Tim Schafers Studio Double Fine Productions dürfte sich momentan nicht wegen mangelnder Arbeit beschweren. Neben zahlreichen neuen Titeln wie „Costume Quest 2“ und „Broken Age“ ist das Team ebenfalls damit beschäftigt, alte Adventure-Klassiker neu aufzulegen. Deshalb war die Freude groß, als Schafer eine Neufassung des Adventure-Hits „Grim Fandango“ ankündigte. Seiner Zeit wurde das Spiel zugleich gelobt und verteufelt, was sich leider auch in den Verkaufszahlen wiederspiegelte. Ob „Grim Fandango: Remastered“ nun alles besser macht, oder doch eine Leiche seiner Zeit bleibt, haben wir für euch herausgefunden.

Willkommen im Reich der Toten

Die Welt von „Grim Fandango: Remastered“ bietet eine mögliche Antwort auf eines der größten Mysterien der Menschheit, nämlich was mit uns nach dem Tod passiert. Dann reisen die Menschen nämlich ins Reich der Toten, allerdings nur mit ihrer Kleidung und dem Skelett, die Haut verschwindet. Angekommen wird man von einem Sensenmann überprüft. Wenn man als guter Mensch gelebt hat, wird ein Zug-Ticket ins Paradies ausgestellt. War man ein schlechter Mensch und hat nur an sich selbst gedacht, darf der Weg ins Paradies ebenfalls angetreten werden, allerdings zu Fuß, was mehrere Jahre dauern kann. Hat der Mensch allerdings eine schwerwiegende Sünde begangen, muss er im Reich der Toten arbeiten, bis seine Schuld abbezahlt ist.

Eben so eine Person war Manny Calaveras, die Hauptperson im Abenteuer. Doch auch nach dem Tod ist er mit Pech verflucht. Er arbeitet als Verkäufer von den begehrten Tickets ins Paradies, doch die meisten seiner Kunden waren kaltherzig und böse, weshalb er ihnen kein gutes Ticket verkaufen kann. Als die schöne Meche in sein Leben tritt, verändert sich allerdings alles. Obwohl sie wie der Engel in Person scheint, kann Manny ihr kein edles Ticket für den „Nummer Neun“-Zug verkaufen. Schon bald wird ihm klar, dass er in einer Verschwörung gefangen sein muss. Doch genau in diesem Moment macht sich die Frau zu Fuß auf den Weg ins Paradies, weshalb der knochige Held in die weite Welt der Toten reisen muss, um sie zu finden. Dabei trifft er nicht nur auf verrückte und lustige Charaktere, sondern findet auch einen Sinn in der ganzen Situation.

Schon in den ersten Minuten wird dem Spieler der klassische Tim Schafer-Humor bewusst. Jeder Charakter hat eine ganz besondere Persönlichkeit, weshalb kein Dialog langweilig oder unnötig erscheint. Doch auch ansonsten hat die Welt einen ganz besonderen Charme, denn alle sind entweder tot oder Dämonen - egal ob Mensch oder Tier. Es sind nicht nur die lustigen Situationen oder Unterhaltungen, die das Abenteuer ausmachen. Im Endeffekt erwartet den Spieler hier eine tragische Geschichte, die einige unerwartete Wendungen aufweist und deshalb nie langweilig wird. Das liegt auch an den tollen Synchronsprechern, die ihre Rolle fast immer perfekt erledigen. Am Ende erwartet den Spieler also nicht ein überladenes Gag-Feuerwerk, sondern ein humorvoller Film-Noir-Verschnitt.

Die Rätsel der Toten

„Grim Fandango“ war seinerzeit ein klassisches Adventure, das ein wenig mehr aus der bekannten Formel machen wollte. Auf der einen Seite gab es da die Befehle, die den Spielern bereits aus zahlreichen Genre-Vertretern klar waren. Der Spieler kann alle Objekte untersuchen, benutzen und manchmal auch aufnehmen, während er mit Personen sprechen sollte. Diese Kommandos müssen richtig eingesetzt werden, um die zahlreichen Rätsel zu lösen. Manchmal muss ein Charakter nur überredet werden, manchmal wollen diese aber auch einen bestimmten Gegenstand. Um ans Ziel zu geraten, müssen aber meistens mehrere Objekte eingesetzt werden, wie es typisch für Adventure-Spiele ist. Dabei sollte sich der Spieler nicht vor einer Herausforderung fürchten, denn einige Rätsel haben es in sich. Während manche diese als unfair bezeichnen würden, schätzen andere, dass die Lösung nicht immer offensichtlich ist. Im Endeffekt kann nämlich alles bewältigt werden, solange der Spieler aufmerksam die Umgebung untersucht.

Obwohl das Spiel nicht schlecht gealtert ist, sind einige Design-Entscheidungen auch heute noch etwas fraglich. Zum einen wären da die Objekte, die untersucht werden können. Leider sind die Texturen an einigen Stellen etwas matschig, weshalb viele Szenen genauestens untersucht werden müssen, damit der Spieler auch nichts übersieht. Dank der neuen Steuerung ist das allerdings keine allzu große Tortur mehr. Noch immer unnötig kompliziert ist da das Inventar. Das befindet sich nämlich unter Mannys Anzug, aus dem er immer ein Objekt holt. Leider muss jedes Mal zwischen den einzelnen Gegenständen hin und her gewechselt werden, bis das richtige ausgewählt werden kann. Obwohl das gut aussieht, macht es viele Situationen unnötig kompliziert.

Alle lieben Panzer-Steuerung 

Zur ersten Veröffentlichung gab es neben den Rätseln vor allem einen Kritikpunkt, der bis heute noch sehr oft in kleinen Sticheleien in Richtung Schafer endet. Damals hatten die Entwickler sich gegen eine klassische Point-and-Click-Steuerung entschieden und nur eine Panzer-Steuerung eingebaut. Im Remake gibt es auf der PlayStation 4 nun auch endlich eine auf die Kamera bezogene Steuerung, die das Ganze ein wenig erleichtert. Es gibt aber leider keine Möglichkeit, das Kontextmenü aufzurufen, das auf dem PC und der PlayStation Vita beim Anklicken von Gegenständen und Personen direkt anzeigt, welche Optionen man hat. Ansonsten lässt sich Grim Fandango: Remastered prima steuern, und wer der Nostalgie frönen möchte und die Panzer-Steuerung anwählt, der wird sogar am Ende mit einer Trophäe belohnt.

Kleine, aber feine Änderungen

„Grim Fandango“ ist im Jahr 1998 erschienen, was man dem Spiel auch ansieht. Dennoch wurde einiges für „Grim Fandango: Remastered“ überarbeitet. Viele Texturen wirken nun schärfer, während vor allem die Licht-Effekte sowie die Schatten überarbeitet wurden. Dadurch wirkt das Spiel moderner und nicht mehr zu altbacken. Dennoch sollte dem Spieler bewusst sein, dass nicht jede einzelne Textur so weit überarbeitet wurde, dass man meinen könnte, das Spiel sei komplett neu. Noch immer gibt es sehr viele Kanten, Hintergründe könnten ein wenig besser aussehen und die Charaktere bewegen sich ein wenig hölzern. Ein echtes Remake wurde aber auch nicht versprochen, lediglich eine Überarbeitung, damit das Spiel auch heute noch gut spielbar ist. Wer trotzdem das originale Gefühl erleben möchte, darf nicht nur zwischen verschiedenen Bildformaten wechseln, sondern auch die Grafik von 1998 einstellen. Auch an der Bildrate wurde geschraubt, weshalb es zu deutlich weniger Rucklern als im Original kommt.

Noch immer zeitlos ist der grandiose Soundtrack. Viele verschiedene Stücke, die das Film Noir-Gefühl betonen, begleiten den Spanier auf seiner Reise und wissen den Spieler zu begeistern. Doch auch die Sprecher machen, wie bereits erwähnt, einen guten Job. Besonders erfreulich ist auch die deutsche Synchronisation. Während es wohl Geschmackssache bleibt, ob der Spieler lieber den englischen Sprechern zuhört, ist es dennoch erfreulich, dass das Abenteuer auch komplett in deutscher Sprache erlebt werden darf. Zusätzlich ist es auch möglich Kommentare von Schafer und weiteren Entwicklern einzuschalten, die einen tief hinter die Kulissen blicken lässt. Dadurch bekommen auch Fans noch einmal eine Intention, den Titel erneut zu spielen.