„Was zur Hölle soll das denn bitte sein?!“ habe auch ich mir gedacht, als ich das erste Mal einen Trailer zu „Brut@l“ gesehen habe. Das liegt vor allem am Artstyle, der gerade heutzutage sehr ungewöhnlich ist. Die komplette prozedural generierte Welt ist nämlich aus ASCII-Zeichen gebaut, und demnach wirkt das Spiel optisch sehr abstrus, versprüht aber gleichzeitig einen ganz besonderen Charme. Ob das Gameplay da überzeugen kann, haben wir für euch herausgefunden.

Ein Rogue-Like, wie es im Buche steht

Eine Geschichte gibt es bei „Brut@l“ nicht, weshalb wir diesen Aspekt direkt abhacken können. Bei dem Spiel handelt es sich nämlich um einen waschechten Rogue-Like, der überraschend viel Tiefe bietet. Ist eine der vier verfügbaren Klassen ausgewählt, darf man direkt in den Kampf ziehen und wird in eine schwarz-weiße Welt befördert, die jedoch durch Elemente wie Feuer oder Eis-Fallen auch ein wenig Farbe zu bieten hat.

Hier kämpft man sich in bester Manier durch die prozedural generierten Ebenen der Dungeons, in denen viele Gegner und Fallen auf den Spieler warten. Das Kampfsystem selber ist dabei ein wenig flach ausgefallen, besteht es doch nur aus dem Schlagen und Blocken von Angriffen. Zwar verhält sich jede Waffe anders, dennoch wäre hier ein wenig mehr Tiefgang wünschenswert gewesen. Zumindest macht es auch noch nach vielen Stunden Spaß sich durch die Gegner zu kloppen, und die Stärkeren können anfangs tatsächlich noch eine Herausforderung darstellen. Nur weil das Kampfsystem simpel ist, bedeutet das nicht, dass die Kämpfe leicht sind.

Buchstäblicher Buchstabensalat

Während man sich durch die 26 Ebenen kämpft, findet man zahlreiche Items. Mit am wichtigsten sind jedoch tatsächlich Buchstaben, die man hinter oder in vielen zerstörbaren Objekten finden kann. Mit diesen lassen sich Waffen craften, zu denen man die passenden Bücher hat. Das sieht im entsprechenden Menü nicht nur wirklich fantastisch aus, die Waffenvielfalt ist auch groß genug um wirklich die Vor- und Nachteile ausprobieren zu wollen. Die Buchstaben selber lassen sich sogar verzaubern, sodass man stärkere oder elementare Waffen sein Eigen nennen kann. Es ist unfassbar motivierend hier alles auszuprobieren, und zu versuchen die perfekte Waffe zu erschaffen. Ansonsten findet man auch Waffen in Kisten, doch sollte man den Nutzen immer gut einschätzen, da die Waffen auch kaputt gehen können, und man im Notfall tatsächlich ohne alles dasteht.

Andere Items lassen sich auch dazu nutzen Tränke zu brauen, die einen temporär stärker machen oder den Lebensbalken füllen. Der Twist dabei ist jedoch, dass sich in jedem Durchlauf die Wirkung ändert, sodass man tatsächlich vorsichtig sein muss, denn sie können den Helden auch vergiften oder seine Sicht beeinträchtigen. Glücklicherweise gibt es einen Skill, durch den man die Effekte identifizieren kann, da man diesen jedoch nicht gleich am Anfang erwerben kann, braucht man eine genretypische Portion Glück, um einen guten Start hinzulegen.

Geld ist das ganze Leben

Natürlich kann man im Dungeon auch Gold finden. Mit diesem geht es aber leider nicht zu einem Shop, es lässt sich nämlich nur als Opfer an die Götter bieten. Sind die Götter mit dem Opfer zufrieden, erhält man ein Extra-Leben, das man unbedingt anstreben sollte. Stirbt man nämlich einmal, muss man vom Anfang wieder anfangen. In Spielen wie „The Binding of Isaac: Rebirth“ ist das zwar auch so, in dem Spiel dauert ein Lauf allerdings auch nur bis zu einer Stunde, während man hier tatsächlich drei bis vier Stunden dafür braucht, zum Finale zu kommen. Deshalb ist das Opfer sehr wichtig, denn so wird dies ausgeglichen und führt zu deutlich weniger Frust, falls man wegen eigenen Fehlern stirbt.

Leben kann man übrigens auch anhäufen, und da man sowieso sonst nichts mit dem Gold machen kann, sollte man möglichst viel spenden. Sind die Götter nicht zufrieden, gibt es weder ein Leben noch das dargebotene Gold zurück.

Ärger im ASCII-Paradies?

Obwohl das Spiel wirklich sehr viel Spaß macht und das Crafting-System einzigartig ist, gibt es dennoch einige Probleme. Am offensichtlichsten ist da das Klassen-System, das auf den ersten Blick eigentlich noch solide scheint. Im Endeffekt verändert das aber nur den Start des Laufes, da sich alle Klassen einen Skill-Tree teilen, und so im späteren Verlauf keine echten Unterschiede zu spüren sind. Das ist schade, denn so ist man wenig motiviert mit einer anderen Klasse einen spielerisch anderen Lauf zu erleben.

Ebenso problematisch ist das Fallen-System. Tatsächlich gibt es nämlich recht viele Abgründe, die man nicht unbedingt hervorkommen sieht. Fällt man einmal in diese hinein, verliert man aber ein komplettes Leben. Es ist wahnsinnig frustrierend einen besonders hartnäckigen Raum geschafft zu haben, um anschließend wegen so einer Falle ein komplettes Leben zu verlieren, das möglicherweise auch das letzte sein kann. Ein Abzug in der Lebensleiste wäre da fairer gewesen, zumal die Sprung-Physik extrem gewöhnungsbedürftig ist.

Mehr Spaß mit Freunden

Neben dem klassischen Einzelspieler gibt es auch einen kooperativen Modus für zwei Spieler. Hier ist der Bildausschnitt aber etwas zu gering, sodass man nah beieinander bleiben muss, um nicht in eine Falle zu stolpern. Bedenkt man wie schnell das Spiel mitunter werden kann, ist das sehr nervig und führt zu frustrierenden Momenten. Trotzdem macht es nochmal mehr Spaß sich mit jemanden abzusprechen und Kämpfe aufzuteilen oder zusammenzuarbeiten. Wenn einmal alles funktioniert, und beide Spieler im selben Rhythmus sind, kann der Titel ungemein punkten.

Leider kann man nur lokal miteinander spielen. Ist die Internetverbindung also zu langsam für Share Play, kann man das alles vergessen wenn man niemanden in der direkten Umgebung hat. Das ist schade, zumal es Online-Ranglisten gibt, aber eben keinen echten Online-Modus. Nicht nur mit Freunden, auch mit Fremden hätten die Durchläufe wirklich amüsant werden können, wenn sie etwas kürzer wären.

Noch mehr Inhalt?!

Den Schluss macht der Dungeon Creator. Hier kann man selber vorhandene Dungeons bearbeiten oder komplett eigene erstellen. Das steuert sich sehr solide und macht tatsächlich Spaß, vor allem, wenn man diese anschließend anderen Leuten zeigt. Selber lassen sich diese Dungeons dann hochladen und andere herunterladen, sodass man ein wenig mehr Kontrolle über die kommende Herausforderung hat. Außerdem lassen sich Seeds nutzen, sodass man bereits gespielte, vom Spiel erstellte Dungeons erneut ausprobieren kann oder diese Freunden schicken kann, um zu sehen, wer wohl weiter kommt.

Technik

Optisch sticht das Spiel natürlich sofort heraus. Mit vielen Punkten, Kommas und anderen ASCII-Zeichen wird ein ganz besonderer Look erschaffen, der durch das dezente Auftreten von Farben tatsächlich etwas lebendiger wird, durch Feuer, Gift oder Blut. Leider kann der ganze Stil irgendwann ein wenig nerven, weshalb man mal eine Pause für die Augen braucht. Glücklicherweise lässt sich der Titel schnellspeichern, sodass man nicht jedes Mal mehrere Stunden einplanen muss. Auch die Karte ist wunderbar designed und erinnert an die alten ASCII-RPGs, da nur Buchstaben und Zeichen vorhanden sind und alles zweidimensional ist, während das Spiel selber eigentlich dreidimensional ist. Ebenfalls optisch stark ist der Aufbau der Welt, denn in den Gängen baut sich alles erst vor der Spielfigur auf, was wunderbar dynamisch aussieht.

Die Bildrate zickt manchmal bei den sehr schönen und detaillierten Umgebungen sowie den flüssigen Animationen. Das stört zwar nie allzu sehr, macht sich aber tatsächlich zu häufig bemerkbar. Auch der Soundtrack ist nicht gerade ganz große Klasse, ist aber besonders anfangs nett dank der Anleihen an alte Zeiten. Etwas mehr Musik hätte dem ganzen aber nicht geschadet, zumindest stimmen die Soundeffekte.