Es ist der vierte Advent, draußen weht ein eisiger Wind. Was macht der motivierte Videospieler also? Genau, er stöbert durch das Online-Angebot des PlayStation Stores, schnappt sich ein Spiel und lädt bis zu drei weitere Kollegen dazu ein. Genau so haben Philipp, Christian und ich es gemacht und uns an den aberwitzigen Downloadtitel „Tiny Brains“ herangewagt. Das Besondere: „Tiny Brains“ kann dank Online-Modus komplett kooperativ gespielt werden. Was wir von dem Spiel hielten, erfahrt ihr in unserem Review der etwas anderen Art.

Alex: Worum geht es überhaupt in „Tiny Brains“, Philipp?

Philipp: Das Spiel erzählt die Geschichte von Helden und korrupten Hühnern.
Worum geht es wirklich, Alex?

A: (lass mich eben nachlesen)

P: (lass uns das später einfügen)

P: (oder so drin lassen)

A: (definitiv so lassen)
Also, ein verrückter russischer Laborwissenschaftler betreibt skurile Tierversuche. Dabei hat er vier Versuchsratten mit übernatürlichen Fähigkeiten versehen, die nun versuchen aus dem Labor zu entkommen. Das Teil gleicht dabei einem Irrgarten und wird zusätzlich ein wenig von Hühnern heimgesucht. „Wie bitte“ möge sich der Leser nun denken, „Wabitte“ dachten wir uns beim Spielen.

Was es mit den Hühnern auf sich hat, wollen wir an dieser Stelle mal nicht vorgreifen. Insgesamt hatte ich aber sowieso den Eindruck, dass die Story wie so oft bei derartigen Rätselspielen im Hintergrund stand. Doch nun zum eigentlichen Spielablauf.

P: Genau, du alte Laberbacke. Die Viecher befinden sich im Labyrinth und müssen in den aberwitzigen Versuchen probieren, einen Würfel in die passende Aussparung zu bekommen. Das ist nun aber gar nicht mal so leicht, denn zwischen Punkt A und Punkt B befinden sich zahlreiche Hürden. Mal muss eine Lavaflut überquert werden, mal steht der Boden unter Strom. Zum Glück haben die Ratten durch die ganzen Tests schon Superkräfte und müssen diese rege einsetzen.

Um sie kurz genannt zu haben: Ratte 1 zieht Gegenstände an, Nummer 2 stößt sie ab, Ratte 3 lässt Eisklumpen entstehen und die letzte tauscht den Platz von sich selbst mit dem angepeilten Objekt. Die Fähigkeiten müssen schlussendlich auch mit Köpfchen kombiniert werden, damit alle Rätsel gelöst werden können. Im Grunde somit ganz spannend, wären da nicht diese lästigen Mängel im Spiel.

A: Ich denke, das ist mein Stichwort. Abgesehen von den zahlreichen Verzögerungen, die man wohl auf eine instabile Internetverbindung schieben kann, ruckelt so ziemlich alles im Spiel. Unschön, aber hiermit könnte man sich unter Umständen noch abfinden, wenn zumindest die Physik hinter „Tiny Brains“ verlässlich funktionieren würde. Ich weiß nicht, wie oft innerhalb unserer kurzen Spielzeit ein Rätsel uns zur Weißglut brachte, weil die Objekte scheinbar einen eigenen Willen hatten und nicht das taten, was wir wollten. Besonders bei den schwierigeren Rätseln, die ein exaktes Timing voraussetzen, führt das immer wieder zu deprimierenden Situationen. Letztendlich braucht man also weniger Zeit, um einen Lösungsansatz zu finden, als diesen dann erfolgreich in die Tat umzusetzen. Ich denke, das ist nicht der Sinn und Zweck eines Spiels, welches so massiv auf Rätsel setzt. Oben drauf kommen noch die zahlreichen technischen Fehler. Da fliegt der Charakter gerne mal komplett aus dem Bildschirm oder man bleibt in einem Objekt hängen.

Möchtest du vielleicht auf die kurze Spielzeit eingehen, die ich gerade erwähnt habe?

P: So etwa zwei Stunden waren das, oder? Insgesamt gibt es vier Kapitel im Spiel, die jeweils einen eigenen Highscore erhalten. Für jeden benötigt man also knapp eine halbe Stunde, die mal länger und mal kürzer erscheint. Ein wenig traurig finde ich es, dass sich die Aufgaben innerhalb der kurzen Spielzeit doch stark ähneln. Immer wieder gibt es kleine Auflockerungsversuche im Spielablauf, die beim ersten Mal noch einigermaßen spaßig sind, bei jedem weiteren Mal aber nur noch nerven. Da wären beispielsweise die Level, in der man eine Kugel durch Gänge bugsieren muss. Im Grunde ist das alles nicht sehr fordernd, aber wenn die Physik nicht so ganz mitmacht, muss man das des Öfteren wiederholen.

Darüber hinaus haben es noch Verteidigungsmissionen ins Spiel geschafft, in denen man eine hilflose Kreatur vor Feindeswellen beschützen muss. Und ja, es sind tatsächlich Wellen von Gegnern, die auf die Helden stürmen und beseitigt werden müssen. Erneut: nicht allzu fordernd, kostet aber Zeit und macht nach der ersten Variante nur noch wenig Spaß.

A: Ja, da hast du definitiv Recht. Im Grunde sind sich alle vier Kapitel für diese kurze Spielzeit viel zu ähnlich. Wer zum Abschluss noch etwas Abwechslung erwartet, wird auch hier bitter enttäuscht. Was auch wirklich ärgerlich ist, dass das Spiel nach Abschluss nur noch wenig weitere Inhalte bietet.

Da wäre der Fußball-Modus, in dem man mit Hilfe der Ratten-Fähigkeiten den Ball in das Netz des Gegners befördern muss. Sicherlich ganz witzig, aber leider kann man diesen Modus nur lokal und nicht online miteinander ausprobieren. Darüber hinaus schaltet man nach Abschluss der Kampagne drei weitere Modi frei. In ersterem stellt man sich verschiedenen Herausforderungen und versucht seinen Highscore zu knacken. Die beiden anderen sind Variationen des Hauptmodus und durch besondere Anpassungen fordernder. Im „Troll-Modus“ kann man seine Mitspieler (versehentlich) angreifen, weshalb man vorsichtiger vorgehen muss. Im „Jules-Modus“ verfügt die gleichnamige Ratte über alle vier Kräfte, muss dafür aber mit nur einem Leben auskommen. Das klingt zwar ganz nett, nachdem mich die störende Physik und die zahlreichen Spielfehler so verschreckt haben, bin ich nur noch geringfügig motiviert, mich noch einmal in das Spiel zu stürzen und das ist nett ausgedrückt.

P: „Tiny Brains“ merkt man an, dass es für den kooperativen Mehrspielermodus ausgelegt wurde, aber das ist gar nicht weiter schlimm. Man kann das Spiel durchaus alleine durchklopfen, ein wenig frustrierender als mit drei Freunden wird es aber definitiv. Bei vier Spielern erhält jeder eine spezielle Superkraft. Hat man nun weniger Spieler zur Hand, kann man die freien Superkräfte per Knopfdruck gegen die aktuell gewählte tauschen. Im Solo-Modus wird dazu die Zeit ein Stückchen verlangsamt, um die Kräfte wie vorhin angesprochen zu kombinieren.

Mit Freunden macht es ohne Frage den meisten Spaß. Ob nun zu viert vor der Konsole oder über das Internet mit der Party-Chat-Funktion, freche Sprüche machen einiges aus. Es gibt zudem die Möglichkeit, auch mit Fremden zusammenzuspielen, damit man sich nicht ganz alleine durch die Level schlagen muss. Wir empfehlen aber dennoch die freundschaftlichere Variante, da kann man auch schön schimpfen, ohne direkt aus dem PlayStation Network geschmissen zu werden.

A: Spielt man mit Fremden, ist übrigens die Touchpad-Einbindung sehr hilfreich. Darüber kann man zumindest in gewisser Weise kommunizieren, indem man einen Pfeil über das Spielfeld schiebt und auf wichtige Dinge zeigt oder den Weg dirigiert. Das ist natürlich nicht das Nonplusultra, aber besser als gar nichts.

Was gibt es sonst noch groß zu sagen? Philipp, hat dich nicht etwas am Grafikstil und dem Soundtrack des Spiels gestört?

P: Die eigentliche Optik hat mir gut gefallen. Über dem Spielgeschehen liegt aber eine halbtransparente Textur, die dem Ganzen einen maroderen Look verpassen soll. Gerade in den zahlreichen dunkleren Passagen sieht das aber mehr nach einem trüben, dreckigen Bildschirm aus und störte mich sehr. Genauso beim Soundtrack, der zwar schön quirlig ist, zum Teil aber kleinere Dubstep-Ausraster beinhaltet. Sowas muss doch nicht sein.

A: Muss nicht, wird aber sicherlich den einen mehr stören als den anderen. Insgesamt gefiel mir die Präsentation weitestgehend. Grafisch ist „Tiny Brains“ als Download-Titel für mich völlig zufriedenstellend. Vielleicht sollte man aber auch noch die witzigen Dialoge und die gelungene Synchro des Professors loben. So und nicht anders stelle ich mir die Parodie eines russischen Professors während des kalten Krieges vor!

P: So langsam sollten wir auch mal einen Abschluss finden. Insgesamt hatten wir in den kurzweiligen zwei Stunden unseren Spaß; Frust und Lust haben sich aber mehr oder weniger abgewechselt. Hinzu kommt der saftige Preis von 20 Euro, den jede Person ausgeben muss. Ich rate allen Coop-Freunden eher zu Spielen wie „LEGO Marvel Super Heroes“ oder „Trine 2: Complete Story“.

A: So frustriert ich auch immer noch von „Tiny Brains“ bin, kann ich nicht abstreiten, dass wir tatsächlich unseren Spaß hatten. Ich würde das aber eher darauf zurückführen, dass gemeinsam fast jedes Spiel mehr Spaß bereitet als alleine. „Tiny Brains“ verdient sicherlich keine Lorbeeren, weshalb ich für sechs von zehn Punkte tendiere. Sollte der Preis jedoch irgendwann mal fallen, können Coop-Fans den Kauf dennoch in Erwägung ziehen.