscheidungen, Rätsel und Kämpfe durchaus nachvollziehen.