„Monster Hunter World“ ist ab sofort im Handel erhältlich, und die Macher haben sich ordentlich Mühe gegeben, den Titel schmackhaft zu machen. In gleich drei Beta-Phasen durften sich Fans und Neulinge bei der Monsterjagd austoben, und diese Chance haben auch wir uns nicht entgehen lassen. Was für Eindrücke wir dabei gesammelt haben, und ob die Vorfreude auf den heutigen Tag gestiegen ist, besprechen Sebastian und Marco während sie ebenfalls schauen, ob für die Reihe eine neue Ära eingeläutet wird.

Marco: Die „Monster Hunter“-Reihe ist aus der Spielelandschaft nicht mehr wegzudenken. Auf PlayStation 2 gestartet gibt es zahlreiche Ableger auch für PlayStation Portable, Smartphones, Wii und Wii U. Doch gerade der Nintendo 3DS stand in den letzten Jahren im Fokus, und hier konnte die Reihe ebenfalls riesige Erfolge feiern. Dabei ist das Grundprinzip immer gleich, denn alleine oder mit Freunden muss man in unterschiedlichen Gebieten auf Monsterjagd gehen, wobei die Kämpfe oft alles andere als kurz sind. Vor allem aber der Gameplay-Loop aus Monster bekämpfen und Ausrüstung verbessern, begeistert und fesselt schon seit vielen Jahren. Mit „Monster Hunter World“ kehrt die Reihe nun sozusagen nach Hause auf PlayStation zurück, das Spiel erscheint jedoch auch für Xbox One sowie PC. Wir haben uns in die Beta gestürzt und vor allem geschaut, mit den neuesten Ableger auch eine neue Ära für die Reihe eingeläutet wird. Sebastian, wie waren deine ersten Stunden in „Monster Hunter World“?

Sebastian: Bis auf einige kleinere Ärgernisse hatte ich mit den Beta-Wochenenden unglaublich viel Spaß. Obwohl das Craftingsystem und damit einer der Hauptantriebe noch nicht implementiert war, erzeugt das Kern-Gameplay eine unglaubliche Sogwirkung. Gewünschte Waffe auswählen und die Bossmonster mit Freunden erlegen. Und um den Elefanten im Raum direkt anzusprechen, ja auch die aufpolierte Technik hat ihren Beitrag dazu geleistet. Sowohl Monster als auch die Umgebung lassen das Ökosystem glaubhafter erscheinen. Das befriedigende Soundfeedback beim Treffer des schweren Hammers lässt stellenweise Mitleid mit der Beute aufkommen. Wird der PETA nicht gefallen, spricht aber in diesem Fall für den technischen Fortschritt.

Marco: Da stimme ich dir vollkommen zu. Die Beta-Phasen waren eigentlich nur eine kleine Demo-Version, doch trotzdem bewiesen sie bereits eindrucksvoll, dass „Monster Hunter World“ der vermutlich wichtigste Teil der Reihe sein wird. In den vergangenen Ablegern habe ich immer nur geschaut, dass ich Ressourcen sammle und Monster besiege. Hier allerdings habe ich mir trotz knappem Zeitlimit die Freiheit genommen, die Welt zu genießen. Alles ist verwinkelter, die Bereiche zusammenhängender und die Interaktion der Monster miteinander wahrlich beeindruckend. Auch das Gameplay fühlt sich etwas geschmeidiger an, wobei es trotzdem das Gefühl beibehält, das auch die vergangenen Teile überbracht haben. Jedoch habe ich bereits hunderte Stunden mit nahezu allen Teilen, die in Deutschland erschienen sind, verbracht. Was glaubst du, wie es einem Neuling gehen würde, der zum ersten Mal in die Beta startet, ohne je „Monster Hunter“ gespielt zu haben?

Sebastian: Ich denke das grundlegende Ziel des Spiels ist auch ohne vorherige Erfahrung relativ selbsterklärend. Sicherlich weiß ein Neueinsteiger womöglich nicht, welche Stellen eines Monsters besonders verwundbar sind oder kann ihre Fähigkeiten einschätzen, aber diese Hürde gilt nicht exklusiv für „Monster Hunter“. Das Skillsystem, sowie Bewegung und das Verhalten der Individuellen Waffen würde ich als bisherigen Stolperstein für Einsteiger sehen. In der Beta konnten die Spieler noch keinen tieferen Einblick in das Skillsystem werfen, ersichtlich war jedoch zumindest, dass nicht mehr spezifische Werte für Fähigkeiten auf den Rüstungen liegen, sondern jedes Kleidungsstück eine eigene Fähigkeit nach dem Anlegen freischaltet. In diesem Bereich wurde augenscheinlich aufgeräumt. Viel wichtiger ist allerdings die beschleunigten und dynamischeren Bewegungsmöglichkeiten der Spielfigur. Die Vorgänger haben einige Marotten bewahrt, wie etwa eine ausladende Animation beim Einnehmen eines Heiltranks, die das Spiel ein wenig klobig machten. Das hat sich nun geändert, Tränke können im laufen verwendet werden, unser Jäger kann außerhalb des Kampfes länger laufen und ist flotter unterwegs, wodurch sich „Monster Hunter World“ zeitgemäßer anfühlt.

Marco: Genau diesen Punkt empfinde ich als so wahnsinnig wichtig. Obwohl ich jeden Ableger der Reihe gerne gespielt habe, konnten sich die Spiele technisch nie weiterentwickeln. Selbst die Portierungen auf Wii U und Nintendo Switch sahen nicht gut aus, letztere Version bewies eigentlich nur noch mehr, dass „Monster Hunter“ auf diese Weise nicht in die Zukunft gehen kann. Der Schritt zu der aktuellen Generation, und eben auch die Technik der PlayStation 4 auszunutzen, liefert uns also nicht nur das optisch beste „Monster Hunter“, auch spielerisch dürfen neue Wege gegangen werden. Große Welten ohne Ladezonen, mehr Interaktionen der Monster miteinander und dynamischere Bewegungen ergeben ein besseres Spiel. Ich bin also sehr zuversichtlich, dass „Monster Hunter“ nicht nur in eine bessere Zukunft schreitet, sondern auch den besten Teil der Reihe abliefern könnte.

Sebastian: Während wir bis jetzt mehr auf die möglichen Probleme für Neueinsteiger eingegangen sind, soll nun auch der Part des Spiels angesprochen werden, der auch für Veteranen relevant ist: Die Waffen als elementarer Bestandteil des Gameplay. Auch wenn es in der Beta zwar einen Trainingsraum gab, in dem man die Waffen und ihre verschiedenen Combos testen konnte, hat zumindest die Beta mit einer ausführlichen Einführung gegeizt. Ohne dieses Wissen wird der Spieler direkt auf die Jagd geschickt und muss die Anwendungsmöglichkeit, die Synergien im Gruppenspiel oder die Mobilität seiner Waffe auf eigene Faust herausfinden. Den individuellen Spielstil der verwendeten Waffe zu meistern, ist Teil des Spielfortschritts. Durch schwächere Monster, an denen auch Neulinge Erfolge feiern können, sowie überschneidende Mechaniken der Waffen und eine ordentliche Steuerung ist der Weg zum Erfolg niemals unfair. Nur muss der Spieler gewillt sein, diese Zeit zu investieren, worin ich das eigentliche Hindernis für Neueinsteiger sehe. Die in „Monster Hunter Generations“ eingeführten Stile, die verschiedene Anpassungsmöglichkeiten am eigenen Spielstil wurden gestrichen oder in Teilen in das Gameplay der Waffen eingebunden. Veteranen werden sich jedoch heimisch fühlen, denn die Steuerung und das Handling der Waffen aus den vorherigen Teilen wurde ohne Verluste und mit leichten Anpassungen in den neuen Teil übertragen. Eine Enttäuschung über eine Verwässerung dieses Kernelements sollte dadurch eigentlich ausbleiben.

Marco: Gerade über diese Punkte werden Fans mehr als glücklich sein. Ich bleibe wirklich gespannt, ob Neulinge sich da schnell zurechtfinden können. Denn die Betas haben vor allem gezeigt, dass „Monster Hunter World“ so zugänglich sein kann, wie kein anderer Teil der Reihe bisher. Besonders gut haben mir auch die optionalen Hilfen gefallen, denn die Lichtkäfer scheinen perfekt für diejenigen, die nicht gerne suchen. Zwar wurden sie einem noch auf die Nase gebunden, wer jedoch die klassische Weise möchte wird eher die zusätzlichen Informationen durch diese wertschätzen. Die Kämpfe sind natürlich klasse, jedoch für mich zum ersten Mal nicht der einzige Fokus. Die Welt zu erleben und zu erforschen wird hoffentlich so viel Spaß machen, wie es bereits in den Betas der Fall war. Das einzige, was mir noch Kopfschmerzen bereitet, ist die Geschichte. Hier hat die Reihe Unmengen an Potential verschenkt, und nun hat der Story-Trailer bereits eine Besserung versprochen. Jedoch kann ich noch nicht wirklich glauben, dass sie mehr als ein Beiwerk zum reinen Kämpfen sein wird, wäre es anders der Fall wäre ich der glücklichste Jäger aller Zeiten. Was hat dir denn bislang am besten gefallen, und wo siehst du Verbesserungsbedarf?

Sebastian: Die bereits angesprochene Beschleunigung des Spiels stellt für mich die herausragende Neuerung des Spielprinzips dar. Im Kampf schneller einen Trank einwerfen, automatisches Herstellen von Gegenständen oder der fliegende Wechsel der Ausrüstung während der Mission fühlt sich einfach gut an. Auf dem Papier mag diese Änderung winzig erscheinen, der Einfluss auf das eigentliche Spiel ist jedoch weitreichend. Auch die neuen Mäntel, die verschiedene Fähigkeiten freischalten, empfinde ich als interessante Neuerung, um den eigenen Spielstil anzupassen und auf die verschiedenen Monster zu reagieren. Bei den übrigen Änderungen bin ich noch zwiegespalten. Die größeren Areale zeichnen ein lebendiges Bild eines Ökosystems und zieht den Spieler dadurch effektiver in die Welt des Spiels. Die Größe kann jedoch zu einem Störfaktor werden, da einige der Monster im Rahmen der Beta in einer absurden Frequenz die Flucht ergriffen haben. Ist die Verfolgung durch die Map zu Beginn noch spaßig, wird sie bei häufiger Wiederholung zur Tortur und unterbricht den eigentlichen Spielfluss. Die Leuchtkäfer sind für Neueinsteiger eine angenehme Hilfe, um das Monster aufzuspüren. Fraglich ist jedoch ob dieses Feature spaßig bleibt, wenn man die Marschrouten der Monster kennt und eigentlich nicht auf diese Käfer angewiesen ist. Der Entwickler ließ verlauten, dass Teile der Erforschung neuer Gegenstände an diese Käfer gebunden sein werden. Der Zwang diese zu sammeln, obwohl der Standort des Monsters bekannt ist, könnte zu einem kleinen Ärgernis werden. Mit dem Ringmenü für einen schnellen Zugriff auf Gegenstände stand ich jedoch im Rahmen der Beta auf Kriegsfuß. Im Kern funktioniert dieses Werkzeug einwandfrei. Jedoch gab es verschiedene Kategorien von Gegenständen, denen ein eigenes Ringmenü zugewiesen war. Diese mussten umständlich mit den Pfeiltasten des Controllers ausgewählt werden und erst dann war der Schnellzugriff möglich. Daher hoffe ich das im fertigen Spiel entweder die Bedienung verbessert wurde oder das RIngmenü frei belegbar sein wird.

Marco: Wir freuen uns also beide sehr auf „Monster Hunter World“, kleine Designentscheidungen könnten aber das komplette Potential zurückhalten. Ob das auch wirklich der Fall ist darf jeder Spieler selber herausfinden, denn das Spiel ist ab sofort verfügbar. Demnächst werden wir auch in unserem Testbericht feststellen können, ob unsere Eindrücke nach der Vollversion dieselben sein werden. Bis dahin wünschen wir sowohl Neulingen als auch Veteranen viel Spaß bei der Jagd.