Walking Simulator sind in den letzten Jahren zu einem ganz eigenen Genre geworden, die gerade im Indie-Bereich oft das Stil-Mittel verwendet werden, um mysteriöse Geschichten zu erzählen. Dieses Mal verschlägt es den Spieler mit „ADR1FT” in eine spielbare Form von Filmen wie „Gravity”. Alleine gestrandet im Weltall mit einer zerstörten Raumstation muss man versuchen irgendwie zu überleben. Ob unsere nicht hörbaren Schreie im Weltall von ängstlicher, wütender oder fröhlicher Natur waren, erfahrt ihr in der folgenden Review.

Fröhliches fliegen vor der Katastrophe

„ADR1FT” beginnt zunächst mit einem sehr idyllischen Tutorial. In einem Glas-Raum hat man einen Ausblick auf die Erde und einen Teil der Station. Fortbewegen kann man sich indem man den Anschub benutzt und mit den Schulter-Tasten sich auf der Y-Achse bewegt. Das ist eigentlich auch schon fast alles, was man im Spiel machen wird. Herumfliegen durch den schwerelosen Raum und nach Sachen greifen. Das klingt recht langweilig, spielt sich aber von der Steuerung her sehr gut und kann zumindest am Anfang sehr viel Spaß bringen. Warum es im späteren Verlauf spielerisch etwas abflaut, erfahrt ihr weiter unten.

Alleine nach der Katastrophe

Zunächst aber einmal zur Geschichte: Nachdem die Raumstation HAN-IV während der Mission Northstar IV explodiert, erwacht man und kann sich gerade so davor retten, im Weltall abzudriften. Jetzt fliegt man durch die zerstörte Station und muss die vier Kerne wieder zum Laufen bringen, damit der Weg zu der Fluchtkapsel geöffnet werden kann. Auf dem Weg dahin findet man so langsam heraus, wer die anderen Teammitglieder waren und wieso diese Katastrophe geschehen ist.

Bei der Geschichte an sich werden sich die Geister spalten, da für manche die Schicksale der Crew interessant sein könnte und für andere eher weniger. Wir waren eher von letzterer Natur, da die Mitglieder bis auf eine Ausnahme keinen wirklichen Einblick auf die Ereignisse geben, sondern eher ihre gesamte Lebensgeschichte erzählen. Es wäre aber rein persönlich gesehen interessanter gewesen, wenn man sich mehr mit der Katastrophe beschäftigt hätte. Die rückt so nämlich mehr und mehr in den Hintergrund und wenn sie dann endlich erklärt wird, lässt die Aufklärung auch wieder einiges zu wünschen übrig.

Eingeschränktes Erkunden

Wie es sich für einen Walking Simulator gehört, wird man auch hier wieder vor viele Fragen gestellt, die allesamt durch das notwendige Erkunden beantwortet werden sollen. Dafür hat man einen Scan zur Hand, der anzeigt wenn sich ein Objekt von Interesse in der Nähe befindet. Dies Funkion ist aber auch ein zweischneidiges Schwert: Denn auf der einen Seite ist es wirklich gut, da man so immer weiß, wo man als nächstes hin muss und verpasst auch so gut wie keine Sammelobjekte. Aber auf der anderen Hand nimmt sich das Spiel damit das freie Erkunden ein wenig vorweg, denn man folgt linear eigentlich nur einem Pfad aus Punkten von Interesse und wird diesen dabei fast nie verlassen.

Ferner wird das Erkunden noch einmal eingeschränkt, denn nach dem Unfall ist der Raumanzug beschädigt, weshalb sich die Sauerstoff-Reserven und der Antrieb nun die Ressource teilen müssen. Dadurch hangelt man sich neben dem Scanner also ganz linear von Sauerstoff-Kapsel zur nächsten, so wie der Entwickler das vorgegeben hat. Da es auch keinerlei Rätsel gibt, fliegt man also kopflos durch den Raum und muss nur gelegentlich nach Sachen greifen. Deshalb wird „ADR1FT” nach den ersten, sehr immersiven Minuten, sobald man die Formel erkannt hat schnell langweilig. Wir sind uns sicher, dass das Spiel durch die VR-Unterstützung noch einmal ordentlich was an Faszination gewinnt, aber bisher ist der Titel nur exklusiv mit dem Oculus Rift-Headset spielbar. Ob noch eine PlayStation VR-Unterstützung in Zukunft folgt, steht in den Sternen.

Eine melancholische Erde

Wo „ADR1FT” wirklich punkten kann ist die Technik. Mit soliden 30 FPS und nur wenigen Pop-Ins bei Partikel-Effekten, hat der Entwickler mithilfe der Unreal Engine 4 eine wahre Grafikpracht auf den Bildschirm gezaubert. Jeder einzelne Teil der Station ist stimmig designt und fühlt sich sehr plastisch an, teilweise sogar real an. Zudem war selten der Blick auf die Erde so melancholisch gestaltet wie hier. Dazu kommt ein Audio-Erlebnis mit klassischer Musik, ein wenig atmosphärischen Soundeffekten und öfters auch einfach mal Stille. In Kombination mit der Optik bekommt man hier aus Sicht der Präsentation eine tolle Weltall-Erfahrung geboten.