Es gibt nur wenige Genres, die nach Spielen benannt sind. „Metroidvania“ ist so eines. Viele Spiele haben versucht, sich hier heran zu wagen und die Qualität der beiden Namensgeber zu erreichen, doch nur wenige haben dieses Vorhaben auch geschafft. Nun taucht mit „Guacamelee! Super Turbo Championship Edition” ein außerordentlich ungewöhnlicher Vertreter auf. Ob ein mexikanischer Luchador es mit einer intergalaktischen Kopfgeldjägerin und einem Vampirkiller aufnehmen kann? Schnappt euch Tacos sowie – bei unter 18 Jahren bitte alkoholfreien – Tequila und schmeißt euch mit uns ins Getümmel!

No Me Gusta!

In einem kleinen mexikanischen Dorf lebt Juan, ein einfacher Agaven-Bauer. Eines schönen, ganz normalen Tages wird er zur Kirche gerufen. Er soll bei den Vorbereitungen eines Festes helfen. Auch die Tochter des Präsidenten wird da sein. Die beiden kennen sich noch von früher, wo sie sehr gute Freunde waren. Und auch heute noch scheint die beiden mehr zu verbinden, vielleicht auch mehr als Freundschaft? Doch bevor sie dies herausfinden können, greift ein Skelett namens Carlos Calaca das Dorf an und schnappt sich Juans Herzensdame. Beim umgehenden Rettungsversuch wird er getötet und landet im Land der Untoten. Dort trifft er auf den Luchador Tostada, der ihm eine Maske übergibt, die ihn ebenfalls in einen Luchador verwandelt und wieder in die Welt der Lebenden zurück bringt. Daraufhin macht sich Juan auf, die Tochter des Präsidenten zu befreien.

Lucha Libre

Der spaßigste Kern des Spiels ist das Kampfsystem, das durch seine Vielfalt an Möglichkeiten und der Dynamik punktet. Anfangs muss man sich noch mit einfachen Schlägen und dem Griff zur Wehr setzen. Letzteren kann man ansetzen, sobald man einem Gegner ein wenig Schaden zugefügt hat. Anschließend kann man den Widersacher durch die Gegend schmeißen und so auch seine Kollegen in Mitleidenschaft ziehen. Doch damit hört die Freude am Prügeln noch nicht auf. Dem Gegner eine reinzimmern, in die Luft befördern, dort drei bis vier Schläge hinterher setzen, bevor man ihn auf den Boden hämmert. Aktionen wie diese mögen kompliziert klingen, gehen aber so flüssig von der Hand, dass man stets mit Freude die eigenen Combos bestaunt – und stetig verbessert sowie erweitert.

Dazu gesellen sich mit der Zeit immer neue Angriffe. Doch diese sind nicht nur dem Kampf dienlich. So gibt es zum Beispiel den Aufwärtshaken, welcher nebenbei auch noch rote Blöcke, die vorher Wege versperrt haben, beseitigen kann. Aufmerksame Spieler werden direkt bemerken, dass der gute Juan seinen Sprung dadurch aber noch ein wenig verlängert. Ein gut getarnter Doppelsprung also! Jeder neuer Special Move erweitert so nicht nur das sowieso schon unterhaltsame Kampfsystem, sondern gibt auch den Weg zu neuen Gegenden frei. Diese sind nicht nur optisch eine sehr abwechslungsreiche Wucht, sondern auch spielerisch grandios. Tolle Geschicklichkeitsherausforderungen sind genau so vorhanden wie verstecke Räume, die man mit einem wachen Auge entdeckt – und voller Stolz dann von den Schätzen befreit.

El Viaje

Jeder neue Gegner stellt bei seinem ersten Auftritt erst einmal eine gute Herausforderung dar, bevor er später mit besseren Mitteln schnell geplättet ist. So bleibt das Kämpfen während des Fortschreitens in der Handlung spannend und die spätere Erkundung alter Gebiete mit neuen Moves wird nicht unnötig durch die Feinde in die Länge gezogen. Dabei können die optionalen Wege mit den schönen Goodies am Ende aber doch mal knackig werden. Hier sind die Gegnermassen teilweise nicht zu unterschätzen und auch die Hüpfpassagen erfordern flinkere Finger. Perfektionisten werden so stärker gefordert als die, die nur dem letzten Boss mal so richtig zeigen wollen, wo die Maracas hängen. Bis dahin warten jedoch einige Zwischenbosse, die durch ein gutes Auge für die Bewegungsmuster besiegt werden können. Eben genau so, wie es sein soll.

Wer doch ein wenig überfordert ist, kann durch das Besiegen der normalen Gegner noch ein wenig Kohle einsacken. Bei den häufig verteilten Händlern kann man damit unter anderem erhaltene Fertigkeiten verbessern und seine Energieleiste erhöhen. Außerdem kann man lokal auch zu zweit antreten, jedoch ist das Spielprinzip dafür nicht perfekt geeignet. Eine nette Dreingabe, die jedoch nicht den erhofften Zuwachs an Spielspaß bringt.

Tacotastisch!

Optisch ist das Spiel einfach eine Wucht. Im gewollt kantigen Comicstil bewegt sich alles butterweich an einem vorbei, besonders die versetzt scrollenden Ebenen im Hintergrund geben einen tollen räumlichen Effekt ab. Dazu strahlt alles im klischeehaft-mexikanischen Stil, wo sogar die Gegner Sombreros tragen und die Frauen allesamt Mamacitas sein wollen. Die Gegenden sind dabei sehr abwechslungsreich gestaltet und bieten stets tolle Details für das Auge. Wer mit offenen Augen durch die Welt läuft und ein wenig Videospielerfahrung mitbringt, wird so einige Deja-Vus haben. Liebevolle Anspielungen auf andere Spiele, unter anderem das Vorbild „Metroid“, sind überall verstreut. Der Sound passt ebenso in das Setting und verpackt mexikanische Rhythmen immer passend zur jeweiligen Umgebung.