Telltale Games hat mit der Ankündigung einer Umsetzung der „Batman“-Comics wahrlich die Spielerschaft überrascht, besonders, da eigentlich ein Vertrag mit Marvel über diverse Umsetzungen geschlossen wurde. Doch nur eine starke Marke bedeutet nicht gleich ein starkes Spiel, weshalb wir nicht nur Batman, sondern auch Bruce Wayne durch die erste Episode gesteuert haben, um euch zu verraten ob der Start gelungen ist.

Achtung: veränderte Review-Struktur!

Bevor wir mit unserem Test beginnen, wollen wir auf unsere etwas veränderte Struktur hinweisen. In der Regel decken wir in unseren Testberichten das Gesamtpaket aus Handlung, Gameplay und Technik ab. Da bei „Batman: The Telltale Series“ ein Episoden-Format zum Einsatz kommt, stellen wir an dieser Stelle lediglich den Handlungsinhalt der jeweiligen Episode vor. Ausführliche Informationen zu Gameplay und Technik sowie eine Gesamtbewertung der Staffel nach aktuellem Stand findet sich hingegen unter folgendem Link.

» Zum gesamten Review der Staffel

Da bei „Batman: The Telltale Series“ die Geschichte und die Entscheidungen stark im Vordergrund stehen, wollen wir darauf hinweisen, dass dieses ausführliche Review Spoiler enthält und wichtige Ereignisse der Handlung vorgreift.

Batman v Bruce Wayne

Das Intro verfolgt ein interessantes Konzept. Während Bruce Wayne sich mit Alfred über seine nächtlichen Aktivitäten unterhält, darf der Spieler in der Rolle von Batman seine Quick-Time-Fähigkeiten unter Beweis stellen und einige Kriminelle verprügeln. Die Inszenierung ist hier wunderbar geraten, nicht nur der regelmäßige Wechsel zwischen den Szenen, sondern auch der Kampf selber beeindruckt. Leider wird man bereits hier bitter enttäuscht, was an der miserablen Technik liegt, die durch zahlreiche Ruckler das schnelle Vergnügen zerstört. Als Batman dann noch der mysteriösen Catwoman begegnet, beginnt ein Kampf zwischen den Beiden. Zwar kann die agile Diebin entkommen, doch Batman stellt einen Datenträger sicher, den sie stehlen wollte.

Zurück im Anwesen von Bruce Wayne wird klar, dass er sich unmittelbar danach auf eine Veranstaltung vorbereitet, die in seinem Anwesen bereits begonnen hat. Er will nämlich seinem guten Freund Harvey Dent helfen Bürgermeister zu werden. Besonders interessant ist, dass kein Spieler bisher weiß, ob der Charakter seine Wandlung bereits in der ersten Staffel vollzieht, oder weiterhin ein ambitionierter Politiker bleibt. Hier darf der Spieler auch erstmals entscheiden wie er den Charakter von Bruce Wayne spielen will. Ein Treffen mit der investigativen Reporterin Vicki Vale wird schließlich unterbrochen als der Gangsterboss Falcone den Saal betritt. Und hier beginnt die ersten moralisch schwierige Szene. Will Bruce seinem Freund helfen und dabei seine Ideale verraten, oder sich gegen die Kriminalität stellen, dabei aber der Kampagne schaden? Es ist ein interessanter Einstieg in die erste Episode, der packender nur durch eine technisch bessere Umsetzung sein könnte.

Alte Freunde, neue Feinde

Scheinbar war auch ein alter Freund von Bruce mit auf der Veranstaltung, der dem Spieler nur als Oz vorgestellt wird. Die beiden Männer sind zusammen aufgewachsen, wobei der Kontakt abbrach als Bruces Eltern ermordet wurden. Allerdings hatte auch Oz nicht mehr Glück, denn seine Eltern waren alles andere als vorbildlich. Nach einer kurzen Szene in der Batcave, die wunderbar gestaltet wurde, geht es in einen Park, der verkommener kaum sein könnte. Hier kommt Oz Bruce zur Hilfe als dieser angegriffen wird und schnell wird klar, dass Oz der Spitzname von Oswald Cobblepot ist. Auch wir mussten staunen, denn dieser berühmte Charakter wurde fast komplett umgeschrieben. Eine andere Hintergrundgeschichte und sein Wille für Anarchie sind unglaublich interessant, doch nach einem drohenden Hinweis trennen sich die Wege der beiden fürs erste. Es ist unfassbar spannend, wie sich diese Geschichte entwickeln wird.

Kurz darauf befindet sich Bruce mit Harvey auf einer Pressekonferenz, auf der die beiden eine Heilanstalt für psychisch kranke Menschen vorstellen. Im Namen der verstorbenen Waynes soll dieses auch nach ihnen benannt werden und das völlig veraltete Arkham Asylum ersetzen. Doch anstatt im Anschluss mit Fragen darüber gelöchert zu werden, klingeln die Handys der Reporter und es folgt der reinste Albtraum. Anscheinend hat jemand Informationen entdeckt, welche die Wayne-Familie mit den krummen Geschäften Falcones in Verbindung bringen. Der Spieler darf auch hier entscheiden ob Bruce sich zurückhält oder rechtfertigt, wobei beides die Situation nicht beruhigt. Obwohl die Beweislage dünn ist, befiehlt der aktuelle, korrupte Bürgermeister Gothams die Durchsuchung des Wayne Manors, und Jim Gordon kommt zum ersten Mal ins Spiel. Doch auch dieser kann nicht helfen, und somit nimmt das Spiel seinen Lauf.

Das Versteckspiel der Katze

Natürlich muss Bruce die Angelegenheit mit Harvey klären, doch dieser ist nicht alleine und stellt seine Freundin Selina Kyle vor. Genauso wie die Spieler erkennen auch die beiden, dass sich hier Batman und Catwoman gegenüberstehen, und eine unglaublich bissige, fast schon lustig-zynische Szene nimmt ihren Lauf, die das absolute Highlight der Episode darstellt und mehr als deutlich macht, dass das Team dahinter weiß, welches Erbe sie antreten. Am Ende stimmt Bruce zu den Auftrag für Selina zu beenden und begibt sich zu einem Warenhaus, an dem die Übergabe der Daten stattfinden sollte. Dass Harvey gar nicht versteht, was hier gerade passiert, ist einfach nur grandios.

Angekommen im Lager wird klar, dass es gar nicht so schlecht ist, dass Catwoman ihren Termin verpasst hat. Batman findet nämlich lediglich Leichen vor, die mitunter stark verstümmelt wurden. Der Spieler darf die Hinweise nun suchen und miteinander kombinieren, um herauszufinden was hier eigentlich geschehen ist. Tatsächlich findet er noch den Übeltäter, der aus sicherer Entfernung mit seinem Scharfschützengewehr gearbeitet hat. Nachdem er Gordon einen Hinweis gegeben hat, darf er mit aller Ruhe sein Opfer verhören. Erneut darf der Spieler die Entscheidung übernehmen, ob er ihn foltern oder verschonen will. Noch hat das keine Auswirkungen, wobei Gordon das Verhalten bei seiner Ankunft zur Kenntnis nimmt. Zurück in der Batcave werden tatsächlich die Informationen entschlüsselt und offenbaren alle Details über Falcones Machenschaften. Hier darf man entscheiden, ob diese an Gordon oder Vale gehen sollen, und wird mit unterschiedlichen Szenen belohnt.

Der Anfang vom Ende?

Doch natürlich soll es Batman sein, der Falcone den Behörden auf dem Silbertablett serviert. Leider ist diese Szene alles andere als spannend, denn zuerst darf Batman mit einer Drohne planen, wie er die Wachleute ausschalten will. Dabei ist jede Option recht und resultiert nur in einer etwas veränderten Szene. Dafür ist diese Vorbereitung ziemlich lang und durch die komische Steuerung auch nicht spaßig. Am Ende darf Batman auf jeden Fall entscheiden Falcone zu verschonen oder ihn zu schlagen, wobei Kameras auf ihn gerichtet sind. Auf die Frage, wer denn nun eigentlich die kriminelle Ader Gothams sei, antwortet Falcone die Waynes.

Was nun folgt, ist eine kurze, aber kraftvolle Szene. Telltale Games hat es verstanden, Batman und Bruce Wayne als völlig verschiedene Charaktere darzustellen. Während Batman natürlich der Rächer ist, der aber auch zu weit gehen kann, muss der Spieler entscheiden, ob Bruce seinen Werten treu bleiben soll oder den reichen Typen raushängen lässt. Doch eben diese grundlegende Differenzierung geht abhanden, als Batman in die Batcave fährt, seine Maske ablegt und Troy Baker ihn völlig ausflippen lässt. Man kann Gänsehaut bekommen und wird mit einem Cliffhanger dagelassen, der perfekter und atmosphärischer nicht sein könnte.

Unsere Meinung

Telltale Games schafft es endlich wieder, hervorragendes Drama auf die Bildschirme zu zaubern. Jede Szene, egal ob als Batman oder Bruce Wayne, ist hervorragend geschrieben und macht deutlich, dass hier Leute am Werk sind, die genau verstehen wie man die Fans glücklich macht. Zudem darf sich das Team austoben, denn besonders an Cobblepot sieht man, dass der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind und auch gerne Geschichten und Charaktere verändert werden dürfen. Dass der finale Kampf nicht ganz so beeindruckend ist, ist da gar nicht so schwerwiegend, da bereits zuvor eine Bühne aufgebaut wurde, die vielversprechender kaum sein könnte.

Umso enttäuschender ist die miese technische Umsetzung. Während die leider typischen, und mittlerweile eigentlich unakzeptablen Ruckler und Grafikfehler in den ruhigeren Szenen nicht allzu sehr ins Gewicht fallen, ist es bei den Kämpfen anders. Denn obwohl diese super aufgebaut sind, werden sie einfach nicht flüssig genug abgespielt, sodass die tolle Atmosphäre vernichtet wird. Es ist eine riesige Enttäuschung, denn das zieht sich durch die gesamte Episode und lässt die Köpfe schütteln.