Tower Defense hat sich vor ein paar Jahren quasi aus dem Nichts zum eigenen Genre entwickelt. Hauptsächlich auf Smartphones vertreten geht es hier darum, Geschütztürme so geschickt zu platzieren, dass die anrückenden Gegnermassen keine Chance haben, ihr Ziel zu erreichen. Mit „Anomaly 2“ wird dieses Prinzip jedoch umgedreht: bringt eure Einheiten sicher an den Türmen der Feinde vorbei. Ob dies frischen Wind in ein ausgelutschtes Spielprinzip bringt, verrät unser Review.

Erfroren

Wir schreiben das Jahr 2034. Der Großteil der Erde ist nach einem massiven Klimawandel unter Schnee und Eis begraben. Grund dafür war die Niederlage gegen außerirdische Maschinen. In einem verzweifelten Versuch, den Planeten zurück zu gewinnen, soll eine geheime Waffe mit dem Codenamen „Project Shockwave“ entwickelt werden. Als First Lieutenant Simon Lynx muss man nun auf den Schlachtfeldern die Einheiten kommandieren, um eine Chance auf den Sieg zu haben

Combat Suit

Auf einem Schlachtfeld voll von außerirdischen Maschinen ist Lieutenant Lynx zu Fuß unterwegs. Nicht so tragisch wie es klingen mag, da er seinen Kampfanzug dabei hat, der ihn auch nach dem Ende der Lebensenergie schon nach kurzer Pause wieder ins Spiel holt. Was dagegen nicht wieder zurück kehrt, sind die eigenen Einheiten. Diese müssen also so effektiv wie möglich eingesetzt werden, was dank vielerlei taktischer Möglichkeiten ebenso unterhaltsam wie fordernd ist. Soll der Assault Hound mit seiner Gattling Gun voll draufhalten, damit sich die Feuerrate nach einiger Zeit erhöht, oder transformiere ich ihn zum Hell Hound, der einen zwar recht schwachen Flammenwerfer hat, dafür jedoch anhaltende Brände verursacht? Zu viel wollen wir nicht verraten, da jede neue Einheit einzigartige Eigenschaften mit sich bringt, deren taktisch kluger Einsatz einen Großteil des Spielspaßes ausgemacht. Nur so viel sei gesagt: Selbstverständlich gibt es nicht nur offensive Einheiten, sondern auch etwas für die Defensive und zur Unterstützung. Welche Kombinationen man nutzt, entscheidet oft über Sieg oder Niederlage.

Entscheidungen

Doch auch Lynx selber hat ein paar Tricks auf Lager, welche nur begrenzt vorhanden sind, und auf der Karte auffindbar sind oder von besiegten Gegnern fallengelassen werden. Die erste hiervon ist das Reparieren der Einheiten. Doch man wählt dabei nicht einfach einen von ihnen aus. Auf dem Boden erscheint ein grüner Kreis, und die stetig weiter marschierende Armee wird beim Durchschreiten geheilt. Die richtige Platzierung kann entscheidend sein, daher heißt es auch hierbei: handle weise! Gleiches gilt für die Wahl des Weges, denn auch hier gibt es manchmal mehr als eine Möglichkeit. Praktisch ist die Perspektive, denn derart hoch angesiedelt kann man so ein gutes Stück voraus schauen und seine Handlungen entsprechend planen.

Gegenwehr

Nicht nur neue Einheiten und Fertigkeiten, auch stetig neue Gegnertypen können in der auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ungefähr zehn Stunden dauernden Kampagne bis zum Schluss unterhalten, aber auch vor allem fordern. Denn nur wenn man genau weiß, welche gegnerische Einheit wie angreifen wird, kann man richtig handeln. Während ein Gegner nur im Nahkampf wirklich gefährlich ist, mag der nächste sogar die Kontrolle über die eigenen Einheiten bekommen, die anschließend auf Lynx losgehen. Hier ist auch der Knackpunkt des Spiels: schon auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ist höchste Aufmerksamkeit und schnelles, taktisch kluges Handeln gefragt. Mit Sicherheit wird man aufgrund neuer Gegner mit überraschendem Verhaltensmuster die eine oder andere Mission wiederholen müssen. Die Tragik hält sich jedoch in Grenzen, da man den Spielverlauf auf Knopfdruck beschleunigen kann und so die bereits bekannten Stellen im Turbogang erledigt. Zu guter Letzt hat es auch ein Online-Multiplayer-Modus ins Spiel geschafft. Hier übernimmt einer die Rolle der Menschen und spielt wie in der Kampagne auch, der andere dagegen hat mit den Aliens klassisches Tower Defense vor sich. Leider konnten wir während unseres Tests keine anderen Spieler finden, was aufgrund der Qualität des Spiels wirklich sehr, sehr schade ist.

Technik

Über die Technik kann man sich wirklich kaum beklagen. Technisch wird die PS4 zwar nicht ausgereizt, aber dennoch bekommt man ein technisch ordentliches, stimmiges Gesamtbild geboten. Ein cooles Design von Aliens und eigenen Einheiten, alles in einer zerstörten, eingefrorenen Erde. Zwar gibt es unterschiedliche Orte auf der Welt, doch ein wenig mehr optische Abwechslung wäre dennoch nett gewesen. Dafür geht es bei den Gefechten sehr effektreich zur Sache, was durch die sehr guten, futuristischen Soundeffekte bestens untermalt wird. Einzig die Sprachausgabe lädt öfter zum Schmunzeln als zum Zuhören ein.

Was hier noch mal hervorgehoben muss, ist die Wahl des „Cursors“. Dadurch, dass man nicht einfach ein Kreuz über den Bildschirm lenkt, sondern direkt Lieutenant Lynx steuert, fühlt man sich trotz der Perspektive Marke Strategiespiel sehr stark ins Geschehen integriert, statt nur der Beobachter zu sein.