Wenn man dieses Jahr an Spiele denkt, die im Vorfeld mit einem riesigen Hype bedacht waren, dann fällt einem garantiert „Destiny“ als erstes ein. Auf zehn Jahre soll das Spiel ausgelegt sein, doch hat es wirklich das Zeug dazu, so lange zu unterhalten? Dieser Frage sind wir für euch in unserem Review auf den Grund gegangen!

Von Aliens und Geistern

Wir schreiben das Jahr 2700. Die Menschheit hat eine blühende Zeit hinter sich. Entdeckungen auf dem Mars haben Techniken hervorgebracht, die die Besiedlung des Sonnensystems möglich machten und die Lebenserwartung der Menschen deutlich verlängert haben. All das dank einem mysteriösen, kugelförmigen Raumschiff von der Größe eines kleinen Mondes, schlicht „der Reisende“ genannt. Doch etwas war auf der Suche nach dem Reisenden, und die Verfolgung quer durch das Universum war einige Jahrhunderte später erfolgreich. Nun liegt es am Spieler in der Rolle eines Hüters, wieder zum Leben erweckt durch einen kleinen Roboter namens „Geist“, das Unheil abzuwenden.

Das mag jetzt nach einem zwar nicht originellen aber dennoch spannenden Einstieg in die Welt von „Destiny“ klingen, doch im Laufe des Spiels wird die Story schlichtweg banal. Ob legendäres Schwert oder interstellare Königin, alles wird kurz abgehandelt und mit Klischees bedient. Wegen der Handlung sollte man also nicht tiefer ins Sonnensystem vordringen.

Zuflucht

Im Charaktereditor hat man eine handvoll Möglichkeiten, sich seinen Hüter zusammenzustellen. Dabei kann man quasi zwischen Mensch, Alien und Android wählen, dazu dann das Geschlecht bestimmen und im Gesicht ein paar Merkmale anpassen. Spielerisch wichtiger ist die Wahl der Klasse, wobei sich Hunter, Warlock und Titan nur in recht bedingtem Maße unterschiedlich spielen. Sind die Startvorkehrungen getroffen, geht es auch schon in Alt-Russland los. Nach einer recht kurzen Prolog-Mission landet man im Turm, dem letzten Zufluchtsort der Menschen. Hier muss man sich erst einmal selber zurechtfinden, eine kleine Einführung in den Ort entfällt. Wo man Rüstungen oder Aufträge erhält, wird nur vereinzelt und nach und nach gezeigt.

Ödnis

Die erste Mission bringt den Hüter zurück an den Ort seines Erwachens. Alles ist zerstört, verrostet, verlassen. Hier hat man sich wirklich ins Zeug gelegt, eine grandiose Atmosphäre zu erschaffen. Auch die anderen Planeten Mond, Mars und Venus stehen dem in Nichts nach. Was dagegen nach kurzer Zeit leicht negativ auffällt, ist die Statik der Level. Alles ist fest an seinem Platz, selbst die dicksten Explosionen bewegen ein Autowrack nicht von seinem Jahrhunderte alten Parkplatz, keine Lebewesen haben sich den Gegebenheiten angepasst und streunen durch die Ödnis. Zum Glück darf man per Schwebemotorrad, dem Sparrow, schnell durch die riesigen Gegenden düsen, sonst würde manch ein Fußmarsch trotz der Atmosphäre schlicht zu langweilig. Doch natürlich gibt es etwas, was die Leere durchbricht: die Gegner.

Gegenwehr

Nach und nach trifft man im Verlauf der Geschichte auf vier unterschiedliche Rassen, die einem das Leben schwer machen. „Klassische“ Aliens, Zombie-ähnliche Wesen, Roboter und schwer gepanzerte Marines haben auch innerhalb der Rassen verschiedene Arten von Gegnern. Jeder hat seine eigene Taktik, und die Intelligenz ist auch nicht zu unterschätzen. Mag ein Gegner ein oder zwei Mal aus der Deckung schauen, wird er das nicht unbedingt auch ein drittes Mal machen sondern lieber schnell zum nächsten Schutz hechten. Besonders knifflig wird es, wenn dann auch noch Bossgegner dabei sind. Diese halten nicht nur jede Menge Treffer aus, sie können auch gut austeilen.

Doch trotz der hitzigen Gefechte stellt sich nach einigen Stunden Spielzeit ein Gefühl von Eintönigkeit ein. Denn außer den Gefechten gibt es keine spielerische Abwechslung. Dabei hat Entwickler Bungie schon seit Jahren mit der „Halo“-Reihe bewiesen, dass sie eben dies drauf haben. Warum zum Beispiel fehlen die Fahrzeug-Kämpfe? Der Sparrow ist nur zum Transport geeignet, und außer einem kleinen Gefährt, das man den Gegnern klauen kann, gibt es nichts in dieser Art. Hier fühlt man jede Menge verschenktes Potential.

Gut gerüstet

Natürlich steht man den Gegnern nicht mit bloßen Fäusten gegenüber. Dank leichten RPG-Anleihen hat man eine Vielzahl von Waffen und Ausrüstungsgegenständen sowie einer handvoll Skills als Gegenwehr parat. Letztere spielen dank geringer Anzahl eine nicht so große Rolle wie man zunächst denken könnte, dafür jedoch machen die Waffen Spaß. Dank jeder Menge verschiedener Modelle mit unterschiedlichen Werten, sollte für jeden die passende Kombination dabei sein, manche von ihnen bieten sogar Upgrades. Man muss jedoch ein wenig Geduld haben, wenn man bessere Ausrüstung finden will. Wo andere Spiele nach fast jedem Gegner nur so mit Gegenständen um sich werfen, kann man hier die gefundenen Objekte nach einer durchschnittlichen Mission an ein bis zwei Händen abzählen. Natürlich bietet auch der Turm Einkaufsmöglichkeiten, wer jedoch die besseren Gegenstände will, muss zusätzliche Rufpunkte in den anderen Modi verdienen.

Missionsarten

Auch die verschiedenen Arten an Missionen können die Eintönigkeit kaum beseitigen. Im Prinzip ist das Schema in den Story-Missionen nahezu immer gleich: mit dem Sparrow durch die Landschaft zum Eingang einer Höhle oder eines Gebäudes düsen, sich dort gegen jede Menge zu schnell wieder spawnende Gegner bis zum Ziel metzeln, wo man dann zur Beendigung des Levels ein paar Gegnerwellen überstehen muss. Die Strikes ändern nicht viel, die Patrouillen auch nicht, die Raids auch nicht. Immerhin bieten die Beutezüge, die man im Turm einsackt, interessante Nebenaufgaben, die man meist während allen anderen Missionen quasi nebenbei erledigen kann. Einen Strike ohne sterben überstehen, Gegner im Nahkampf oder per kritischem Treffer töten oder ein paar Objekte einsammeln, bringen ein wenig mehr Gehalt ins monotone Geballer.

Teamwork

Der Lichtblick des Spiels ist definitiv der Multiplayer. Natürlich kann man sich auch gegenseitig beharken, der Hauptaugenmerk jedoch liegt auf dem Miteinander. Alleine schon der knackige Schwierigkeitsgrad legt einem nahe, nicht alleine loszuziehen. Hier ist es definitiv von Vorteil, wenn man Freunde hat, die ebenfalls im Besitz von „Destiny“ sind. Denn nicht in jedem Spielmodus gibt es ein automatisches Matchmaking. Sind bei den Strikes sehr schnell drei Spieler beisammen, kann man in der Story oder bei Raids nur gemeinsam losziehen, wenn man sich in der gleichen Party befindet. Hat man jedoch Leute zum Spielen gefunden, hat man deutlich mehr Freude daran, gegen die Gegnermassen vorzugehen.
Besonders gut gelungen ist, dass man sich nicht im gleichen Levelbereich befinden muss, um gemeinsam Spaß zu haben. Während der schwächere Part so der Story nachgeht, findet der Freund, der sich schon im Endgame befindet, die nötigen Ressourcen für bessere Rüstung.

Lichtblick

Auf der technischen Seite kann „Destiny“ dagegen überzeugen. Auch wenn es die PlayStation 4 nicht an die Grenzen treiben dürfte, so passt der Gesamteindruck. Ob kahle Mondlandschaften oder die begrünte Venus mit Ruinen von Hochhäusern, so erzeugt man Sci-Fi-Stimmung! Der Soundtrack ist ebenfalls passend und unterstützt die Atmosphäre nochmals. An den Schlachtgeräuschen dagegen wird man sich nach einiger Zeit satt gehört haben.