Da liegt er nun vor mir, der König der Simulationsspiele, der sich seit kurzem auch mit dem niederen Volk der Konsolenspieler einlässt: der „Landwirtschafts-Simulator 2015”. Mit einer großen Ehrfurcht aber keiner anderen Wahl habe ich die Rolle als Agronom übernommen. Im Folgenden also meine ganz persönliche Auseinandersetzung mit einem Spiel, das mich noch lange verfolgen soll.

Fingerakkrobatik

Begrüßt von einem aufbauenden Intro starte ich nun also meine Karriere als Landwirt. Die Wahl liegt nun zwischen einer Farm in Westbridge Hills oder der neuen Ortschaft Bjornholm. Da das Spiel mir schon in der Beschreibung sagt, dass Bjornholm ein Tutorial beinhaltet, ist die Auswahl nicht schwer. So beginne ich nun also meine Karriere und hangele mich von Tutorial zu Tutorial. Zunächst muss das Heu mit einem Mähdrescher geerntet werden: Die Steuerung erscheint teils gewohnt, teils ungewohnt. Während das Gas, wie immer, auf R2 ist, werden weitere Elemente der Fahrzeuge durch ein Kontextmenü mithilfe der Face-Buttons und den beiden vorderen Schultertasten gesteuert. Dadurch kann es öfters mal sein, dass man ein bisschen Finger-Akrobatik betreiben muss, aber nach einer kurzen Eingewöhnungszeit flutscht es dann schon besser.

Geldverschwendung durch Zeitraffer

Sind die kleinen Tutorials endlich abgehakt und bin ich ein bisschen schlauer über die Bedienung des Mähdreschers, des Pfluges und der Samenmaschine, geht es sofort weiter mit der Ahnungslosigkeit. Ab diesem Punkt nämlich ist man komplett auf sich alleine gestellt und findet hier und da noch einige kleine Hilfestellungen, die aber nur im Groben erklären, wie man von nun an weiter als Bauer vorgeht. Also schnappe ich mir zunächst noch einmal den Mähdrescher, mähe das überschüssige Heu ab und bringe es mit meinem Traktor und der angekoppelten Ladefläche ins Silo. Dies dauert natürlich seine Zeit, weshalb ich lieber einen Arbeiter einstelle, der zumindest die Arbeit am Mähdrescher übernimmt. Doch hier kommt direkt das nächste Problem: Dieser verbraucht immer etwas Geld und wenn man dann noch die Zeit etwas schneller laufen lässt, dann sind die Reserven noch schneller aufgefressen. Der eigentliche Knackpunkt daran ist aber, dass der Arbeiter unabhängig davon, wie schnell die Uhr läuft, immer in der gleichen Geschwindigkeit arbeitet, weshalb nur die Realzeit-Einstellung wirklich zu gebrauchen ist. Dann wird man aber nur wenige Tage im Spiel auf der Farm verbringen, denn eine Minute dauert wirklich eine Minute und ist nicht an die Uhrzeit des Systems gebunden, weshalb man nicht einfach etwas vorspulen kann.

Drei Missionen für die Abwechslung im Alltag

Da mir das Geld doch wichtig ist, passe ich die Zeit auf die echte Einstellung an und suche nach weiteren Möglichkeiten, um an Zaster zu kommen. Da sticht mir das Missionsbrett ins Auge, auf dem verschiedene Aufgaben zur Verfügung stehen. Dabei gibt es drei unterschiedliche Typen: In der ersten soll man eine bestimmte Anzahl an Weizen, Rüben und weiteren angebauten Gütern zu einem Ort bringen. Dann kann man sich mit einem Rasenmäher bewaffnen und eine bestimmte Fläche mähen oder zu guter Letzt schnappt man sich einen Frontlader mit einer Palettengabel und bringt schwere Güter von A nach B. Für jede Aufgabe gibt es zwischen 4000 bis 12000 Dollar plus einen kleinen Zeitbonus, wenn man sie schnell erledigt. Ich nehme eine Aufgabe der letztgenannten Art an und kaufe mir kurzerhand den Frontlader sowie eine Palettengabel. Doch da lerne ich sofort die nächste Lektion: Man muss jede Eigenschaft der zu kaufenden Objekte genau durchlesen und schauen, an welche Traktoren was passt, für welche Sorte von Getreide der Anhänger geeignet ist, und und und. Wer nur mal eben reinschaut und das Erstbeste kauft, der wird schnell Geld verschwendet haben und kann dann in der Not nur noch etwas Geld von der Bank leihen.

Verzweiflung pur

Nachdem ich dann doch noch die passenden Teile gefunden hab, geht es ans Ankoppeln der einzelnen Elemente. Dieser Vorgang ist auch wieder mit viel Fleiß verbunden, da man erst herausfinden muss, was in welcher Reihenfolge wie anzukoppeln ist. Dadurch vergeht schon einmal eine Weile, bis man die richtige Kombination herausgefunden hat. Doch das ist immer noch nicht alles, denn dann muss man auch noch die Palette von einem Punkt auf der Karte zu einem anderen fahren, was leichter klingt als es eigentlich ist. Denn natürlich hat diese auch noch einen eigenen Schwerpunkt, der genau balanciert werden muss, damit der Traktor nicht umkippt. Das führt zwar zu witzigen Situationen, kann aber wieder wertvolle Zeit kosten. Am Ende hat man wenige Tausend Dollar mehr auf dem Konto und einen weiteren Teil des Spiels gemeistert.

Nichts für Einsteiger

Insgesamt fallen die Missionen aber viel zu flach aus. Ich hätte mir erhofft, dass dadurch der Einstieg in das Spiel erleichtert wird und man einen festen Plan bekommt, wie der Farmer-Alltag zu erledigen ist. Stattdessen muss man sich alles in Kleinstarbeit zusammensuchen und in Eigenregie erlernen. Die Missionen sind lediglich eine Möglichkeit, abseits der anderen Arbeiten etwas Geld zu verdienen. Wie man nun perfekt seine Farm führt, muss man schon in vielen Stunden selbst herausfinden. Es gibt zwar viele Stimmen, die wollen, dass man bei Videospielen nicht an der Hand geführt wird, aber bei so einem komplexen Titel wie dem „Landwirtschafts-Simulator 15”, der eine wirklich lange Eingewöhnungszeit benötigt, wäre ein Einsteiger-Modus Gold wert gewesen.

Lieblose Tiere

Dazu kommen noch zwei weitere Einnahmequellen: Tiere und Forstwirtschaft. Ersteres ist schon länger im Spiel inbegriffen, aber auch dieses Mal nur sehr lieblos umgesetzt. Nachdem man mindestens eine Kuh, ein Huhn oder ein Schaf im Laden gekauft hat, landen diese sofort in den vorgesehenen Stellen auf der Karte, die sich teilweise irgendwo weit weg von der eigenen Farm befinden. Auch hier fehlt wieder jegliche Erklärung, wie man nun damit umzugehen hat. Zwar gibt es einen Hinweis, der sagt, dass man an dieser Stelle die Tiere füttern kann, jedoch habe ich auch nach mehreren Stunden keine Möglichkeit gefunden, dort irgendetwas abzulegen. Aber das scheint der Produktion keinen Abbruch zu machen, denn Eier, Milch und Wolle konnte ich trotzdem einsammeln. Insgesamt hätte man aber die Tiere auch in ihrer jetzigen Form einfach weglassen können.

Achtung, Baum fällt!

Die schon erwähnte Forstwirtschaft ist im „Landwirtschafts-Simulator 15” eine ganz neue Möglichkeit, an Geld zu kommen. Jedoch benötigt man mindestens 300.000 Dollar, um überhaupt adäquat Bäume zu fällen und abtransportieren zu können. Ist das nötige Kleingeld aber vorhanden, dann kann man in den meiner Meinung nach interessantesten Teil des Spiels eintauchen. Denn obwohl die Forstwirtschaft nur ein kleiner Zusatz ist, fühlt sie sich wirklich sehr gut eingebunden an und erweitert das Spiel um zahlreiche Facetten, die genügend Abwechslung bietet vom Farmer-Alltag. Hier ist es nicht so wichtig, mal 20 Minuten ein Feld abzuackern, sondern man muss direkt den Arm steuern und die Bäume im Wald nach und nach fällen. Mit noch etwas mehr Tiefe hätte man hier gleich den nächsten Simulator, den man im Laden anbieten könnte.

Brumm Brumm

Technisch hätte ich wirklich Schlimmeres vom „Landwirtschafts-Simulator 15” erwartet. Natürlich bleiben karge Landschaften, Pop-In-Effekte in mehreren Stufen und matschige Texturen nicht aus, aber die Modelle der einzelnen Fahrzeuge und Gerätschaften sind wirklich sehr gut gelungen. Ansonsten gibt es auf der PlayStation 4 neben ein paar Bugs und den teilweise sehr unlogischen Kollisionen kaum technische Patzer. Der Sound hingegen sollte so schnell wie möglich abgeschaltet werden, sofern man sich irgendwann von den immerwährenden Motorengeräuschen gestört fühlt. Eine Hintergrundmusik gibt es nur im Hauptmenü, weshalb es zu empfehlen ist, einfach Spotify anzumachen und mit seiner Lieblingsmusik den Farmer-Alltag zu versüßen.