„Minecraft: Story Mode“ geht langsam auf das Ende zu. Tatsächlich war es noch nie so spannend, ein Telltale-Spiel zu verfolgen, was jedoch eher an der schwankenden Qualität liegt. Man kann sich leider nie sicher sein, ob die nächste Episode ein Highlight oder eine Enttäuschung darstellt. Nach dem Hoch der vergangenen Folge waren wir nun aber umso gespannter auf die Fortsetzung des Abenteuers, die wir für euch ausgiebig gespielt haben.

Achtung: veränderte Review-Struktur!

Bevor wir mit unserem Test beginnen, wollen wir auf unsere etwas veränderte Struktur hinweisen. In der Regel decken wir in unseren Testberichten das Gesamtpaket aus Handlung, Gameplay und Technik ab. Da bei „Minecraft: Story Mode“ ein Episoden-Format zum Einsatz kommt, stellen wir an dieser Stelle lediglich den Handlungsinhalt der jeweiligen Episode vor. Ausführliche Informationen zu Gameplay und Technik sowie eine Gesamtbewertung der Staffel nach aktuellem Stand findet sich hingegen unter folgendem Link.

» Zum gesamten Review der Staffel

Da bei „Minecraft: Story Mode“ die Geschichte und die Entscheidungen stark im Vordergrund stehen, wollen wir darauf hinweisen, dass dieses ausführliche Review Spoiler enthält und wichtige Ereignisse der Handlung vorgreift.

Minecraft: Eine unerwartete Reise

Die Episode startet exakt dort, wo die letzte Folge aufhörte. Jesse trifft auf Gabriel, der sich allerdings nicht daran erinnern kann, wer er ist. Allzu viel Zeit zum Reden haben die Helden jedoch nicht, denn gleich drei riesige Witherstürme sind auf der Jagd nach ihnen. In einer hektischen Szene reitet die Gruppe weg und darf bestaunen, dass die Endermen anscheinend dazu in der Lage sind, dem Ungeheuer zu schaden. Jedoch können sie erst nach der Flucht zur Ruhe kommen, und selbst dort haben sie nur wenige Minuten, um Ellegaards Tod, Gabriels verlorene Erinnerungen und Petras Krankheit zu thematisieren. Hinzu kommt noch, dass Lukas sich von der Gruppe trennen möchte, da seine alten Freunde möglicherweise noch am Leben sind. Entscheidet sich der Spieler, ihn zu verabschieden, verlässt er Jesse mit der Hoffnung, sein Team zu finden. Plötzlich taucht Ivor auf, der erstmals erklärt, dass der Withersturm Gabriel verfolgt, da das Monster dazu programmiert ist, dem Amulett zu folgen. Das schien für ihn selber unwichtig, allerdings war ihm nicht bewusst, dass Jesse den Gegenstand trägt und das Ungeheuer somit immer der Gruppe folgt. Die letzte Hoffnung scheinen nun die Endermen zu sein, die aus Sorens Festung kommen. Zusammen hätten sie die Macht, das Monster auseinander zu nehmen, allerdings muss Jesse zuvor mit Ivor in ein weit entfernet Land reisen, da sich dort ein mächtiges Zauberbuch befindet. Deshalb teilt sich die Gruppe auf und es geht mit Jesse in die weite Ferne.

Der Einstieg in die Episode wirkt wirr und durcheinander. Die Szenen wollen einfach nicht zu wirklich zusammenpassen und die gute Balance aus der vergangenen Folge wirkt vorerst vergessen. Das bricht allerdings auch die aufgebaute Harmonie auf und verdeutlicht, wie durcheinander auch die Charaktere sind. Dennoch freut man sich, nun vorerst mit weniger Charakteren zu reisen, da die Gruppe mittlerweile gar nicht mehr so klein ist.

Am Ende der Welt

Auf der Reise zu Ivors Versteck fallen Olivia und Gabriel plötzlich ein, dass sie Hunger haben. Nach einer kurzen Kartoffelsuche stößt Jesse auf eine Hexenhütte, die durch einen Kuchen etwas einladender wirkt. Ivor jedoch warnt ihn davor, da Hexen wahnsinnig gefährlich seien. Die Warnung wirkt deplatziert, denn der folgende Kampf gegen eine Magierin ist durch das noch immer anspruchslose Kampfsystem eher lächerlich als aufregend. Die zahlreichen Skelette wirken da schon bedrohlicher, weshalb die Gruppe flieht, während Ivor die Monster mit seinen Zaubertränken aufhält. Schnell erreichen sie ihr Ziel, eine riesige Mauer mit zahlreichen Löchern, die an die Begrenzungen der Vorlage erinnert. Es folgt eine furchtbar schlechte Szene, in der wir oberhalb eines Labyrinths zum Ziel kommen müssen. Leider sind die Wege unübersichtlich und die Kamera währenddessen eine Katastrophe, weshalb die Erlösung am Ende umso größer ist. Nach einem kurzen Gespräch muntern wir Olivia wieder auf, den Glauben in die Gruppe nicht zu verlieren und mit einer Flugmaschine geht es endlich in Ivors Versteck.

Die Wahrheit kommt ans Licht

In Ivors Bibliothek scheint zuerst alles unübersichtlich, weshalb die Helden das Zauberbuch nicht direkt finden. Nach dem Bau eines Schalters jedoch öffnet sich eine Geheimtür, die sich allerdings schließt, bevor Olivia und Gabriel durch sie schreiten können, weshalb Jesse, Ruben und Soren auf sich selbst gestellt sind. In einem kurzen Rätsel, während dem man von den Abenteuern des Ordens hört, erzählt Soren Jesse die Geschichte, wie der Orden den Enderdrachen besiegt hat. Zwar wirkt die Geschichte unlogisch, jedoch kann dadurch das Schalterrätsel gelöst werden, das sich mit den Enderkristallen beschäftigt, die der Orden zerstören musste, um den Drachen zu besiegen. Beim Zauberbuch angekommen findet Jesse jedoch genau diese Kristalle, und Soren muss das dunkle Geheimnis lüften. Nach dem Fund des Kommandoblocks haben die Helden diesen immer genutzt, um die Feinde auszulöschen und siegreich aus der Schlacht zu ziehen. Genauso war es beim Enderdrachen, den sie ansonsten niemals hätten besiegen können. Während Sorens Erzählung treffen auch Ivor, Gabriel und Olivia wieder ein und der Erschaffer des Withersturms gibt zu, dass er diesen nur ins Leben gerufen hat, um der Welt die Wahrheit zu offenbaren, was natürlich nicht funktioniert hat. Viel Zeit zum Diskutieren bleibt jedoch nicht, weshalb Jesse sich ein Diamantenwerkzeug bauen soll, um dieses anschließend zu verzaubern. Wir entscheiden uns für das Schwert, behalten jedoch Ellegaards Rüstung anstatt eine neue auszusuchen. Mit der funkelnden Ausrüstung im Gepäck geht es anschließend wieder zu Sorens Festung, wo die anderen schon warten. Allgemein sind zwar die Rätsel hier durch die Geschichten interessanter gestaltet, wirklich schwer werden diese allerdings nicht, was gar nicht so schlimm ist. Die Auflösung um den Orden wirkt zwar wenig überraschend, allerdings bleibt die Szene spannend und löst endlich einen der größten Handlungsstränge auf.

Wieder am Ausgangspunkt der Episode angekommen stößt Axel zu den anderen, Magnus jedoch wollte sich alleine einem der kleineren Witherstürme stellen. Gabriel erinnert sich zwar noch immer nicht an alles, jedoch will er für die Welt kämpfen, läuft aber in eine falsche Richtung. Soren bekommt kurz vor der Konfrontation Angst und läuft fort, weshalb nur noch die Starttruppe übrig bleibt. Der Plan, die Endermen in den Strahl des Monsters zu locken, damit diese das Ungeheuer abbauen, scheint erfolgreich und mittels einer von drei Maschinen will Jesse nun in den Sturm selber fliegen. Doch noch bevor es dazu kommen kann, finden Axel und Olivia sich im Strahl wieder, und Jesse kann diese fast nicht mehr retten. Glücklicherweise erscheint Lukas mit seinen Ozelots, die das Monster für eine kurze Zeit ablenken können. Dadurch kann Jesse zusammen mit Ruben in den Withersturm gelangen, wo er den Kommandoblock zerstören muss. Der Ort sieht nicht nur furchterregend aus, sogar einige Leute hängen an den Wänden. In einem mehr oder weniger spektakulären Kampf zerstört Jesse den Kommandoblock, Ruben muss aber sein Leben dafür geben. Es ist wohl die einzige Szene, die wirklich bewegend ist, gerade weil sich das Schwein immer als treuer Partner erwiesen hat, in den letzten beiden Episoden allerdings eher in den Hintergrund gerückt ist. Deshalb dankt Jesse seinem toten Freund in einer Rede erneut, und das Abenteuer ist beendet. Gabriel hat seine Erinnerungen wieder, Petra ist geheilt, alle sind froh und die Gruppe bildet den neuen Orden des Steins.

Unsere Meinung

Während die Episode an sich ohne allzu spannende Höhepunkte auskommt, ist die Erklärung um die Lüge des Ordens noch ein Highlight, obwohl die Wendung nicht überraschend kommt und etwas unbedeutend wirkt. Rubens Verwandlung in ein Stück Fleisch ist tatsächlich noch bewegend, ansonsten entpuppt sich das Ende des Withersturms als einzige Enttäuschung, die der Geschichte alles andere als gut tut. Es ist unfassbar, wie jedes potentiell interessante Element der Handlung mit der Vernichtung des Monsters aufgelöst wird. Wieso hat Gabriel überhaupt seine Erinnerungen verloren, wenn es für die Geschichte komplett sinnlos ist? Hätte man mit Petras Krankheit nicht etwas kreativer arbeiten können, als sie immer nutzloser zu machen? Es wundert nicht, dass die Geschichte vorerst beendet wurde. Man könnte spekulieren, dass sich die Autoren selber nicht mehr sicher waren, wie sie aus den langweiligen Charakteren und der wendungsarmen Geschichte noch etwas Interessantes machen könnte, weshalb die Auflösung einfach nur langweilig wirkt. Das war wohl das leichteste, enttäuscht aber die Spieler umso mehr und dürfte „Minecraft: Story Mode“ zu dem bisherigen Tiefpunkt der neuen Ära von Telltale Games machen. Falls die fünfte Episode, die ein neues Abenteuer der Gruppe erzählen will, nicht auf diese Punkte eingeht, bleibt eine belanglose Geschichte zurück, die nur durch einige nette Szenen in Erinnerung bleibt.