Einige Jahre schien die Tour de France aus den Köpfen und von der Bildfläche verschwunden zu sein. Ein Dopingskandal nach dem anderen hat die Glaubwürdigkeit des bekanntesten Radsport-Events ins Bodenlose sinken lassen. Doch so langsam nimmt die Tour wieder Fahrt auf, dieses Jahr auch auf der PlayStation 4. Ob sich die Radler dabei umsonst abstrampeln oder es doch zu Ruhm und Ehre bringen verrät unser Review!

Fahrrad fahren

Kern des Spiels ist natürlich der Tour de France-Modus. Hier werden die Etappen des großen Vorbilds nachgefahren. Wer keine Lust auf die über 20 Abschnitte hat, kann auch weniger auswählen – ein sehr nettes Feature. Nicht minder unterhaltsam ist auch der Karriere-Modus. Nach der Wahl des eigenen Trikots und dem Erdenken eines Teamnamens startet man mit ein paar durchschnittlichen Fahrern. Erfolge bringen nicht nur Geld, sondern locken auch neue, bessere Fahrer an. In beiden Modi darf ein zweiter Spieler die Taktiken der Teamkameraden steuern. Ein vollwertiger Multiplayermodus entsteht dadurch zwar nicht, an diesen wurde aber auch gedacht – zumindest offline. Hier dürfen sich zwei Spieler im leider heutzutage viel zu selten integrierten Splitscreen messen. Und dennoch vermissen wir die Möglichkeit, auch online gegen andere Spieler anzutreten. Doch auch alleine wünscht man sich Modi für die kurze Runde zwischendurch. Warum gibt es keine Herausforderungen oder Einzelrennen? Immerhin gibt es für letzteres einen Workaround, wenn man nur die gewünschte Strecke im Tour-Modus wählt. Sehr schön dagegen ist in beiden Modi die Möglichkeit, jede Strecke auch alleine vorab zu erkunden. Hier kann man sogar bestimmte Abschnitte wählen und so nur die Hügel oder den Zieleinlauf üben.

Ausdauer

Im Gegensatz zu einigen anderen „Tour de France”-Konsolenspielen bekommt man dieses Mal ein sehr vernünftiges Tutorial, nach dem man ideal auf die Rennen vorbereitet ist. Ausführlich wird erklärt, wie man Ausdauer und Kraft einsetzen sollte. Auch das richtige Verhalten bei Steigungen, wann man im hohen Gang fahren sollte und wie man sich vor dem Wind schützt, wird genau erläutert. Hierzu passt die wohldurchdachte Steuerung, dank der man schon nach kurzer Zeit in den Rennen eine ernst zunehmende Konkurrenz darstellt. Nur so machen die Strecken, an denen man eine gute Stunde sitzt, auch wirklich Freude. Wem das zu lang ist, der kann sich die Ergebnisse auch im Turbogang simulieren lassen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder selbst in den Sattel steigen. Wer dagegen lieber die ganze Strecke selbst bestreiten will, aber nicht so viel Zeit am Stück hat, darf sehr komfortabel jederzeit im Rennen speichern und den Kampf um die bunten Trikots von der gleichen Stelle wieder aufnehmen. Und wer noch mehr Zeit braucht und auch 2015 noch mit „Tour de France 2014“ unterwegs ist, muss sich über mangelnde Aktualität nur bedingt ärgern. Dank Editor darf man Teams sowie Fahrer umbenennen und ist so immer auf dem neuesten Stand.

Kollegial

Die bereits erwähnte Teamsteuerung kann nicht nur ein weiterer Mitspieler übernehmen, sondern auch man selbst. Hierzu bietet während der Fahrt ein Menü die Kontrolle über die Teamkollegen. Diesen kann man zum Beispiel den Hinweis zum Angreifen geben. Leider kommen hier einige Mankos zum Vorschein. Zum einen ist das Menü, während dessen Bedienung der eigene Fahrer automatisch weiter radelt, merklich zu unübersichtlich. Zum anderen setzt die CPU die Anweisungen nicht immer ordnungsgemäß um. Zuletzt bietet dieses Menü noch die Möglichkeit, die Kontrolle über einen Mitstreiter zu übernehmen. Dies nimmt leider dem eigentlichen Gameplay ein wenig den Pepp. Hat man nämlich beim Haushalten mit den eigenen Kräften versagt, schnappt man sich einfach den nächsten Radler. Dabei hat es mit den Power-Snacks ein interessantes System ins Spiel geschafft, um eben diesen Fehler zu vermeiden. Müsliriegel & Co. bringen nämlich in den Bereichen Ausdauer, Kraft und allgemeine Erschöpfung unterschiedlich viel Power zurück. Hier hat man die Wahl, welchen der Snacks man von Begin an im Gepäck haben will, und welcher ab ungefähr halber Strecke zur Verfügung stehen soll. So kann man je nach Spielweise und Streckenverlauf den vielleicht entscheidenden Vorteil bekommen.

Unrund

Technisch können auf jeden Fall die Fahrer überzeugen. Nicht nur, dass über 100 davon unterwegs sind, sie schauen auch sehr nett aus und sind gut animiert, abgesehen von der Startphase, wo sich alle Radler quasi gleitend auf den Weg machen. Die Umgebungen dagegen haben leider den Charme einer durchschnittlichen Modelleisenbahnlandschaft. Hier und da ein Haus und ein paar Bäume platziert, ab und an dann halt ein paar Zuschauer am Rand oder auch mal mehr in den Städten, und nur wenige davon bieten ein paar Animationen. Dazu ändert sich die Detailstufe der Objekte beim Näherkommen sichtlich, einiges flackert und des Öfteren schleichen sich kurze Ruckler ein. Diese hängen nicht davon ab, wie viel grade auf dem Screen zu sehen ist. Mit dem kompletten Fahrerfeld im Blick läuft es manchmal butterweich, mit nur dem eigenen Radler und zwei Bäumen zuckt es dann. Dazu ist die Kollisionsabfrage sehr fragwürdig. Durch andere Fahrer zuckt man einfach hindurch, Stürze wegen Berührungen sind nicht möglich, würden aber besonders die Starts definitiv spannender machen. Dafür ist der Straßenrand eine harte, unsichtbare Mauer. Auf die Ohren gibt es leider nicht sehr viel. Ein etwas unmotivierter Kommentator gibt manchmal Tipps und informiert über Aktionen und Abstände anderer Fahrer, die Zuschauer brüllen die immer gleichen Jubelarien vom Straßenrand. An der Präsentation darf auch noch gefeilt werden. Zwar sind die Einleitungsvideos zu den Etappen sehr hübsch und zeigen die Strecken sowie deren Landschaften und Städte, im Rest des Spiels hat man aber recht biedere Menüs vor der Nase.