Für viele westliche Videospiel-Enthusiasten
haben japanische Rollenspiele einiges auf dem Kasten.
Sie stellen für diese den Beginn dar.
Was, wenn „Chrono Trigger“ nicht war?

Auch, wenn wir zu diesen Tagen,
kein „Dragon Quest“ mehr haben,
wissen einige Entwickler noch im Westen,
was diese gemacht hat zu den Besten.

„Child of Light“ ist für uns Licht im Dunkeln.
Daher sind wir seit Tagen in Auroras Bund
und gehen der Frage auf den Grund;
doch wie schön ist Ubisoft Montreals Funkeln?

Auf nach Lemuria, nicht wahr?

Wem die Einleitung zu kitschig war, für den stellt „Child of Light“ kein besonderes Spiel mehr dar. Das Ende findet jedoch im Gedicht ein jeder Reim, in „Child of Light“ wird es allerdings niemals so sein.

Der König von Österreich wurde von seiner ersten Liebe mit einem wundervollen Mädchen namens Aurora gesegnet. Dieses Kind strahlte stets vor unglaublicher Gesundheit und Willenskraft. Das Schicksal meinte es jedoch nicht gut mit der munteren Familie, als die Königin von ihrem frühen Tod heimgesucht wurde. Seitdem fühlte sich der König schrecklich einsam.

Zur Osterzeit 1895 nahm er dann eine neue Frau zur Gemahlin. Während die Feierlichkeiten auf dem Hof fröhlich von statten gingen, sollte die Trauer schon bald den König wieder einholen. Aurora, die in dieser Nacht ruhig schlief, sollte am nächsten Morgen nicht mehr aufmachen. Sie war tot.

Und doch geht die Geschichte weiter. Das tapfere Mädchen findet sich alsbald an einem weit entfernten Ort wieder und bekommt die Trauer über ihren Tod und den Zustand des Königs mit. Sie will heimkehren und muss hierfür den Mond und die Sonne erlangen.

Alles wieder wunderbar!

Auf ihrem Abenteuer trifft Aurora unmittelbar auf Igniculus, ein blaues Glühwürmchen. Dieses kann über die Karte gesteuert werden und Lebens-, Magie- und Leuchtpunkte einsammeln sowie einen Teil der entfernten Schätze öffnen. Mit dem linken Trigger leuchtet Igniculus sogar auf und kann kleinere Schätze wie Sternstäube aufschließen oder gar Aurora heilen. Eine solche Aktion beansprucht jedoch Leuchtpunkte, die sich auch mit der Zeit auffüllen.

Neben dem blauen Kerlchen soll Aurora jedoch schon bald viele weitere neue Freunde finden, die sich ihr nach einer Quest anschließen. Gekennzeichnet sind solche auf der märchenhaften 2D-Landschaft, die man durchgehend erkundet, mit einem Ausrufezeichen.

Mein Kind, gib Acht!

Die Welt aus „Child of Light“ hält jedoch nicht nur freundliche Gesellen bereit. Überall lauern finstere Gestalten, die angreifen, sobald man sich ihnen annähert. Führt an den Gegnern nun kein Weg vorbei, kann man sie mit Igniculus blenden und sich davon schleichen. Zielt man es dagegen auf die Erfahrungspunkte ab, zahlt sich ein Angriff von hinten deutlich aus, da der Kampf dann mit einem Initiativ-Vorteil beginnt.

Die Kämpfe laufen in rundenbasierter Manier ab. Jeder Teilnehmer wird unten auf einem Balken durch ein Icon dargestellt und muss zunächst warten. Wie lang die Wartezeit geht, hängt von den Initiativ-Werten des Charakteren ab. Sobald die Wartezeit um ist, kann man eine Aktion auswählen, die noch einmal eine Vorbereitungszeit benötigt. Stärkere Angriffe nehmen hierbei wieder einiges an Zeit in Anspruch, während beispielsweise der Verteidigungsbefehl unmittelbar ausgeführt werden kann.

Wichtig ist, dass man während der Vorbereitungszeit nicht angegriffen wird. Sollte dies nämlich passieren, wird die Aktion unterbrochen und das Icon unten auf die Wartezeit zurückgezogen. Um eine solche Situation zu vermeiden, kann man mit Igniculus die Gegner blenden und ihre Warte- sowie Vorbereitungszeit verzögern.
Allerdings kostet dies wieder Leuchtpunkte, die sich nur langsam auffüllen.

Manche Charaktere haben jedoch auch die Fähigkeit, einen Konter-Angriff zu starten, sobald ihre Aktion während der Vorbereitungszeit unterbrochen wird oder sie von einer physischen Attacke angegriffen werden.

Ist es denn nun vollbracht?

Am Kampf nehmen von eigener Seite nur zwei Charaktere gleichzeitig teil, wobei diese jederzeit ausgetauscht werden können. Von den Erfahrungspunkten profitieren aber alle Charaktere, auch wenn sie am Kampf nicht teilgenommen haben. Damit hat man die ganze Zeit über ein von den Leveln her ausgeglichenes Team.

Mit verschiedenen Items kann man gezielt spezielle Werte verbessern. Genauso findet man verschiedene Splitter, die sich beispielsweise zu Smaragden und Rubinen schmieden lassen. Rüstet man sie unter Angriff, Verteidigung oder Magie aus, steigen ebenfalls die jeweiligen Werte an. Zusätzlich würde beispielsweise ein Rubin den Angriffen das Feuer-Element verleihen, mit dem man gegen Wasser-Gegner natürlich unterlegen ist.

Normal oder Schwer?

Es ist wenig verwunderlich, dass ein Rollenspiel ein derart umfangreiches Kampf-System wie das gerade Beschriebene anbietet. Im Regelfall würde man sich in dieses jedoch hineinarbeiten und sich ständig verbessern müssen. Spielt man „Child of Light“ auf dem Schwierigkeitsgrad „Normal“, bleibt einem tatsächlich jede Komplikation erspart. Mit zahlreichen Lebens- und Magiepunkten und schwächeren Gegnern braucht man sich in diesem Modus nämlich nicht vor einer allzu großen Herausforderung zu fürchten.

Auf „Normal“ kann man gemütlich durch das märchenhafte Gedicht spielen, das „Child of Light“ in erster Linie ist. Möchte man es dagegen als Spieler mit einer gewissen Rollenspiel-Erfahrung etwas schwieriger haben, ist man sicherlich unter „Schwer“ sehr gut aufgehoben. Es wird nie frustrierend, allerdings schenkt einem das Spiel auch keinen Sieg.

Was ich höre und sehe, gefällt mir sehr!

Nahezu makellos ist die technische Präsentation des Titels. Die grafische Pracht des UbiArt Frameworks, die bereits in „Rayman Origins“ und „Rayman Legends“ zur Geltung kam, wirkt sich auch in „Child of Light“ wundervoll auf die Landschaften aus. Genauso beeindruckend ist die Musik des Spiels. Sie sorgt an märchenhaften Stellen für eine passende Atmosphäre und im Kampf für die nötige Spannung.

Es fällt jedoch auf, dass die meisten Stücke leichte Variationen eines einzigen Liedes sind. Allerdings bekommt man das Spiel in digitaler Form für einen kleinen Preis, sodass derartige Bemerkungen bereits die Erwartungen an einen solchen Titel sprengen. Man verzeihe aus demselben Grund dem Spiel die wenigen technischen Fehler wie das späte Laden eines Objektes oder die gelegentlichen Ladezeiten bei der Schnellreise.

Auf der PlayStation 4 kann Igniculus zusätzlich zum rechten Stick auch mit dem Touchpad des DualShock 4 gesteuert werden. Die kleine Leuchtkugel bewegt sich damit deutlich flotter über den Bildschirm, dafür aber auch etwas ungenauer. Dies wird jedoch dadurch wieder wett gemacht, dass die Trefferzonen der Gegner überaus groß sind. So kann man auch im Eifer des Gefechts schnell von einem Gegner zum nächsten wechseln, um diesen zu behindern. Selbst der kooperative Modus ist für ein Rollenspiel durchaus gelungen. Ein zweiter Spieler übernimmt die Rolle von Igniculus, welcher sowohl im Kampf als auch in den Landschaften wichtige Aufgaben übernimmt. Somit ist auch der zweite Spieler aktiv ins Geschehen eingebunden.