Nach fünf Jahren Entwicklung erschien No Man’s Sky vergangene Woche endlich für die PlayStation 4. Wir haben uns in das 18 Trillionen Planeten umfassende Universum gestürzt und verraten euch im Test, warum das, trotz spielerischer Schwächen, viel Spaß gemacht hat.

Bruchlandung

Die Reise beginnt auf einem der prozedural generierten Planeten irgendwo am Rande der Galaxie. Der Spieler erwacht neben seinem kaputten Schiff, mit einem größtenteils defekten Mulitwerkzeug. Die Aufgabe ist klar: Raumschiff und Werkzeug müssen repariert werden, damit Objekte analysiert, der Planet nach Rohstoffen abgescannt und das Schiff startklar gemacht werden kann. Dazu bedarf es natürlich einige der um uns herum verstreuten Ressourcen, wie Eisen, Plutonium, Heridium und einiges mehr. Direkt am Schiff kann man sich auch bereits entscheiden, ob man im Spiel an die Hand genommen werden will oder nicht. Eine Entität namens ATLAS bietet uns die Führung an, nimmt der Spieler diese an, kriegt er immer wieder kleine Aufgaben, die ihn durch das Universum führen. Lehnt er allerdings ab, kann er das Universum auf eigene Faust, ganz frei erkunden. Wobei er das natürlich auch kann, wenn er die Führung annimmt.

Das kann man mit Glück relativ flott gehen, indem alle benötigten Ressourcen in der Nähe sind. Wenn man Pech hat, ist die nächste Quelle für Heridium aber beispielsweise zehn Minuten Fußweg entfernt oder man erkennt es nicht auf Anhieb, weil „No Man’s Sky“ bestimmte Ressourcen wie Eisen oder eben Heridium nur anzeigt, wenn man genau drauf schaut und nah genug dran steht. Da hilft auch der Scanner nichts. Generell fehlt leider die Möglichkeit, den Planeten nach einer Ressource abzuscannen, falls man etwas ganz bestimmtes sammeln will. Das ist vor allem später, wenn man gezielt auf Upgrades hinarbeitet, sehr nervig. Zudem ist das Abbauen mit dem Multiwerkzeug sehr schnell, sehr repetitiv. Drauf zielen, feuern und das Material landet automatisch im Inventar. Da fehlt die spielerische Herausforderung.

Es ist allerdings auch Vorsicht geboten beim Abbauen. Wer zu gierig alle Ressourcen abbaut, die seinen Weg kreuzen, hat sehr schnell die Wächter des Planeten am Hals. Diese mögen es nämlich gar nicht, wenn man die Umwelt zerstört und fangen irgendwann an, den Spieler anzugreifen. Allerdings sind die Wächter keine sonderlich große Herausforderung. Mit ein paar gezielten Schüssen sind sie dahin und man hat wieder einige Zeit Ruhe. Im schlimmsten Fall rennt man in eine Station oder zu seinem Schiff und die Wächter lassen ebenfalls von einem ab.

Inventar voll!

Schon in den ersten Minuten stoßen Spieler in „No Man`s Sky“ auf das erste große Ärgernis. Das, zumindest am Anfang, viel zu kleine Inventar. Zu Beginn hat man nämlich nur zwölf Plätze, die sehr schnell voll sind. Vor allem, weil die Lebenserhaltung und der Schutz vor Eigenheiten des Planeten, wie etwa Hitze, Kälte oder Gift je einen Inventarplatz einnehmen. Auch Upgrades, die man für den Exo-Anzug erhalten und bauen kann, nehmen jeweils einen Platz im Inventar weg.

Man hat zwar immer die Möglichkeit, Ressourcen auf das Schiff zu transferieren, da aber das Inventar des Schiffs auch relativ klein ist und durch Schilde, Antrieb, Startdüsen und mehr auch schon viele Plätze belegt sind, ist auch dieses sehr schnell voll. Da bleibt nur die Möglichkeit, unnützes oder überflüssiges Material aus dem Inventar zu schmeißen. Denn verkaufen ist ohne Schiff und ohne Handelsstation in der Nähe leider nicht drin.

Ab in den Weltraum

Ist das Schiff erst einmal repariert und kann gestartet werden, entfaltet „No Man’s Sky“ seine volle Pracht. Es ist wirklich ein magischer Moment, wenn man mit seinem kleinen Raumschiff abhebt und zum ersten Mal durch die Wolkendecke des Planeten bricht und in den Orbit hinaus fliegt. Dann erstreckt sich das Bild des Spielers auf andere Planeten, große und kleine, die erreicht und erkundet werden wollen, über große Frachtschiffe bis hin zu einer kleinen Raumstation auf der Handel betrieben werden kann. Das ist auch nach dem hundertsten Mal noch beeindruckend und macht einfach Spaß. Sofort wird hier der Entdeckertrieb geweckt. Man will alles anfliegen, alles erkunden und erfahren, was dort für neue Ressourcen, Baupläne oder sonstige Belohnungen auf einen warten. Leider kann man mit den fliegenden Frachtschiffen gar nicht interagieren. Man kann sie höchstens angreifen, um wieder nützliche Rohstoffe zu erhalten. Für den Anfang würden wir davon allerdings abraten.

„No Man’s Sky“ schafft es hier auch, die Größe des Sonnensystems und des Universums an sich sehr gut zu vermitteln.Wenn man die Raumstation, die man in der Ferne erblickt, anfliegen will und das mit normaler Geschwindigkeit tun würde, wäre man stundenlang unterwegs. Mit Hilfe des Impulsantriebs verkürzt sich die Reisezeit allerdings auf maximal ein bis zwei Minuten. Je nachdem, wie weit das Ziel eben entfernt ist. Damit Spieler nicht zwischen zwei Planeten stranden, gibt es das nötige Material dafür, nämlich Thamium-9, aus Asteroiden, die überall im Sonnensystem herum fliegen.

Frustrierende Kämpfe

Auf den Reisen zwischen den Planeten kommt es immer mal wieder vor, dass Spieler von feindlichen Raumschiffen gescannt werden. Kurz darauf fällt der Impulsantrieb aus und man wird von einem oder mehreren feindlichen Raumschiffen angegriffen. Für Spieler, die ihr Schiff zu diesem Zeitpunkt nicht mit Schild- und Waffenupgrades ausgestattet hat, werden diese Kämpfe zu einem der großen Frusterlebnisse in „No Man’s Sky“.

Ehe man sich versieht, sind die Schilde unten. Der Schaden, den man zu Beginn ausrichtet, reicht bei Weitem nicht aus, um die Schiffe aus der Luft zu holen. Da der Impulsantrieb nicht funktioniert, ist auch eine Flucht vor den Weltraumpiraten nicht möglich und man hat keine andere Möglichkeit, als sich von den Angreifern zerstören zu lassen.

Viel zu entdecken

Je nach Planet warten viele Sachen darauf, vom Spieler entdeckt zu werden. Seien es Bodenstationen, Handelsposten oder außerirdische Monolithen. Auf den Stationen finden wir manchmal Aliens, die bei irgendetwas Hilfe brauchen. Zumindest zu Beginn versteht man allerdings kein Wort von dem, was sie sagen und man muss raten, was sie von einem wollen. Manchmal ist die Antwort ziemlich offensichtlich, mal ist es wirklich einfach nur ein Rätselraten. Entscheiden wir uns für das Richtige, steigt unser Ansehen bei der jeweiligen Rasse und wir bekommen nützliche Dinge, wie Blaupausen für Upgrades oder gar ein neues Multiwerkzeug, mit mehr vorhandenen Inventar-Plätzen und vorinstallierten Upgrades.

Andere Stationen jedoch können auch verlassen sein. An diesen wartet in der Regel ein Terminal auf einen, auf das manzugreifen können. An diesen Stellen werden in den meisten Fällen kleine Rätsel gestellt, wie eine Zahlenfolge logisch fortsetzen. Leider wiederholen sich die Aufgaben sehr schnell und wenn man einmal den Dreh raus hat, stellen diese keine Herausforderung mehr dar. Hier wäre etwas mehr Variation sinnvoll gewesen. Ähnliches erleben wir auch an den außerirdischen Monolithen. Diese präsentieren uns zwar immer wieder Fragmente der Geschichte des Universums von „No Man’s Sky“, das Aussehen und die Rätsel, die uns dort gestellt werden, wiederholen sich aber auch sehr bald. Dafür ist die Lore, die sie erzählt, unglaublich interessant und motiviert dann doch immer wieder dazu, die Monolithen anzufliegen. Umso mehr man dort über die Rassen erfährt, beispielsweise die kriegerischen Gek oder die hochentwickelten Vy’keen, desto mehr will man wissen, was mit ihnen passiert ist.

Um die Monolithen herum findet man aber auch vermehrt sogenannte Wissenssteine. Mit Hilfe der Steine können Spieler immer ein Wort einer der drei unterschiedlichen Sprachen lernen, die es im Universum gibt. Nach und nach versteht man so immer besser, was die Aliens von einem wollen. Das motiviert ungemein, den ganzen Planeten nach den Wissenssteinen und den Monolithen abzusuchen.

Planeten-Vielfalt und eintönige Entdeckungen

Das Problem mit den fehlenden Variationen zieht sich leider auch durch das komplette Spiel. Raumstationen, Bodenstationen, Handelsposten und Monolithen sehen fast immer gleich aus. Meistens gibt es nur wenige Änderungen an der Inneneinrichtung, die Architektur bleibt aber immer identisch. Warum man hier nicht mehrere unterschiedliche Basen gebastelt hat, bleibt ein Geheimnis des Entwicklers. Das führt leider auch dazu, dass die Motivation, sich alles anzugucken, nach einigen Stunden enorm sinkt.

Dafür sehen die Planeten immer unterschiedlich aus und bieten einiges an Abwechslung. Mal ist alles saftig grün, viele Bäume wachsen und man findet viele, unterschiedliche Kreaturen. Dafür ist der nächste Planet tot, Felsbrocken überall, keinerlei Vegetation und Lebewesen sind auch Fehlanzeige. Einige Planeten bieten auch extreme Bedingungen, wie etwa enorme Hitze, enorme Kälte oder sind toxisch. Vor allem diese Planeten bieten aber auch massenhaft Ressourcen zum Sammeln an, wodurch es sich, trotz widriger Umstände, immer wieder lohnt, auf diesen Planeten zu landen.

Wir brauchen Units

Wer Fauna und Flora akribisch analysiert, hat die Möglichkeit, diese über ein Menü auf die Server hochzuladen. Dabei kann man den Planeten und die Tiere beliebig benennen und so seinen ganz eigenen Abdruck im Universum hinterlassen. Natürlich ist das Units verdienen auch möglich, indem die gesammelten Ressourcen und Gegenstände, wie glänzende Perlen oder irgendwelche Relikte von Völkern, an den Handelsstationen verkauft.

Durch die damit verdienten Units kann man entweder Material kaufen, das man gebrauchen kann, um Upgrades zu entwickeln oder seinen Hyperraum aufzuladen, oder man benutzt es, um beispielsweise an sogenannten Absprungkapseln, die man auf vielen Planeten findet, sein Inventar zu vergrößern. Auch neue Schiffe können mit Units gekauft werden. Diese sind in der Regel allerdings sehr teuer und es dauert eine Weile, bevor man sich ein neues Schiff leisten kann, das sich auch lohnt.

Fragwürdige Gameplay-Entscheidungen

Zu allem Überfluss fehlt es „No Man’s Sky“ an allen Ecken und Enden an diversen Komfortfunktionen und strotzt vor merkwürdigen Design-Entscheidungen hinsichtlich des Gameplays. Abgesehen von der zuvor erwähnten, fehlenden Funktion, den Planeten nach bestimmten Ressourcen abzuscannen, fehlt auch jedwede Möglichkeit, sich Wegpunkte zu setzen, um sich daran zu erinnern, einen bestimmten Ort noch einmal zu besuchen, falls es dort noch etwas gibt, was man erledigen will, wofür allerdings aktuell die Ressourcen fehlen. Manchmal ist auch nicht klar ersichtlich, an welchen Punkten man schon war und Markierungen auf unserem Radar lassen sich auch nicht so einfach löschen.

Eine andere Sache, die im Test massiv gestört hat, ist das Wasser. So schön die Flora unter der Oberfläche auch ist, wenn man mitten in den See schwimmen muss, um eine alte Ruine zu entdecken, kommt man schnell an den Punkt, wo man keinen Sauerstoff mehr hat. Wer jetzt denkt, einfach mal kurz an die Oberfläche schwimmen, um das wieder aufzuladen, reicht doch, hat weit gefehlt. An der Oberfläche schwimmen ist nämlich nicht möglich. Der Charakter taucht immer wieder einfach ab. Um Luft zu tanken, müssen wir mit dem Jet Pack aus dem Wasser springen, einige Sekunden über Wasser bleiben und warten bevor wir wieder hinab tauchen.

Technik

Für die unglaubliche Größe, die „No Man’s Sky“ bietet, läuft das Spiel sehr solide bei meist 30 Bildern pro Sekunde. Nur ganz selten fällt die Framerate unter diesen Wert, wie wenn man mit dem Raumschiff über die Planeten-Oberfläche fliegt. Die Texturen sind nicht so scharf und etwas verwaschen, dafür zaubert das Spiel teils wunderschöne Planeten auf den Bildschirm. Leider sieht man immer wieder, wie diese Welt um einen herum aufgebaut wird und kann quasi beim Entstehen zugucken. Das ist unschön und trübt das Bild etwas. Ähnlich ist es mit den Schatten: Diese laufen nämlich nicht sanft über den Bildschirm sondern springen einfach immer einige Zentimeter weiter. Gegen Ende unseres Test hatten wir leider auch vermehrt mit Abstürzen des Spiels zu kämpfen. Einmal ist es sogar vier Mal hintereinander im Ladebildschirm abgestürzt. Aber der Soundtrack kann sich durchaus hören lassen. Dadurch, dass dieser aus unterschiedlichen Stücken des offiziellen Soundtracks ebenfalls prozedural zusammengestellt wird, hört man immer wieder unterschiedliche Variationen der Musik.