Nur wenige Serien sorgen für so viel Gesprächsstoff und hohe Einschaltquoten wie „Game of Thrones“. Bis die lang ersehnte fünfte Staffel im April bei HBO startet, liefern Telltale Games mit ihrem gleichnamigen Spiel etwas Überbrückungskost. Doch fruchtet das politische Machtspiel aus Intrigen, Verrat und Rache auch als Spiel?

Achtung! Veränderte Review-Struktur

Bevor wir mit unserem Test beginnen, wollen wir zuvor auf unsere etwas veränderte Struktur hinweisen. In der Regel decken wir in unseren Testberichten das Gesamtpaket aus Handlung, Gameplay und Technik ab. Da bei „Game of Thrones“ ein Episoden-Format zum Einsatz kommt, stellen wir an dieser Stelle lediglich den Handlungsinhalt der jeweiligen Episode vor. Ausführliche Informationen zu Gameplay und Technik, sowie eine Gesamtbewertung der Staffel nach aktuellem Stand findet sich hingegen unter folgendem Link.

» Zum gesamten Review der zweiten Staffel

Da bei „Game of Thrones“ die Geschichte und die Entscheidungen stark im Vordergrund stehen, wollen wir darauf hinweisen, dass diese ausführliche Review Spoiler enthält und wichtige Ereignisse der Handlung vorgreift. Außerdem werden Ereignisse thematisiert, die in der Serie nach dem Ende der dritten Staffel stattfinden.

Gared Tuttle

In der ersten Episode „Iron from Ice“ von „Game of Thrones“ kommt der Spieler mit drei verschiedenen Charakteren in Kontakt und begleitet sie durch die Episode. Gared Tuttle, Knappe des Lord Forrester, wird Zeuge der Red Wedding und kann nur knapp dem Hinterhalt des Haus Frey entkommen. Sein Lord und dessen Sohn Rodrick und zugleich stärkster Kämpfer des Hauses, kommen beide um. Bevor Lord Forrester stirbt, kann er Gared allerdings die Nachricht mitgeben, dass der North Grove niemals fallen dürfte. Was es damit auf sich hat, bleibt geheim. Gareds Pein setzt sich fort, als seine Familie von den verfeindeten Whitehills getötet wird. Gared kann sich rächen, doch sorgt damit für politische Spannungen zwischen den Forresters, Whitehills und im Norden regierenden Boltons. Gared muss not gedrungen fliehen und flüchtet zur Mauer im Norden, um sich der Nachtwache anzuschließen.

Mira Forrester

Währenddessen dient Mira Forrester am Hof von King’s Landing der zukünftigen Königin Margaery Tyrell. Sie erhält einen Brief ihrer besorgten Mutter und erfährt von den Problemen, in denen ihre Familie steckt. Ramsay Snow ist auf dem Weg zu den Forresters in Ironrath, um die Angelegenheit mit den Whitehills zu regeln. Ihre Mutter bittet sie darum, Margaery um Hilfe zu ersuchen. Margaery sympathisiert zwar mit Mira, macht ihr aber bewusst, dass auch sie nicht die nötige Macht hat. Immerhin handelt es sich bei den Forresters um ehemalige Bündnis-Partner der Starks und somit Feinden des Königs. Zudem muss Mira ihre Loyalität gegenüber der Königin Regentin Cersei Lennister beweisen, die in den Forresters und speziell Mira einen Feind sieht. Letztendlich kann Mira zwar Cersei vorerst zufrieden stellen und Margaery dazu bringen, mit König Joffrey zu reden, allerdings ohne Erfolg. Für Hoffnung sorgt allerdings Tyrion Lennister, der bereit ist, Mira zu helfen, aber offensichtlich am seltenen Ironwood der Forresters interessiert ist.

Ethan Forrester

Vor der größten Herausforderung steht allerdings Ethan Forrester. Nachdem sein Vater und älterer Bruder bei den Ereignissen der Red Wedding getötet wurden, liegt es an ihm, den Posten des Lords zu besetzen. Trotz seines jungen Alters übernimmt Ethan diese Aufgabe pflichtbewusst. Er zeigt sich autoritär und behält trotz schwierigen Entscheidungen die Kontrolle über den Hof Ironraths. Als schließlich Ramsay Snow eintrifft, kann er diesem zunächst die Stirn bieten. Als Ramsay allerdings seine Schwester Talia greift und den Whitehills als Geisel mitgeben möchte, eskaliert die Situation. Ethan gelingt es zwar, Talia loszureißen, wird daraufhin von Ramsay allerdings in den Hals gestochen und verblutet. Ramsay und die Whitehills verschwinden mit dem jüngsten Sohn Ryon, der nach Ethan den Posten des Lords annehmen müsste.

Hilflos und allein zwischen den Fronten

Auch wenn die ersten Spielstunden von „Game of Thrones“ sich hauptsächlich damit beschäftigen, die Verstrickungen und Charaktere vorzustellen, kann man nicht behaupten, dass die ersten Episode „Iron From Ice“ langweilig wären. Mit der Red Wedding hat man sich immerhin einen der spannendsten Einstiegspunkte ausgesucht, da sich anschließend alles ändert. So auch bei den Forresters, die als ehemalige, treue Verbündete der Starks nun hilflos und alleine zwischen den Fronten stehen. Die Situation der Familie in den Verstrickungen Westeros, bietet Potenzial für eine packende Erzählung. Davon wären wohl die wenigsten ausgegangen, als sie zunächst hörten, dass im Spiel eine bislang unbekannte Familie thematisiert wird. Die verschiedenen Parteien wurden erfolgreich platziert. Nun gilt es abzuwarten, wie sich die Verstrickungen weiter entwickeln.

An allen Ecken Westeros‘

So ereignisreich Gareds Geschichte auch anfängt, sind es schnell die Ereignisse rund um Ethan und Mira, die am meisten Bedeutung erhalten. Dadurch das Gared zur Mauer in den Norden flieht, kann man davon ausgehen, dass von ihm zukünftig keine Bedeutung mehr für das Schicksal der Forresters ausgehen wird. Stattdessen dient Gared dazu, um die Ereignisse an der Mauer zu schildern, die größtenteils unabhängig von den politischen Verstrickungen in Westeros sind. Der mysteriöse North Grove sorgt immerhin für Spekulationen und lässt Gareds Geschichte Bedeutung zukommen.

Mit Mira ist es den Autoren bei Telltale Games geschickt gelungen, eine Figur im politischen Zentrum Westeros zu platzieren. Mira sieht sich ihrer Familie verpflichtet, befindet sich allerdings mitten in der Höhle des Löwen und muss vorsichtig sein, dass sie ihrer Familie nicht mehr schadet als hilft. Die Unterredung mit Cersei sorgt für schwitzende Finger. Egal wie man es dreht und wendet, scheint jede Antwort die falsche zu sein. Ein wunderbares Beispiel dafür, was die Stärken der Telltale-Spiele so ausmacht.

Ein wahrer Lord

Die eigentlichen Höhepunkte der ersten Episode stellen die Ereignisse rund um den jungen Lord Ethan dar. Auch wenn die Spielzeit verhältnismäßig kurz ist, gelingt es „Game of Thrones“ innerhalb dieser seine innere Gefühlswelt verständlich nahezulegen. Nicht nur das: Schnell sympathisiert man mit Ethan, der von jetzt auf gleich aus seiner Kindheit gerissen wird und sich stattdessen mit Angelegenheiten beschäftigen muss, die von älteren und mächtigeren Personen ausgehen. Trotz allem handelt Ethan standhaft, kommt seinen Pflichten nach und bleibt dennoch gerecht. Im Gegensatz zu den anderen Figuren, deren Gefühlswelten zu kurz kommen, sichert er sich damit auf der Stelle ein Platz im Herzen des Spielers. Da er scheinbar alle Probleme in den Griff bekommt und noch so jung ist, kommt sein Tod so plötzlich und unerwartet. Es ist zwar ein grausames, aber packendes Ende dieser ersten Episode, das der Vorlage des Spiels in jeder Hinsicht gerecht wird und für Ratlosigkeit sorgt.