Im August des letzten Jahres kündigte Square Enix gemeinsam mit den Entwicklern von Dontnod Entertainment einen recht überraschenden Titel an. Mit „Life is Strange“ wollten sie in die jüngsten Erfolge ihres letzten Titels „Remember Me“ treten und den Spielern eine einzigartige Geschichte im Episodenformat erzählen. Die erste der insgesamt fünf Episoden ist am 30. Januar sowohl für die Konsolen als auch für den PC erschienen und entführt Käufer für 4,99 Euro in die Welt von Max Caulfield ein.

Achtung! Veränderte Review-Struktur

Bevor wir mit unserem Test beginnen, wollen wir zuvor auf unsere etwas veränderte Struktur hinweisen. In der Regel decken wir in unseren Testberichten das Gesamtpaket aus Handlung, Gameplay und Technik ab. Da bei „Life is Strange“ ein Episoden-Format zum Einsatz kommt, stellen wir an dieser Stelle lediglich den Handlungsinhalt der jeweiligen Episode vor. Ausführliche Informationen zu Gameplay und Technik, sowie eine Gesamtbewertung der Staffel nach aktuellem Stand findet sich hingegen unter folgendem Link.

» Zum gesamten Review

Episode 5: Polarized - Handlung:

Die letzte Episode „Dark Room“ endete mit einem grausamen Geheimnis: Mark Jefferson, der Lehrer von Max Caulfield, stellte sich als Übeltäter für die jüngsten Ereignisse heraus. Chloe wurde nach Entdeckung von Rachels Leiche von ihm ermordet, und Max wurde durch eine starke Droge betäubt. Unsere Protagonistin wacht in „Life is Strange: Episode 5 – Polarized“ gefesselt in Jeffersons Dark Room auf. Dieser unterirdische Bunker hat bereits viele Opfer gefordert und lässt vermuten, dass Max das nächste ist. An einen Stuhl gebunden, erblickt sie die gefesselte Victoria, die neben ihr am Boden liegt, kann sie jedoch nicht mit ihrer Stimme erreichen. Auf einem Wagen nahe bei ihr sieht sie ein Foto, das Mark von ihr während einer „Fotosession“ gemacht hat. Durch ihre Fähigkeit springt sie in der Zeit zurück und erlebt diese Geschehnisse ein weiteres Mal. Jefferson erzählt ihr, dass er derjenige war, der all diese Mädchen fotografiert hat. Nathan Prescott spielte hierbei nur eine sekundäre Rolle und ließ sich leicht manipulieren. Er soll versucht haben, die Methoden des Lehrers zu kopieren und suchte sich Rachel Amber als sein erstes Opfer aus. Dabei tötete er sie versehentlich an einer Überdosis und versteckte ihre Leiche. Selbstverständlich musste auch Nathan beseitigt werden, da er so viele Geheimnisse des Übeltäters erfahren hat. 

Nachdem Maxine ein weiteres Mal gefesselt auf dem Stuhl aufwacht, erblickt sie ein neues Foto auf dem Wagen neben ihr. Besonders wichtig war dieses, da sie dort noch mental stark aussieht und ihre Umgebung leichter wahrnehmen kann. Zurück in der Vergangenheit konfrontiert sie Jefferson mit diesen Aussagen und versucht einen Weg zu finden, sich zu befreien. Daraufhin wirft er Max ihr Selfie vor die Nase, das sie in der ersten Episode in seiner Klasse erstellt hat. Ohne seine Kenntnis schafft sie es erneut in der Zeit zurück zu reisen und landet an jenem Zeitpunkt in der Klasse, an dem noch das meiste in Ordnung ist. Somit ist sie von der Vergangenheit in eine weitere Vergangenheit gereist. Dies macht sich stark an ihrem Nasenbluten bemerkbar. Mit einem aggressiven Unterton antwortet sie auf die Fragen ihres Lehrers und ist sichtlich genervt von seiner Präsenz. Unter allen Umständen will sie diesen Psychopathen zur Strecke bringen, bevor er seine Machenschaften an ihr und Chloe ausüben kann. In einer ausführlichen SMS erklärt sie David, dem Stiefvater von Chloe, die Taten von Jefferson. David war im gesamten Spielverlauf über misstrauisch und konnte nun zeigen, dass er recht hatte. Nach einem kleinen Zeitsprung wacht Max im Flugzeug auf und ist auf dem Weg zum Everyday Heroes-Contest, bei dem sie Dank ihres eingereichten Fotos einen Gewinnerplatz erhalten hat. Ihr wird in diesem Moment klar, dass sich die Zukunft zum positiven verändert hat und sie nun keine Angst mehr haben muss. Jedoch ist eindeutig, dass sie unterbewusst immer noch vorsichtig ist und sich Gedanken macht.

In der Galerie angekommen erhält sie neben starkem Nasenbluten auch eine Vision bezüglich Chloe. Sofort ruft sie ihre beste Freundin an und muss unter Schock feststellen, dass der gigantische Tornado bereits in Arcadia Bay angekommen ist. Sie hat also nicht die Naturkatastrophen verändert, sondern lediglich Jeffersons Taten gestoppt. Um ihre Freundin nicht ein weiteres Mal zu verlieren, springt Max durch ihr Gewinnerfoto ein weiteres Mal in die Vergangenheit und zerreißt ihr erstelltes Foto in dieser. Dadurch wird sie künftig nicht in San Francisco landen, während die Menschen in Arcadia Bay das Zeitliche segnen. Durch diese Tat wacht Max kurze Zeit später unerwartet wieder gefesselt im Dark Room auf. Nun scheint es jedoch ihr letzter Zeitspung gewesen zu sein, denn Jefferson hat ihr Tagebuch verbrannt, das beinahe alle möglichen Bilder beinhaltete. Kurz bevor Mark ihr die letzte Dosis der Droge geben kann, stürmt David den Raum und versucht Max zu retten. Mehrmals muss man mit ansehen, wie Jefferson David tötet, bis man durch Zurückspulen der Zeit einen guten Weg findet, ihn zu überwältigen. Mit einem am Boden liegenden, bewusstlosen Mark Jefferson erklärt Max David alle Geschehnisse genauer. Hier tut sich eine große Entscheidung auf und man kann ihm erzählen, dass Chloe bereits gestorben ist oder dies verbergen. Entschließt man sich für ersteres, so tötet David den psychopathischen Lehrer und schickt Maxine daraufhin raus. Beruhigt man ihn dagegen, so hat er sich im Griff und unternimmt nichts unüberlegtes.


Der gigantische Sturm ist auch hier leider immer noch vor Ort und Max fällt nur eine Möglichkeit ein, wie sie dies beheben kann. Warren hat auf der Party am Vorabend ein Foto geschossen, das ihr ermöglicht, ein finales Mal in der Zeit zurück zu springen. In Jeffersons Auto fährt sie unter diesen apokalyptischen Voraussetzungen zum Two Whales Diner, jenes Restaurant, in dem Joyce arbeitet. Nach einem kurzen Gespräch übergibt Warren ihr das Foto und lässt sie ihre Fähigkeit benutzen. Max landet in der Szene, kurz bevor Chloe Nathan und Jefferson konfrontieren wollte und hält sie von ihrer Tat ab. Gemeinsam erzählen sie David alles und verhaften Jefferson somit problemlos. Der gigantische Sturm ist zu ihrem Bedauern jedoch immer noch da und stellt eine Bedrohung für ganz Arcadia Bay dar. Chloe und Max finden sich am Deck vor dem Leuchtturm wieder. Kurz bevor sie an diesem ankommen, bricht Max zusammen und hat zahlreiche merkwürdige Visionen. Diese sind ausschließlich negativ und sollen sie mental ein letztes Mal richtig fertig machen. Nach diesem traumatischen Erlebnis wacht sie in Chloes Armen am Leuchtturm auf. Ihre beste Freundin macht ihr klar, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt, die Max nun zur Verfügung hat. Sie hält ihr das allererste Foto vor, das Max damals im Badezimmer von dem blauen Schmetterling gemacht hat. Jenes Foto, das entstand, kurz bevor Chloe von Nathan getötet wurde. In der finalen Entscheidung muss Max sich aussuchen, ob sie lieber die Menschen von Arcadia Bay oder ihre Freundin Chloe opfern möchte. Entscheidet man sich für ersteres, so zerstört der gigantische Tornado die gesamte Stadt und löscht das meiste Leben aus. Opfert man dagegen Chloe und springt in der Zeit zurück, so muss man wieder mit ansehen, wie Chloe von Nathan umgebracht wird und kann nichts dagegen unternehmen. Chloe machte ihr davor deutlich, dass sie Chloes Schicksal durch all diese Taten bloß verzögerte und nicht beseitigte. Unter einer abschließenden Melodie endet Life is Strange auf der Beerdigung von Chloe in Arcadia Bay.

Unsere Meinung

Da die vorherige Episode mit ihrem Ende die Spannung auf die Spitze getrieben hat, war die Wartezeit auf die letzte ein Nervenakt. Als Max gefesselt auf dem Stuhl im Dark Room aufwacht, will man sofort erfahren, was denn nun die Hintergründe von ihrem Lehrer Mark Jefferson sind. Einerseits behält man stets ihre übernatürliche Fähigkeit im Hinterkopf, andererseits ist man oftmals unsicher, wie man sie denn in ihrer Rolle nun befreien soll. Der Zeitsprung von Max hilft ihr zunächst dabei, sich einen groben Überblick über die letzten Ereignisse zu verschaffen. Schnell wird einem bewusst, dass Jefferson psychopathische Hintergründe besitzt und man ihm einen Strich durch die Rechnung machen muss. Dabei durfte jedoch nicht vergessen werden, in welchem Zustand sich Max momentan befindet. Über den Zeitraum einer Woche hat sie eine einzigartige Fähigkeit erlangt, musste mehrfach zusehen, wie ihre beste Freundin stirbt oder gar ermordet wird und entdeckte die kranken Geheimnisse ihres Lehrers. Dabei belasten sie nicht nur die psychischen Nachfolgen dieser Ereignisse, sondern auch die körperlichen. Oftmals blutet sie stark aus der Nase oder bricht im schlimmsten Fall gar zusammen. In dieser Episode passiert dies sehr oft und man kriegt häufig Angst um die junge Protagonistin. Die mehreren Zeitsprünge machen ihr hier wohl am meisten zu schaffen. Die Tatsache, dass sie in der Vergangenheit ein weiteres Mal in die Vergangenheit reist, ist für den ersten Moment verwirrend, jedoch stark nachvollziehbar.



Als man Max durch ihren Sprung wieder in der Klasse sitzen sieht, spürt man durch ihre Mimik und Gestik die enorme Wut auf Jefferson. Ist dieser nach der SMS an David dann endlich im Gefängnis gelandet, so kann sie nach langer Zeit ein erstes Mal wieder durchatmen. Dabei ist auffällig, dass sie die jüngsten Ereignisse nicht ignorieren kann und jede männliche Person in ihrer Nähe einer Variation von Jeffersons Abbild entspricht. Durch den nächsten Zeitsprung landet sie wieder im Dark Room und der Horror beginnt von vorne. Davids Überwältigung von Jefferson ist eine starke Genugtuung und so schwer man es zugeben möchte, aber als er in einer der beiden Optionen genannten Psychopathen erschießt, jubelt man innerlich mit. Im Diner von Chloes Mutter Joyce angekommen, ist es auch schön zu sehen, dass man Warren die Möglichkeit geben kann, sich für seine Taten zu bedanken. Nach dem vorletzten Sprung in der Zeit sind Max' Halluzinationen, als sie bewusstlos wird, sehr irreführend. Man weiß nicht, wieso dies geschieht und wie man dem entkommen kann. Ihr Psyche wird dabei auf eine große Probe gestellt, da sie nur negative Emotionen erhält. Als unsere Heldin ein letztes Mal am Leuchtturm aufwacht und der Sturm kurz davor ist, Arcadia Bay zu zerstören, weiß man ungefähr schon, welche große Entscheidung auf sie wartet. Im Laufe des Spiels ist es Max' Aufgabe, ihre Freundin Chloe zu retten. Nun muss sie sich entscheiden, ob sie Chloe oder alle Menschen in der Stadt opfert. Entscheidet sie sich dazu, Chloe im Badezimmer nicht vor Nathan zu beschützen, so spürt man Max' Emotionen und riesige Trauer. Mit Chloes Beerdigung schließt sie das Kapitel ab und es scheint alles nur wie ein böser Traum gewesen zu sein.