Quantic Dream-Spiele sind zwar nicht was für jedermann, aber trotzdem schaffen es die Franzosen bei jedem Titel erneut die Spielermassen in Wallung zu bringen. Genau das geschah auch bei „Beyond: Two Souls”, das als einer der letzten, großen PlayStation 3-Spiele vor über zwei Jahren das Storytelling bei Videospielen wieder einmal innovieren sollte. Am Ende kam das paranormale Abenteuer rund um Jodie nicht allzu gut an, aber trotzdem hatte Quantic Dream ein besonderes Stück Software erschaffen, das jetzt auch für die PlayStation 4 kommt. Wir haben uns erneut das Leben von Jodie mehr angeschaut als gespielt und verraten euch, wie die Portierung ausgefallen ist.

Niemals allein

Jodie würde gerne wie jedes andere Mädchen sein, ist sie jedoch nicht. An ihrer Seite befindet sich Aiden, ein immaterielles Wesen, das sich jedoch physisch in der Umgebung und bei Lebewesen bemerkbar machen kann – und es auch regelmäßig macht. Was anfangs nur ein Ärgernis für die Eltern der kleinen Jodie ist, wird immer mehr zum ausgewachsenen Problem. So beschließen sie, ihre Tochter in die Hände einer auf übernatürliche Phänomene spezialisierten Forschungseinrichtung zu geben, wo von nun an Professor Dawkins Aiden erforscht und über Jodie wacht. Doch ihre Fähigkeiten scheinen auch an anderer Stelle Interesse zu wecken.

Zeitsprünge

Bei „Beyond“ folgt man keiner gradlinigen Story. Vielmehr erlebt man viele kleine und große Episoden aus Jodies Leben, die von der frühen Kindheit bis hin zur jungen Erwachsenen reichen. Dabei wird immer wieder in der Zeit vor und zurück gesprungen. Eine Episode erlebt man als Kind, gefolgt von einer erwachsenen Jodie, um kurz danach wieder ein Teenager zu sein. Diese Erzählweise mag nicht jedem gefallen, doch kann man nicht abstreiten, dass die Reihenfolge der Auszüge aus Jodies Leben mit Bedacht gewählt wurde. Wo andere Spiele mit Längen aufwarten, wurden hier bewusst Dramaturgie, Action, und auch ruhigere Szenen zu einem mitreißenden Gesamtpaket zusammengefügt. Man lernt Jodie nach und nach besser kennen, kann ihre Handlungen immer mehr nachvollziehen und ist von ihrer Lebensgeschichte von Anfang bis Ende gefesselt. Und dieses Ende hat je nach Entscheidungen und Handlungen einige Variation in petto, genauso wie viele Ereignisse im Laufe der Geschichte.

Jetzt auch chronologisch

An sich ist bei der Portierung vieles beim Alten und der Vision von David Cage treu geblieben. Jedoch wurde eine ganz bestimmte Möglichkeit hinzugefügt, die von vielen Spielern zur Erstveröffentlichung gefordert, aber von Cage vehement abgelehnt wurde. Denn wie schon erwähnt wird die Geschichte nicht chronologisch erzählt und springt nach fast jedem Kapitel ein wenig durch die Zeit. Auf der PlayStation 4 kann man „Beyond: Two Souls” nun aber auch chronologisch erleben. So lautstark diese Funktion auch gewünscht war, im Test merkt man einfach, dass dieses Spiel nicht dafür gemacht ist, in der richtigen Reihenfolge gespielt zu werden. Die Höhepunkte fühlen sich nicht mehr nach solche an, einige Tutorials kommen erst viel später, manche wichtigen Story-Punkte werden vorweggenommen und andere Kapitel werden trotzdem wieder nach hinten verschoben, damit die ganz großen Wendungen doch noch am Ende stehen.

Wer „Beyond” zum aller ersten Mal spielt, der sollte sich wirklich den Gefallen tun und auf die editierte Remix-Fassung einfach verzichten und das Original auswählen. Dadurch hat die Geschichte in ihren guten Momenten auch die volle Wirkung. Die meisten, nachdem sie den Titel selbst einmal in dieser Form gespielt haben, werden wohl Cages Aussage vollkommen nachvollziehen können, dass eine chronologische Reihenfolge bei „Beyond” einfach keinen Sinn macht.

Knöpfchendrücken?

Sowohl Jodie als auch Aiden werden vom Spieler kontrolliert. In den meisten Szenen kann man frei wechseln, auch wenn klar ist, wer von beiden für das Vorankommen nötig ist. Aiden ist dabei frei im Raum steuerbar, jedoch durch eine übernatürliche „Schnur“ mit Jodie verbunden, wodurch er immer in ihrer Nähe bleiben muss. In seinem Aktionsraum kann er jedoch vorbestimmte Gegenstände benutzen oder auch Menschen unter seine Kontrolle bringen – oder sogar töten. Jodie dagegen kann in den meisten Szenen frei gesteuert werden und ebenfalls an bestimmten Stellen mit der Umgebung interagieren. Meist befindet man sich dabei in kleinen Arealen oder folgt fest vorgegebenen Gängen. In manchen Kapiteln geht es jedoch auch offener zu.

Besonders cineastisch wird es in den Actionszenen. Hier werden im Gegensatz zu vergleichbaren Spielen keine Knöpfchen eingeblendet. Das Spiel schaltet in die Zeitlupe und der Joystick muss entsprechend zu Jodies Bewegungen in die richtige Richtung gedrückt werden. Was sich spielerisch zwar eingeschränkt, dafür umso filmreifer inszeniert anfühlt, hat auch seine Probleme. So ist in einem kleinen Teil der Actionszenen nicht ganz ersichtlich, welche Richtung nun die richtige ist. Umso ärgerlicher daran ist, dass der Ausgang dieser Szenen manchmal den Verlauf der Story beeinflusst. Zudem haben sich bei der Portierung einige Bugs eingeschlichen, wodurch die Richtung nicht immer angezeigt wird und man einfach auf gut Glück schnell reagieren muss.

Logikprobleme

So fesselnd die Story auch ist und so filmreif alles präsentiert wird: Es gibt Ungereimtheiten verschiedenster Arten, die den Spieler aus der Spielwelt reißen. So kann man zum Beispiel nicht durchgehend zu Aiden wechseln. Was gegen Ende des Spiels dank Jodies Wortmeldung Sinn macht, ist zu Beginn einzig und alleine von den Entwicklern dazu erdacht, für die jeweilige Szene bei der richtigen Person zu bleiben. Ist man dann doch als Aiden unterwegs, werden die nächsten Einschränkungen deutlich. Kann er in einem Kapitel frei durch ein großes Gebäude fliegen, reicht an anderer Stelle eine kleine Hauswand als Barriere. Auch ist immer vorgegeben, mit welcher Person Aiden in welcher Weise interagieren kann. Der Spieler muss hier nicht selbst überlegen, sondern er wird dank verschiedenfarbiger Auras immer auf die richtige Lösung gelenkt. Doch nicht nur beim Gameplay, auch innerhalb der Spielwelt geht es nicht immer logisch zu. Wenn ein fünfjähriges Mädchen schreit, sollten dann nicht die Erwachsenen im Nebenraum zumindest einen Blick durch die geöffnete Tür werfen? Hier wurde eindeutig Dramaturgie über Logik gestellt, und von diesen Momenten gibt es mehrere, die zum Teil deutlich prägnanter und somit störender ausfallen.

Inszenatorisches Meisterwerk

Schon auf der PlayStation 3 war „Beyond: Two Souls” ein inszenatorisches Meisterwerk, das nun auf der PlayStation 4 noch einmal um ein viel besseres Lighting erweitert wurde. Dadurch erscheinen die ganzen Farben knackiger und es wird eine noch fesselndere Stimmung erzeugt. An den Modellen an sich hat sich nicht viel geändert: Während am Körper etwas Anti-Aliasing betrieben wurde, sind vor allem die Haare und deren Schatten mit starken Treppenstufen versehen. Zudem bleibt die Framerate konstant auf 30 FPS und die Auflösung wurde auf native 1080p angehoben. Die schwarzen Balken, um ein Film-Gefühl zu erzeugen sind auch immer noch da und man kann sie nicht optional entfernen. Auf die Ohren bekommt man natürlich wieder den gleichen Soundtrack, der immer noch zeigt, dass auch Videospiel-Musik von Film-Komponisten wie Hans Zimmer gut inszeniert werden kann. Auch wenn man es während dem ersten Spielen kaum merkt, die Musik wird passend zum Spielgeschehen eingesetzt und untermalt fast jede Szene perfekt.