Im August des letzten Jahres kündigte Square Enix gemeinsam mit den Entwicklern von Dontnod Entertainment einen recht überraschenden Titel an. Mit „Life is Strange“ wollten sie in die jüngsten Erfolge ihres letzten Titels „Remember Me“ treten und den Spielern eine einzigartige Geschichte im Episodenformat erzählen. Die erste der insgesamt fünf Episoden ist am 30. Januar sowohl für die Konsolen als auch für den PC erschienen und entführt Käufer für 4,99 Euro in die Welt von Max Caulfield ein.

Achtung! Veränderte Review-Struktur

Bevor wir mit unserem Test beginnen, wollen wir zuvor auf unsere etwas veränderte Struktur hinweisen. In der Regel decken wir in unseren Testberichten das Gesamtpaket aus Handlung, Gameplay und Technik ab. Da bei „Life is Strange“ ein Episoden-Format zum Einsatz kommt, stellen wir an dieser Stelle lediglich den Handlungsinhalt der jeweiligen Episode vor. Ausführliche Informationen zu Gameplay und Technik, sowie eine Gesamtbewertung der Staffel nach aktuellem Stand findet sich hingegen unter folgendem Link.

» Zum gesamten Review

Episode 4: Dark Room - Handlung:

Die letzte Episode von „Life is Strange“ endete mit einem schockierenden Moment. Durch die Rettung von Chloes Vater William in der Vergangenheit, muss Max in der Gegenwart feststellen, dass ihre beste Freundin im Rollstuhl sitzt und sich kaum bewegen kann. Genau hier setzt die Geschichte aus Episode 4 „Dark Room“ an und erzählt die Geschehnisse in Blackwell weiter.


In einem ausführlichen Gespräch erklärt Chloe, was in ihrer Vergangenheit passiert ist und wie ihr Unfall zustande kam. Während sie das Auto einweihte, das sie zu ihrem Geburtstag bekommen hatte, wurde sie in einen fatalen Unfall verwickelt und brach sich dabei die Wirbelsäule. Infolgedessen wurde die Verbindung zu ihren Nerven durchtrennt und sie kann sich seither nicht mehr bewegen. Der Unfall hatte auch weitere Folgen in ihrem Umfeld. So wurde die Einserstudentin aus der Blackwell-Academy geworfen und ist gänzlich auf die Unterstützung ihrer Eltern angewiesen. Diese haben durch die enormen Krankenhauskosten erhebliche Schulden und können sich die Pflege ihrer Tochter kaum noch leisten. Nachdem Max und Chloe den Tag gemeinsam verbracht haben, wird Max eine große Bürde zu Last. Chloe bittet sie nämlich darum, ihr Leben mit einer schönen Erinnerung zu beenden und Maxine soll sie nun durch eine Überdosis ihrer Medizin friedlich sterben lassen. Hier kommt die erste große Entscheidung dieser Episode ins Spiel und man kann auswählen, ob man Chloes Wunsch erfüllt oder ihre kritische Bitte ausschlägt. Glücklicherweise führt Max immer noch jenes Foto mit sich, das sie in diese neue Realität gebracht hat. Durch Konzentration landet die Protagonistin erneut in der Vergangenheit, beschließt dieses Mal jedoch, William nicht zu retten. Als Ergebnis kann sie die jüngsten Geschehnisse rückgängig machen und sieht ihre bekannte Punker-Freundin Chloe ein weiteres Mal im gesunden Zustand wieder.

Bevor es für die beiden Mädchen weiter auf Hinweissuche geht, statten sie Kate im Krankenhaus einen Besuch ab. Selbstverständlich ist dies nur möglich, wenn man sie im vorherigen Spielverlauf gerettet hat. Im Gespräch miteinander bietet Kate ihre Hilfe an, um das Mysterium rund um Nathan Prescott aufzudecken und seine Geheimnisse ans Licht zu bringen. Am Jungen-Wohnheim angekommen, erhält Max eine SMS von Kate, in der sie die Zimmernummer von Nathan ausfindig machen konnte. Dort findet sie versteckt hinter der Couch ein verdächtiges Handy, das zusätzliche Informationen enthält. Als die beiden Mädchen das Wohnheim verlassen möchten, werden sie von Nathan entdeckt und mit einer Waffe bedroht. Glücklicherweise kann Warren eingreifen und den aggressiven Gegner überwältigen. Hier kann man sich entscheiden, ob man Warren zurückhält oder ihn Nathan verprügeln lässt. Wählt man die zweite Option, schnappt sich Chloe die gezogene Waffe Nathans und die drei entkommen aus dem Haus.


Während ihrer Untersuchungen wird den Heldinnen klar, dass Frank eine geschäftliche Beziehung zu den Prescotts führt und dem jungen Nathan zahlreiche Drogen verkauft hat. Kurze Zeit darauf arrangieren sie ein Treffen mit dem Dealer und führen ein langes Gespräch. Dieses artet aus und infolgedessen erschießt Chloe Frank und seinen Hund. In Schockstarre versetzt, gelingt es Max die Zeit zurückzudrehen und Chloe vor ihrer Tat zu warnen. Das Ziel der Mädchen ist es, an die Dealer-Liste von Frank zu kommen, um weitere Beweise gegen Nathan zu finden. Kann man ihn beruhigen und beantwortet alle Fragen richtig, so gewinnt man Frank auf seine Seite und erhält die Liste ohne jegliche Probleme. Bei einer falschen Antwort wird er handgreiflich und Chloe schießt ihm in den Oberschenkel. Im schlimmsten Fall wird Chloe zu einer Mörderin.

Mit der Anhäufung der Hinweise landen die beiden erneut in Chloes Zimmer und Max hat die Aufgabe, dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. In feinster Sherlock Holmes-Manier gelingt es ihr, den Aufenthaltsort von Nathans Unterschlupf zu finden. Dieser ist ein alter Schuppen auf der Familienfarm der Prescotts. Dort angekommen, erwartet sie nach kurzen Rätseln eine gewaltige Überraschung. Unter der Farm befindet sich ein versteckter Bunker, der nur durch wenige Personen betreten werden kann. Dieser Bunker wird auch als Dark Room betitelt und gibt dem Namen der Episode seinen Ursprung. Im Inneren finden sie ein Fotostudio, das für die grausamen Fotos von Rachel und Kate verantwortlich ist. Im Aktenschrank entdecken sie Ordner über alle Mädchen, die an diesem Ort misshandelt und fotografiert wurden. Neben einem Ordner zu Kate und einem Leeren zu Victoria, entdeckt Chloe auch die Akte ihrer verschollenen besten Freundin Rachel. Dort finden sich Bilder des gefolterten Mädchens und Chloe wird klar, wo diese entstanden sind. Im Anschluss eilen die Mädchen zum Schrottplatz und graben an der besagten Stelle. Hier erwartet sie ein schockierender Anblick: Sie finden die Leiche der vermissten besten Freundin. Voller Trauer und Wut hat Chloe nur noch das Ziel, Nathan zu töten.


Auf der Vortex Club-Party, die am selbigen Abend stattfindet, machen sie sich auf die Suche nach dem Psychopathen. Dort treffen sie Warren, der im betrunkenen Zustand ein Foto seiner großen Liebe Maxine Caulfield möchte. Nach diesem unpassenden Moment müssen sie mit Bedauern feststellen, dass Nathan nicht auf der Party ist und ihre Suche hier vorerst ein Ende gefunden hat. So glauben sie jedenfalls zunächst. Im Gespräch mit Victoria hat man die Möglichkeit, sie vor Nathan zu warnen oder sie ihrem Schicksal zu überlassen. Kurze Zeit später erhält Chloe eine SMS des Widersachers, die deutlich macht, dass er die Rachels Leiche verschwinden lassen wird. In chaotischer Hektik stürmen die Mädchen spät in der Nacht ein weiteres Mal zum Schrottplatz, um Nathan daran zu hindern. Hier soll Max ein weiterer Schock erwarten, denn die SMS schien nur eine Ablenkung zu sein. Durch eine dunkle Person wird ihr ein Betäubungsmittel in den Nacken injiziert und sie muss mit ansehen, wie Chloe nach erfolgloser Selbstverteidigung einen Schuss in den Kopf erhält. Die Szenerie endet mit dem Anblick auf Mr. Jefferson, der sich als die dunkle Figur entpuppt. Nach den Credits hört man Max im Hintergrund nach Hilfe rufen und sieht Mr. Jefferson eine weitere Spritze vorbereiten. Mit dieser Szene endet „Life is Strange: Episode 4 – Dark Room“.

Unsere Meinung


Nach der Pause zwischen Episode 3 und Episode 4 war es ungewohnt, in der neuen Realität von Max aufzuwachen. Alles wirkt wie gespiegelt und es ist komisch, einen anderen Charakter von Chloe kennenzulernen. Die ursprüngliche Punkerin ist hier ein querschnittsgelähmtes Mädchen, das zuvor eine Einserstudentin war und nun mit Hilfe ihrer beiden Elternteile versucht, zu überleben. Chloes Bitte nachzugehen wirkt verständlich und es dauert einige Minuten, bis man eine Entscheidung trifft. Das vorherige Gespräch mit William macht dies nur noch schwerer und es tut einem Leid, Chloes Vater ein weiteres Mal seinem Schicksal zu überlassen.

Hat man Kate im vorherigen Spielverlauf gerettet, so unterstützt sie einen mit der Suche nach Nathans Zimmernummer. Sie wirkt glücklicher und hat Freude am Leben. In Nathans Zimmer angekommen verfolgt einen ein ungutes Gefühl und man erwartet jederzeit, dass der ungebetene Rauminhaber plötzlich hineinstürmt. Dieses Gefühl der Verfolgung soll nicht das letzte Mal in dieser Episode auftauchen. Beim Verlassen des Wohnheims entsteht ein kurzer Panikmoment durch die gezogene Waffe Nathans und es tut gut, dass Warren ihm eine Tracht Prügel verpasst.


Das darauffolgende Treffen mit Frank verläuft ähnlich, denn man möchte auch diese Person nicht reizen. Nachdem man das Worst-Case-Szenario mitansieht, gibt man sich deutlich mehr Mühe, Frank kein Haar zu krümmen und dem Gespräch einen friedlichen Ausgang zu verpassen. Mit den gesammelten Informationen verwandelt sich Max in eine Detektivin und es macht reichlich Spaß, den Hinweisen auf den Grund zu gehen. Passen einige Tipps mal nicht zusammen, so äußert sich die Protagonistin auch dazu. Die auf dem Foto abgebildete Farm fällt direkt ins Auge und macht deutlich, dass dieser Ort ein Geheimnis verbirgt. Die Entdeckung des Dark Rooms ist erneut mit einigen unterhaltsamen Rätseln verbunden und lässt einen nach Finden der Akten erstaunt am Controller sitzen. Der zusätzliche leere Ordner zu Victoria zeigt, dass sie das nächste Ziel Nathans ist, und lässt das Mitleid zu ihr stark wachsen.

Auf dem Schrottplatz angekommen, ist die Entdeckung von Rachels Leiche auch für den Spieler ein Schock, denn sie ist die Person, die den Spieler seit der ersten Episode verfolgt und ein großes Mysterium birgt. Nach diesem Anblick fällt ein Reh auf, das in geisterhafter Gestalt bereits öfters im Spiel erschienen ist, und es lässt vermuten, dass jenes Reh die verstorbene Rachel Amber ist. Die wütende Reaktion von Chloe ist nachvollziehbar, jedoch möchte man sie vor jeglichen Dummheiten bewahren, da man bereits im vorherigen Spielverlauf die Rolle ihres Schutzengels übernommen hat. Als man das zweite Mal auf dem Schrottplatz ankommt, wird man erneut von einem unguten Gefühl verfolgt. Im Dunkeln graben die Mädchen die Leiche einer Freundin aus. Dies lässt nur ein schlechtes Ende vermuten, und so soll es sein: Die Betäubung auf Max kommt plötzlich und die Ermordung Chloes lässt einen in Schockstarre versetzen. Die Entdeckung, dass Mr. Jefferson der Komplize zu Nathan ist, ist für den ersten Moment unglaublich. Schnell kommt einem Max' Fähigkeit in den Sinn, jedoch wurde diese durch die Lähmung geblockt und baut die Spannung zur letzten Episode noch weiter auf. Max hat es bereits einmal geschafft, in die Vergangenheit zu springen, vielleicht schafft sie es durch das Foto von Warren ein zweites Mal, sofern sie sich befreien kann.