Wenn die PlayStation 2 einen System-Seller hatte, dann war es mit Sicherheit „SingStar“. In fast jedem Wohzimmer, das man betreten hat, stand unter dem Fernseher eine PlayStation 2 mit zwei Mikrofonen und einem Stapel der unterschiedlichsten „SingStar“-Ausführungen. Seien es die 80s, deutsche Welle oder die besten Disney-Hits. Irgendwann fand der Trend aber ein jähes Ende. Mit „SingStar Ultimate Party“ versucht Sony nun einen Neustart und geht mit zwei verschiedenen Verkaufsmodellen an den Start.

Soundtrack für jedermann?

„SingStar Ultimate Party“ ist in zwei Versionen erhältlich. Auf der einen Seite steht die klassische Handelsversion, die insgesamt 30 Songs umfasst. Darunter befinden sich hauptsächlich ewige Charts-Platzhirsche, wie die Totenhosen mit ihrer Universal-Hymne „Tage Wie Diese“, Mister immer-glücklich Pharrell Williams mit „Happy“ oder das One-Hit-Wonder Carly Rae Jepsen mit ihrer Single „Call Me Maybe“. Mit gleich zwei Songs von Tim Bendzko, Revolverheld und sogar drei Liedern, an denen Xavier Naidoo mindestens dran beteiligt war, wird für schnulziges Kontrastprogramm gesorgt.

Musik ist eine subjektive Geschichte, aber der hier gebotene Soundtrack zeigte für mich nicht ansatzweise einen roten Faden, geschweige denn irgendwelche Highlights. Persönliche Lichtblicke dank Guilty-Pleasure-Status waren für mich Kylie Minoque mit dem 00er-Klassiker „Can't Get You Out Of My Head“ und Jan Delay mit „Klar“ – das soll dann was heißen.

Ein Blick auf den Soundtrack ist bei Musikspielen sowieso Pflicht, denn wenn dieser einem schon nicht zusagt, kann man das Spiel gleich lieber im Ladenregal stehen lassen. Doch wie war das mit den zwei verschiedenen Versionen? Im Fall von „SingStar Ultimate Party“ muss man gar nicht zur Handelsversion greifen, sondern kann sich das Hauptspiel kostenlos aus dem PlayStation Store herunterladen – das 21. Jahrhundert macht’s möglich.

Songs für dicke Portemonnaies

Mit der Free to Play-Version enthält man dann das Hauptspiel, nur eben ohne Songs. Ich muss also nicht unfreiwillig für Bendzko, Naidoo und Co. bezahlen. Klingt doch erst einmal gut. Stattdessen kann ich mir die Songs selbst aussuchen, im PlayStation Store herunterladen und meinen eigenen Soundtrack zusammenstellen. Das Song-Angebot bietet eine gute Vielfalt, von Klassikern bis zu aktuellen Chart-Hits, darunter was rockiges, was Sanftes oder auch für die ganz Harten und bietet somit genug Auswahl für eine eigene Songliste. Sofern mein Portemonnaie denn dick genug wäre, denn die Preise haben es in sich. Der Einzelpreis mit je 1,39 Euro pro Song liegt zwar nur etwas über gängigen iTunes-Preisen und immerhin bekommt man das Video oben drauf, wer aber sich einzeln seinen eigenen Soundtrack aus 30 Liedern zusammenstellen möchte, kommt auf erheblich mehr, als wenn man sich die Handelsversion mit gleicher Anzahl an Songs zulegt. Sony bietet auch Song-Pakete an, diese rentieren sich aber ebenso nicht sonderlich. Fünf Songs erhält man hier für zwischen fünf bis sieben Euro. Die Pakete enthalten dann aber lediglich Songs von einem Künstler, so etwas wie Genre-Mixes werden nicht angeboten. Kurzum: Die Bandbreite des Song-Angebots im PlayStation Store zum Review-Zeitpunkt ist zwar zufriedenstellend und wird weiter ausgebaut, in Sachen Preispolitik kann man neben seinem Portemonnaie gleich das Sparschwein hinterher schlachten. Warum Sony nicht etwas wie eine 24-Stunden Flatrate anbietet, meinetwegen auch in Zusammenspiel mit PlayStation Plus, ist mir schleierhaft.

Smartphone statt Mikro

Doch genug hiervon, Musik ist und bleibt eine subjektive Sache. Wer mit der Songliste zumindest teilweise etwas anfangen kann greift zum Budget-Preis zur Handelsversion und kauft sich eben drei, vier Songs im PlayStation Store nach. Kommen wir also zum eigentlichen Spielablauf, der sich seit der PlayStation 2 nicht verändert hat. Wahlweise ein oder zwei Spieler nehmen das Mikrofon oder Smartphone zur Hand und singen drauf los, während der Text durchs Bild läuft und eine Leiste anzeigt wie gut man den Ton getroffen hat. Doch halt: Das Smartphone in die Hand? Ja, genau, schließlich sind wir im 21. Jahrhundert. Dank einer kostenlosen App für iOS und Android kann man kurzerhand sein Smartphone zum Mikrofon für „SingStar“ umfunktionieren. Einzige Voraussetzung ist, dass sich Handy und PlayStation im selben Netzwerk befinden. Die App ist schnell geladen, lässt sich einfach bedienen, verbindet sich einwandfrei mit der PlayStation und kann sogar dazu genutzt werden, um Songs in eine Warteschlange zu packen. Die Idee ist super und hat mich bereits bei der Ankündigung von „Ultimate Party“ aufhorchen lassen. Mit derlei technischen Spielereien kann man mich immer ködern, zumal diese sogar sinnvoll erscheint, wenn man nur eins oder möglicherweise gar kein Mikrofon besitzt. Ärgerlich, dass dieser vermeintliche Genie-Streich nach hinten losgeht.

Ich habe alles probiert: Alle möglicherweise störenden Geräte aus dem Netzwerk genommen, die PS4 über LAN mit dem Netzwerk verbunden und die hauseigene Kalibrierung von „Ultimate Party“ mehrfach genutzt und dennoch wollte die Verzögerung der Mikrofon-Ausgabe einfach nicht behoben werden. Was bringt mir ein Karaoke-Spiel, wenn meine engelsgleiche Stimme nur verzögert aus den TV-Lautsprechern röhrt? Ich rate also lieber zum USB-Mikrofon, mit dem es maximal Kompatibilitätsprobleme gibt. Wer auf Nummer sicher gehen will greift einfach zu den PlayStation 2-Mikrofonen. Übrigens ein anderer Fauxpas: Wenn ich den USB-Adapter für die Mikrofone an die PlayStation 4 anschließe, ist es mir nicht länger möglich, ein Smartphone per App mit dem Spiel zu verbinden. Der Adapter nimmt automatisch beide Spielerplätze ein. Der Mehrwert der App bleibt damit aus, wenn man beispielsweise nur ein USB-Mikrofon besitzt.

Wer jetzt noch positive Worte über „SingStar Ultimate Party“ erwartet, den muss ich leider enttäuschen. Zwar bietet „Ultimate Party“ etliche, spannend klingende Social-Features in Zusammenhang mit der PlayStation Camera, dafür werden zusätzliche Spielmodi gänzlich vergessen. Tut mir Leid, aber die gab es sogar in den alten PlayStation 2-Teilen.