Telltale Games könnte es sich einfach machen. Mit mehreren erfolgreichen Spiele-Reihen konnte das Studio bei den Kritikern und Spielern punkten, viele empfanden die vier neuesten als bahnbrechend. Dennoch ruht sich das mittlerweile nicht mehr so kleine Studio nicht aus, sondern startet häufig neue Reihen, obwohl ältere noch gar nicht abgeschlossen wurden. Mit „Minecraft: Story Mode“ gehen die Entwickler nun noch einen Schritt weiter und nehmen eine der erfolgreichsten Marken der letzten Jahre in Angriff. Ist ihnen das bisher geglückt oder patzt das Studio? Wir haben es für euch herausgefunden.

Achtung: veränderte Review-Struktur!

Bevor wir mit unserem Test beginnen, wollen wir auf unsere etwas veränderte Struktur hinweisen. In der Regel decken wir in unseren Testberichten das Gesamtpaket aus Handlung, Gameplay und Technik ab. Da bei „Minecraft: Story Mode“ ein Episoden-Format zum Einsatz kommt, stellen wir an dieser Stelle lediglich den Handlungsinhalt der jeweiligen Episode vor. Ausführliche Informationen zu Gameplay und Technik sowie eine Gesamtbewertung der Staffel nach aktuellem Stand findet sich hingegen unter folgendem Link.

» Zum gesamten Review der Staffel

Da bei „Minecraft: Story Mode“ die Geschichte und die Entscheidungen stark im Vordergrund stehen, wollen wir darauf hinweisen, dass dieses ausführliche Review Spoiler enthält und wichtige Ereignisse der Handlung vorgreift.

Episode 2: Montage erforderlich – Handlung

Episode zwei beginnt genau da, wo die vorherige Folge aufgehört hat. Je nachdem, ob sich der Spieler für Olivia oder Axel entschieden hat, geht es entweder nach Redstonia, um Ellegaard zu finden, oder nach Boom Town, wo sich Magnus versteckt. Dementsprechend ist die erste halbe Stunde komplett unterschiedlich, abhängig davon, mit wem sich Jesse auf dem Weg macht.

In einem kurzen Kampf zu Beginn wird eine neue Mechanik eingeführt. Wer sich zuletzt den Bogen gebaut hat, kann nun im Kampf dynamisch zwischen diesem und dem Schwert wechseln. Sollten keine Pfeile mehr im Inventar sein, dient der Bogen nur noch zum Schlagen. Diese Szene ist sowohl mit Axel als auch Olivia nahezu identisch.

In Redstonia angekommen, dürften „Minecraft“-Fans erneut dauerlächeln. Die Bürger wollen nämlich zu Assistenten der berühmten Ellegaard werden, dafür müssen sie jedoch beeindruckende Erfindungen präsentieren, die alle auf Redstone basieren. Jedoch lässt sich leider recht wenig mit den Bauwerken anstellen, und nach einer kurzen Einleitung muss Jesse einen Redstone-Repeater finden. Ob er ihn selber baut oder von einem Erfinder stiehlt, ist dabei eigentlich noch egal.

Ohne echte Rätsel findet man sich kurz darauf vor der Erfinderin wieder, die einen Kommando-Block erstellen möchte. Die Truppe kann ihr nun helfen oder die Flucht antreten. Egal, wofür man sich entscheidet, der Wither-Sturm ist bereits in Redstonia angekommen und verschlingt alles, was sich nicht retten kann.

Mit einem Boom!

Entscheidet sich der Spieler für Axels Weg, geht es nach Boom-Town, wo es unsicherer nicht sein könnte. Dort versucht jeder, Magnus zu finden, jedoch hält dieser sich versteckt. Praktisch also, dass Jesse ihn mit dem Amulett ausfindig machen kann. Das bemerken allerdings auch die Bomber der Stadt und stehlen kurzerhand das Schmuckstück, woraufhin eine wilde Verfolgungsjagd entsteht, in der es mehr Explosionen gibt, als sie die Gruppe vertragen kann. Am Ende finden sie Magnus und können ihn sogar dazu überzeugen, die Welt zu retten. Als König von Boom Town kann er den Ort jedoch nicht verlassen, solange er nicht in einem Wettkampf besiegt wurde. Also soll Jesse gegen ihn in einem Wettkampf antreten, bei dem Magnus absichtlich verlieren möchte.

Nachdem ein Turm gebaut wurde, müssen die Kämpfer versuchen, den Kontrahenten auf den Boden zu befördern. Doch schnell wird klar, dass Magnus das eigentliche Ziel aus den Augen verliert und es für den Helden um Leben und Tod geht. Mit der Hilfe von Axel und Ruben gelingt es Jesse jedoch, zu gewinnen. Bevor er sich dafür feiern lassen kann, erreicht allerdings auch hier der Wither-Sturm den Ort und zerstört alles und jeden.

Wieder vereint

Wieder in der Basis angekommen, wartet entweder Petra oder Gabriel auf Jesse, je nachdem, wer zuvor gerettet wurde. In unserem Durchlauf war das Petra, und da sich die beiden Charaktere in dieser Episode nahezu nicht unterscheiden, werden wir weiterhin Petra für das Review erwähnen. Axel oder Olivia haben währenddessen auch das andere Mitglied des Ordens mitgebracht, und Magnus und Ellegaard streiten sich wie die Weltmeister. Kurz darauf suchen sie den letzten Helden, doch auch Ivor will dort hin, weshalb sie sich kaum Zeit lassen können.

In dem großen Schloss müssen sich die Freunde erneut aufteilen, und Petra offenbart Jesse in einer einsamen Minute, dass sie von der Wither-Krankheit infiziert wurde, diese allerdings nicht wie normal nach einiger Zeit heilt, sondern schlimmer wird. Daraufhin stürzt Jesse durch den Boden, und bevor sich alle wieder vereinen, trifft er auf Ivor. Schnell kommt Petra zur Hilfe und ein Kampf beginnt, in dem Ivor verschiedene Tränke nutzt. Gerade als es danach aussieht, dass die Gruppe ihn stoppen kann, trickst er sie aus und verschwindet, womit die Episode endet.

Unsere Meinung

Die zweite Episode „Montage erforderlich“ ist eine Katastrophe, wie man sie von Telltale schon seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Doch zuerst muss man loben, dass sich die Entscheidung aus der letzten Episode wirklich als wichtig herausstellt, denn die erste Hälfte ist dadurch komplett anders. Leider überzeugen keine der beiden Geschichten, und komplett ohne Humor oder Dramatik streifen die Charaktere durch die Ortschaften, wobei Boom Town durch seine Verfolgungsjagd noch ein wenig mehr überzeugen kann. Lediglich „Minecraft“-Fans werden schöne Referenzen bestaunen können, doch auch diese nutzen sich so schnell ab, dass man sich fast schon durchquälen muss.

Noch schlimmer ist allerdings die Bedeutungslosigkeit, in der diese Entscheidung endet. Egal, für wen man sich entschieden hat, der jeweils andere Partner reist selber in die Ortschaften und begleitet das ehemalige Mitglied des Ordens in die Zentrale. Während man sich das in Olivias Fall noch vorstellen kann, bleibt es ein Rätsel, wie Axel Magnus ohne das Amulett gefunden haben will, und ihn dann noch im Kampf besiegt hat. Da könnte man sich als Spieler gleich fragen, ob die beiden ohne Jesse nicht viel besser aufgehoben wären.

Ebenso merkwürdig ist Sorens Aufenthaltsort. Zuerst will keiner wissen, wo er sein könnte, anscheinend hat er die ehemaligen Ordensmitglieder aber des Öfteren eingeladen, zu ihm zu kommen. Das fällt denen aber natürlich erst ein, als sie den Punkt auf der Karte sehen. Diese Inkonsistenz in der eigenen Logik ist schon so erheblich, dass man als Spieler jegliche Motivation verliert, irgendetwas zu hinterfragen. Und gerade die Vorhersehbarkeit der Episode lässt sie zuletzt zur großen Enttäuschung werden.

Während keiner der Charaktere auch nur einen kleinen Schritt in der Charakterentwicklung zeigt, scheinen Gabriel und Petra nun nahezu dieselbe Person zu sein. Viele der Dialoge sind gleich, nur manchmal spricht Gabriel von seiner Vergangenheit und Petra von Ivors Betrug. Wieso sie zudem nur Jesse zeigen, dass sie krank sind, bleibt ebenso ein Rätsel. Allerdings fällt das gar nicht mehr so stark auf, da die Spieler an diesem Punkt sowieso alles hinnehmen, was der Titel auf sie wirft. Anschließend fällt Jesse durch den Boden, doch auch hier muss man sich fragen, welchen Regeln die Welt überhaupt folgt. Kann er sich nicht einfach wieder hochbauen, so wie es jeder Spieler von „Minecraft“ tut? Die Charaktere haben doch mehrfach bewiesen, dass sowas absolut möglich ist.

Der Endkampf mit Ivor ist zudem ein klassisches Quick-Time-Event ohne größere Überraschungen, das durch die Effekte der Tränke ein wenig spannender gestaltet wird und mit einem Augenzwinkern für „Minecraft“-Fans endet. Von den interessanteren Mechaniken, die die erste Episode eingeführt hat, fehlt jede Spur.

Nach nur einer Stunde ist der kurze Ausflug in die Belanglosigkeit auch schon wieder vorbei. Natürlich dauert das Durchspielen etwas länger, wenn man die unterschiedlichen Wege bedenkt, jedoch wird nur ein Bruchteil der Käufer auch direkt einen zweiten Versuch angehen. In Erinnerung bleibt eine Geschichte, die kaum einen Fortschritt zu verbuchen hat, eindimensionale Charaktere, die sich bisher überhaupt nicht weiterentwickeln, fehlende Dramatik, fehlender Humor und nur ein paar nette Anspielungen für Fans der Vorlage. Damit enttäuscht die Episode nach einem bereits wackeligen Staffel-Start umso mehr.