„Adventure Time” hat vor einigen Jahren erfolgreich bewiesen, dass bunte, verrückte Cartoon-Serien nicht nur etwas für Kinder sein müssen, sondern von allen Altersgruppen angeschaut werden können. Die Videospiel-Umsetzungen hingegen waren bisher eher etwas für jüngere Semester, die an klassische Genres wie Jump ‘n‘ Runs oder Action-Adventures á la „The Legend of Zelda” herangeführt werden sollen. Jetzt eröffnen Finn und Jake eine Detektei und erleben fünf klassische Point-and-Click-Abenteuer. Ob sie dabei erfolgreich sind, erfahrt ihr in der folgenden Review.

Noch einmal fünf Graybles

Die Rahmenhandlung besteht im Grunde aus fünf kleinen Geschichten, die von Cuber erzählt werden. Im „Adventure Time”-Kosmos werden diese Graybles genannt und haben ein gemeinsames Thema. In der Serie dauert ein Grayble natürlich nur wenige Minuten, im Spiel bietet eine Episode knapp ein bis zwei Stunden Inhalt. Der ganze Spaß startet mit einem Tickertype-Ding, das von Magic Man heimlich aus Jakes Baumloch beschworen wird. Dieses Teil druckt Fälle von merkwürdigen Ereignissen in Ooo, die von Ermittlern dann gelöst werden sollen. Aus diesem Grund beschließen Finn und Jake, eine eigene Detektei zu eröffnen und den Vorfällen, etwa verschwindenden Süßigkeiten-Menschen oder einer Melodie, die Leute auf magische Weise zum Tanzen zwingt, auf den Grund zu gehen.

Charme durch Original-Synchronisation

Die Geschichten an sich passen in den Kosmos und können auch in ihren Grundzügen überzeugen. Dadurch, dass es sich natürlich um ein Spiel handelt, sind bei der simplen Prämisse einige Pacing-Probleme und typische Situationen aus einem Point-and-Click-Spiel, bei denen man noch einmal längere Laufwege auf sich nehmen muss für einen Gegenstand an der Tagesordnung. Aber trotzdem bringt die Geschichte einiges an Charme mit sich, was vor allem an den englischen Original-Synchronsprechern liegt, die jeden einzelnen Satz im Spiel vertont haben. Eine deutsche Synchronisation hingegen gibt es nicht, aber es werden immerhin Untertitel in deutscher Sprache angezeigt.

Suchen, Reden, Kombinieren

Spielerisch bekommt man genau das geboten, was man auch von einem Point and Click erwarten kann. In der Rolle von Finn läuft man durch 3D-Umgebungen und kann sich anzeigen lassen, mit welchen Objekten interagiert werden kann. Dafür gibt es dann meistens die Optionen, diese anzuschauen, mit ihnen zu reden, sie zu greifen oder sie mit einem anderen Objekt zu kombinieren, das man schon im Inventar hat. Zudem kann auch Jake verwendet werden, um bestimmte Sachen außerhalb von Finns Reichweite zu greifen oder auch den kleinen Menschen an höher gelegene Orte zu befördern. Zwei Objekte können auch direkt im Inventar miteinander kombiniert werden, was im Menü durch ein + angezeigt wird.

Stumpf

Erweitert wird das Point and Click noch durch einige kurze Buttonmashing-Kämpfe. Aus einer leicht isometrischen Ansicht kämpft man gegen ein paar Monster, die man aus der Serie kennt. Wenn man ein paar Mal drauf gehauen hat, füllt sich die Bro-Fist-Leiste und es können Spezialattacken ausgeführt werden. Wenn man einen hohen Combo-Zähler am Ende des Kampfes hat, dann bekommt man mehr Loot. Was dieser am Ende bringt, ist aber total undurchsichtig. Das einzige, was man sieht, ist eines von drei neuen Schwertern, die man aber spätestens gegen Ende des zweiten Kapitels schon alle hat. Die Gegner sind auch nur selten wirklich sinnig im Kontext des Geschehen und wiederholen sich sehr schnell. Zudem ist es egal, ob man nun Gnome, Bananen-Wächter oder Kristall-Krieger verkloppt, denn die Kämpfe laufen immer nach dem gleichen Schema ab und machen schon beim ersten Mal nur bedingt Spaß. Da kann man glücklich sein, dass sie nur dezent eingesetzt werden.

Zu leicht geraten

Insgesamt macht „Adventure Time: Finn und Jake auf Spurensuche” zwar beim Point and Click nichts falsch, aber durch die Mischung mit den unterirdischen Kämpfen, bei denen man den Spielspaß vergebens sucht, wendet man sich schnell dem Spiel wieder ab. Zudem ist das Rätseldesign sehr einfach ausgefallen. Im Grunde muss man nur alle verfügbaren Bildschirme nach den Punkten abgrasen, mit denen man interagieren kann, und dann ist nur noch wenig Hirnschmalz nötig, um alle Rätsel zu lösen. Nur in den wenigsten Situationen hing ich für einige Minuten wirklich fest. Wer also ein anspruchsvolles Point-and-Click-Abenteuer sucht, der wird hier nicht glücklich.

Ungewohnter Stil

Stilistisch wird das komplette Königreich von Ooo in einer merkwürdig anmutenden 3D-Optik präsentiert. Das ist anfangs sehr ungewohnt und sieht auch zeitweise nicht gerade hübsch aus. Wenn man sich aber darauf einlässt, dann fragt man sich hin und wieder einmal, wie wohl mein Lieblingscharakter in diesem Stil aussieht. Auf der PlayStation 4 läuft das Geschehen zudem sehr rund ab und wir hatten keinerlei Bugs, die den Fortschritt im Spiel verhindert hätten. Der Soundtrack ist bis auf den bekannten Titel-Song eher unbedeutend. Viel wichtiger ist schon die erwähnte Synchronisation, die mit den originalen Sprechern aufwarten kann.