Als „Resident Evil”-Fan macht man ja bekanntermaßen einiges mit. Fragt man einen solchen nämlich nach dem besten Teil der Reihe, hört man als häufigste Antwort wohl „Resident Evil 4“. Die Krux daran ist, dass es bereits Teil fünf und sechs gibt, was nicht gerade für eine Videospielserie spricht. Doch es gibt auch Licht in der sonst so düsteren Welt des verkommenen Survival Horrors. Eine weitere Antwort könnte nämlich durchaus „Resident Evil: Revelations“ sein. Der ursprüngliche Nintendo 3DS-Exklusiv-Titel konnte seiner Zeit durch seinen kurzweiligen Episodenaufbau sowie die gute Atmosphäre überzeugen und gehört seither zu den besten Spielen für den Nintendo Handheld. Während also „Resident Evil 7“ noch in den Sternen steht, schickt Capcom nun mit „Resident Evil: Revelations 2“ einen weiteren Ableger des vermeidlich erfolgreicheren Serienstrangs ins Feld. Ob das Geschehen im Episodenformat abermals überzeugen kann, klärt unser Test, der erst mit dem Erscheinen der letzten Episode zu einem endgültigen Testurteil kommen wird.


Dienstantritt im Doppelpack – Claire & Moira

Claire Redfield trat zuletzt in „Resident Evil: Operation Raccoon City” auf, kommt aber nun wieder schneller in eine missliche Lage, als ihr lieb ist. Während einer Veranstaltung ihres Arbeitgebers Terra Save, kommt es zu einem Angriff. In Folge dessen finden sich Redfield und Moira Burton, die gerade erst bei der Hilfsorganisation begonnen hat, in einer Umgebung wieder, die abscheulicher nicht sein könnte. Nach den ersten Schritten Claires in der biederen Umgebung eines heruntergekommenen Gefängnisses, begegnet sie recht schnell Barry Burtons Tochter. Gemeinsam gibt es natürlich nur ein Ziel: raus hier! Doch die Umsetzung jenes Unterfangens gestaltet sich natürlich nicht all zu einfach. Neben allerlei Untoten, die sich in den Weg stellen, scheint eine unbekannte Person, die sich selbst nur die Aufseherin nennt, Gott spielen zu wollen. Für sexuell devot orientierte Gamer mag das interessant klingen, für Claire und Moira wird das definitiv zum Alptraum.

„Du musst nur die Laufrichtung ändern, sagte die Katze zur Maus und fraß sie.“

Ganz so einfach, wie es Franz Kafka, dessen Zitate immer wieder im Spielverlauf eine Rolle spielen werden, hier aufzeigt, machen wir es unseren Widersachern natürlich nicht. Während Mrs. Claire Redfield in gewohnter Manier mit aufrüstbaren Utensilien wie Pistole, Messer und Schrotflinte dem Unheil entgegen wirkt, greift die Neue zu profaneren Mitteln. Nach eigenen Aussagen steht Moira nicht so auf Schusswaffen und hält lieber die Taschenlampe. Mit Hilfe dieser, lassen sich Gegner blenden, um ihnen daraufhin eines mit der Brechstange überzuziehen. Dieses Vorgehen ist nicht nur äußerst unauffällig, es spart auch wertvolle Munition, die tatsächlich recht knapp ist. Mithilfe der Lampe lassen sich außerdem versteckte Items wie zum Beispiel Kräuter und eben Munition finden.

Spielt man „Revelations 2“ alleine, kann man fast zu jeder Zeit zwischen beiden Charakteren wechseln, was das Spielgeschehen ungemein bereichert. Im gemeinsamen Sofa-Koop werden die Charaktere selbstverständlich auf die Spieler verteilt. Unser Streifzug mit dem dynamischen Mädels-Duo gestaltet sich leider recht linear und liefert selten Schockmomente. Dennoch fühlen wir uns vom Spiel gut in Empfang genommen und ziehen die Flucht aus dem Gefängnistrakt in einer Spielesession durch.

Barry und Natalia: Übernehmen sie

Das zweite Pärchen wird fortan auf den Plan gerufen und setzt sich aus Barry Burton und Natalia Korda zusammen. Selbstverständlich ist Barry auf der Suche nach seiner Taschenlampen führenden Tochter, während Natalia zufällig auf ihn trifft. Recht schnell ergeben die zwei eine Symbiose, wie sie im Buche steht. Der bärtige Barry steht dabei seinen Mann als schwerbewaffneter Brummbär mit Herz. Die kleine Natalia offenbart hingegen ihre besonderen Fähigkeiten, die es ihr ermöglichen Objekte und vor allem Gefahren aufzuspüren. Gerade letztere Begabung ist es, die dieses Duett zu unserem Favoriten macht. Natalias Künste bringen einen nämlich dazu bedachter, gar behutsamer vorzugehen. Fein säuberlich untersucht man schleichender Weiße die Umgebung und gibt Barry Hinweise auf dumm umherstehende Zombies. Dieser schleicht sich dann schnurstracks von hinten an, um diese still und heimlich zu erledigen. Klar ist dieses Vorgehen nicht immer möglich und manchmal sollte man einfach Barrys Wummen sprechen lassen aber auch diese verstummen angesichts der Munitionsknappheit recht schnell.

Alles in allem bringt das kooperative Gameplay, sei es mit CPU oder einem wahrhaftigen Kumpanen, allerlei Abwechslung. Zu erwähnen ist dabei aber auch, dass sich die kooperativen Aktionen wirklich auf ein Minimum beschränken und eine tatsächlich nötige Zusammenarbeit nur selten finden lässt. Selbstverständlich dürfen wieder nach Belieben Gegenstände und Items ausgetauscht und kombiniert werden. Dadurch lassen sich zum Beispiel lecker Heilmittel oder bombastische Molotowcocktails herstellen.

Wer sich abseits der Story ausleben möchte, darf sich auch diesmal dem Raid-Modus widmen. Hier gilt es innerhalb einer bestimmten Zeit Gegner-Horden abzumurksen – egal ob alleine oder im kooperativen Modus.

Unbehagen

Eine große Stärke von „Resident Evil: Revelations 2“ ist mit Sicherheit die gute Atmosphäre, die sich in einem Mix aus Beklemmtheit, Hektik und Schock in des Spielers Gemüt niederschlägt. Zustande kommen jene Gefühle durch die stimmigen Settings und dem wirklich guten Sound, insbesondere der passenden Musik. Grafisch merkt man dem Spielchen leider an, dass es ebenso auf der PlayStation 3 und Xbox 360 erscheint. Auf ein wahres „Next-Gen”-Resi muss also weiterhin gewartet werden. Ein weiterer Makel ist außerdem die gelegentlich aussetzende KI der Gegner. Dadurch kommt es zum Beispiel zu Situationen bei denen Monster stur gegen Wände rennen.

Wozu das Episoden-Format?

An dieser Stelle sei noch einmal erwähnt, dass dieses Spiel das Episodenformat schlichtweg nicht braucht und man gut und gerne zur Vollversion inklusive Boni greifen kann. Im Gegensatz zu den klassischen Episodenwerken wie „The Walkind Dead“ und Co. fehlen zum Beispiel einfach die Entscheidungsmöglichkeiten. Insgesamt ist die Story außerdem viel zu linear.

Nach den ersten drei Episoden stellt sich bei uns ein wenig Ernüchterung ein, ist die Geschichte rund um die Terra Save-Mitarbeiter doch so flach wie die Lüneburger Heide. Letztendlich geht es stets nur darum Abschnitte zu durchwandern, Items und dergleichen einzusammeln, ab und an eine Kampfszene zu absolvieren, um irgend ein Ziel zu erreichen. Die sogenannten Rätsel sind deren Namen nicht werte und so bleibt ein zwar atmosphärisches aber stumpfes Abenteuer, das sich wohl kaum in Episode 4 steigern wird.