Trotz eines miserablen Starts ist es der PlayStation 3 gelungen, mit einem bemerkenswerten Spieleangebot zu einer erfolgreichen Heimkonsole zu werden. Einen wesentlichen Beitrag haben hierzu die zahlreichen neuen IPs von Sony geleistet, unter denen die bekannteste das „Uncharted“-Franchise von Entwickler Naughty Dog darstellen dürfte. Es ist daher nicht allzu verwunderlich, dass PlayStation-4-Besitzer sehnlichst den Release von „Uncharted 4“ abwarten, das für das Jahr 2015 angekündigt, aber 2016 verschoben wurde. Als Lückenfüller dient nun „Uncharted: The Nathan Drake Collection“, eine Sammlung der drei PlayStation-3-Titel. Bei der Portierung muss Bluepoint Games zwar den Multiplayer der letzten beiden Ableger herausstreichen, gibt sich aber ansonsten sehr viel Mühe, die Spiele auf der neuen Heimkonsole noch einmal aufblühen zu lassen.

Uncharted: Drakes Schicksal

Als Nachfahre des Seefahrers Francis Drake ist der Schatzsucher Nathan seit seiner Kindheit auf den Spuren seines Vorfahren. Im ersten Ableger bergt er mit der Reporterin Elena Fisher und seinem langjährigen Begleiter Victor Sullivan den leeren Sarg von Francis Drake und findet darin einige Hinweise zur goldenen Stadt El Dorado. Seither sind die drei gemeinsam unterwegs, um den Schatz ausfindig zu machen.

„Drakes Schicksal“ ist im Dezember 2007 und damit kein Jahr nach dem europäischen Release der PlayStation 3 erschienen. Tatsächlich sieht man dem Titel auch in der Remaster-Version noch das Alter an und entdeckt in jeder Szene unschöne Texturen. Als erstes Spiel der Reihe sind die Dialoge auch besonders eintönig und bieten meistens nicht mehr als kitschige und bekannte 08/15-Sprüche. Zudem dominieren im Gameplay eher die Shooter-Passagen, während die gelegentlichen Kletter- und Rätseleinlagen oftmals unkreativ und kaum herausfordernd sind.

Im Nachhinein gibt „Drakes Schicksal“ also ein weniger beeindruckendes Bild ab und hat seinerzeit definitiv vom Konkurrenzmangel profitiert. Nichtsdestotrotz lässt man sich als Spieler hier in ein unterhaltsames Abenteuer ein, dem man in den sechs bis sieben Stunden Spielzeit die Mängel verzeihen kann.

Uncharted 2: Among Thieves

Im zweiten Serienableger ist Nathan Drake auf den Spuren von Marco Polo und der geheimen Stadt Shambala. Erste Hinweise zum Verbleib dieser Stadt finden Drake und seine neuen Begleiter Harry Flynn und Chloe Frazer in einer Öllampe, die sie für einen Klienten aus einem Museum in Istanbul entwenden sollen. Nathan wird allerdings direkt im Anschluss von Harry verraten und von der türkischen Polizei für drei Monate ins Gefängnis gebracht, aus der er dank der Hilfe von Victor Sullivan freigelassen wird. Seither verfolgen die beiden Schatzsucher und Chloe die erwähnten Hinweise.

Während ihrer Reise schlägt es die Truppe nach Borneo, Nepal und auf eisige Höhen. Tatsächlich ist die Vielfalt der Landschaften und deren atemberaubenden Atmosphären eine Stärke von „Among Thieves“. Auch in der Präsentation gelingen den Entwicklern bei Naughty Dog sehr große Sprünge, sodass die Dialoge erträglicher und unterhaltsamer werden. Die Story und ihre Aufklärung bleiben relativ simpel und sind nicht allzu kompliziert gehalten; trotzdem verfolgt man als Spieler gerne den Handlungsverlauf.

Das Gameplay kann sich zudem von jenem des ersten Ablegers abheben und gestaltet sich abwechslungsreicher. Jede der neun Stunden, die man für das Durchspielen auf dem normalen Schwierigkeitsgrad brauchen dürfte, ist vollgepackt und durchgehend unterhaltsam.

Uncharted 3: Drake's Deception

In „Drake's Deception“ stoßen Nathan und Victor wieder auf die Spuren von Francis Drake und versuchen das Rätsel um Drakes Ring zu lösen, den Nathan als kleiner Junge aus einer kolumbianischen Ausstellung gestohlen hat. Hierfür müssen sie allerdings einer ehemaligen Bekannten namens Katherine Marlowe auflauern, um ihr eine Scheibe zu entwenden, für die der Ring einen Schlüssel darstellt und mit der man den Weg zur verlorenen Stadt Iram finden kann.

Wie schon in „Among Thieves“, macht die Reihe mit diesem neuen Ableger weitere Fortschritte. Die Entwickler haben an den wenigen Makeln gefeilt, die das zweite Spiel der Serie noch hatte, und insgesamt erreicht, dass „Drake's Deception“ noch atmosphärischer wurde. Von der Spielphysik bis hin zur künstlichen Intelligenz: Der letzte PlayStation-3-Titel der „Uncharted“-Reihe stellt deren Höhepunkt dar und ist ein Grund, warum die Freude auf den vierten Ableger auf der PlayStation 4 definitiv berechtigt ist. Sicherlich sind die Fortschritte seit dem zweiten Teil eher kleinerer Natur gewesen und allzu viele neue Ideen bietet der Titel wiederum auch nicht. Nichtsdestotrotz stürzt man als Spieler mit „Drake's Deception“ in ein spannendes Abenteuer, das neun Stunden lang bestens unterhalten kann.

Der Bluepoint-Games-Faktor

In „Uncharted: The Nathan Drake Collection“ erlebt man sehr gut die Entwicklung der Reihe von einem aus heutiger Sicht nur guten Titel zur bewährten Qualität der letzten beiden Ableger. Auch in der Remaster-Version weist besonders der erste Teil einige Makel auf und erlebt keinen zweiten Frühling. Nichtsdestotrotz kann Bluepoint Games hier und da die Spiele sehr gut abrunden und liefert visuell sowie in der Performance die besten Versionen dieser drei Spiele.

Andererseits kürzten die Entwickler die Multiplayer-Modi von „Among Thieves“ und „Drake's Deception“ heraus, die aber bereits im Original nicht im Mittelpunkt des Erlebnisses standen. Stattdessen dürfen sich Besitzer dieser Sammlung auf die Beta des Multiplayer-Modus aus „Uncharted 4“ freuen, die am 4. Dezember starten und bis zum 13. Dezember 2015 andauern soll.

Ansonsten schaffen es sämtliche Trophäen der PlayStation-3-Titel und ein paar wenige neue Trophäen in die Remaster-Versionen. Zudem gibt es zwei neue Schwierigkeitsmodi, sowohl eine sehr einfache als auch eine sehr herausfordernde, und einen Speedrun-Modus, der einen Timer einblendet.