Bereits mit „PayDay“ konnte das Studio Overkill viele Spieler begeistern, aufgrund einer unverbrauchten Idee und eines interessanten Konzepts. Doch leider funktionierte vieles nicht so, wie man es sich gewünscht hätte, weshalb der Titel bei den Kritikern eher verhaltene Reaktionen hervorrief, und auch die Spieler sich langsam abwandten. Mit „PayDay 2“ änderte sich das, und auf dem PC erfreut sich der Titel noch heute einer unglaublichen Fangemeinde. Zwar ist das Spiel schon etwas länger auch für die PlayStation 4 erhältlich, wir haben uns jedoch einmal das kürzlich erschienene Gesamtpaket mit allen DLCs angeschaut und verraten euch, was sich hinter dem Phänomen verbirgt.

Ein seichter Einstieg

Eine spannende Geschichte gibt es in „PayDay 2“ nicht unbedingt. Dennoch wird einem in einer Einleitung erklärt, dass man wohl Teil eines Verbrecher-Netzwerkes ist, das es sich zur Aufgabe gemacht hat die größten Überfälle aller Zeiten zu vollziehen. Dafür landet man jedoch erst in seinem Unterschlupf, der eher notdürftig zusammengestellt ist. Das ändert sich allerdings im späteren Verlauf, wenn man ihn mit genug Geld selber dekorieren und personalisieren kann. Das ist auch gut so, denn dadurch hat man tatsächlich das Gefühl in der Gangster-Welt etwas zu bewegen und sich Ruhm zu erbeuten.

Keine Massenware

Schon kurz darauf darf man jedoch seinen ersten Überfall starten. Das passiert über eine Karte der Organisation, auf der immer wieder verschiedene Aufgaben eingeblendet werden, die auch in verschiedene Schwierigkeitsstufen eingeteilt werden. Sowohl online als auch alleine mit drei computergesteuerten Komplizen darf man sich also einer Aufgabe annehmen, wobei man zum Start darauf achten sollte, die leichteste Stufe zu wählen.

Und bereits in der ersten Mission, die man auswählt, wird klar wie passioniert die Entwickler eigentlich sind. Denn jeder Ort bringt zahlreiche Möglichkeiten mit sich. Mal muss möglichst viel Geld gestohlen werden, mal muss man an Autos gelangen und vieles mehr. Die zahlreichen Missionen machen allesamt Spaß und verlangen ein überlegtes Vorgehen. Die Vielfältigkeit der Aufgaben und Orte ist ein riesiger Plus-Punkt, und da bereits die Crimewave-Edition von zahlreichen Updates und DLC profitiert, darf man sich auf Massen an Inhalten freuen. Es ist eben kein Shooter in einem anderen Szenario, sondern tatsächlich ein Spiel, dessen Fokus Raubüberfälle sind.

Der Coup deines Lebens

Wie vielfältig der Spielaufbau ist, wollen wir anhand eines Auto-Diebstahls erklären. Denn jede Mission beginnt damit, dass man die Umgebung auskundschaftet, in diesem Fall ein Autohaus. Zu aufmerksam sollte man sich hier zwar nicht verhalten, allerdings wird man noch als normaler Bürger angesehen. Gleichzeitig kann man aber auch keine auffälligen Aktionen einleiten, da sonst alle das Gesicht sehen würden. Einmal gesehen wie man in das Gebäude gelangt, gibt es verschiedene Taktiken. Will man das Autohaus stürmen, die Wachen erschießen und Geiseln nehmen? Will man sich lieber durch den Garten auf das Dach schleichen und eher leise vorgehen? Oder doch lieber ein Mix aus beiden? Jede Karte ist wunderbar designed und ermöglicht unfassbar viele Taktiken.

Das alles wird auch noch dadurch verbessert, dass jede Aktion eine Bedeutung hat. Öffnet man eine Tür, werden hier auch Zivilisten durchlaufen. Tötet man jemanden, sollte man ihn verstecken. Und bei Wächtern ist es sogar wichtig, sich beim Funk zu melden damit kein Alarm geschlagen wird. Allerdings fühlt man sich zu keinem Zeitpunkt überwältigt, da man aus der Situation heraus alles lernt und somit einen guten Einstieg in das Geschehen hat. Spätestens wenn man das erste Mal eine Mission erfolgreich beendet und mit der Beute verschwindet, möchte man einfach direkt jedem erzählen was man gemacht hat, oder sich darüber austauschen, was man besser hätte machen können. Deshalb ist es auch alles andere als langweilig diese Missionen zu wiederholen, denn keine Runde spielt sich wie die andere.

Grandioser Online-Modus, dürftiger Einzelspieler

Eigentlich sind die zwei Modi ziemlich identisch. Spielt man Online, kann man eine Lobby für Freude erstellen oder anderen Spielen beitreten, auch mit Fremden. Einer wählt die Mission von der Karte aus und anschließend geht es in der Gruppe zum Raubzug. Plötzlich fühlt man sich jedoch wie in einem komplett anderen Spiel, denn jeder kann unabhängig voneinander handeln, jedoch sollte man sich immer absprechen. Und das geht über den Voice-Chat auch wahnsinnig gut, sodass wir bereits mehrere Missionen geschafft haben, obwohl wir die anderen Spieler gar nicht kannten. Es wird eine unglaubliche Dynamik aufgebaut, in der jeder Spieler wichtig ist. Einer kann die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich nehmen, während die anderen im Hintergrund Geiseln nehmen, Safes knacken oder den Fluchtweg sichern.

Ganz anders sieht das leider aus wenn man alleine spielt. Das liegt daran, dass einem drei KI-Kumpanen zur Seite gestellt werden, die nutzloser kaum sein könnten. Zwar kämpfen sie, aber sie können nicht selber mit den Zielen interagieren, geschweige denn helfen sie einem in brenzligen Situationen. Zwar ist das alles noch halbwegs ok, wenn man anfängt die leichtesten Missionen zu spielen, gerade in den schwierigeren Stufen sollte man den Einzelspieler allerdings wegen der dummen KI beiseitelegen und sich auf den Online-Modus konzentrieren.

Abseits des Action

Wenn man nicht gerade Geld erbeutet, Aufträge erledigt oder seinen Unterschlupf verschönert, darf man ab einem gewissen Moment Fähigkeiten erlernen. Dafür benötigt man zwar Punkte, das lohnt sich allerdings. Insgesamt fünf Skill-Bäume gibt es, die für verschiedene Spiel-Stile genau die richtigen Fähigkeiten bieten. Mal kann man besser Kugeln ausweichen, mal kann man schneller Türen knacken oder ist allgemein unauffälliger. Sich den persönlich besten Build zu bauen, macht unglaublich viel Spaß und motiviert selbst nach unzähligen Stunden noch sehr, da man auch Skills aus unterschiedlichen Bäumen erlernen kann.

Ansonsten erhält man nach den Raubzügen die Chance eine Karte auszuwählen, die dann zufällig weitere Belohnungen enthält. Das können weitere Masken sein, neue Waffen oder andere Boni. Was sich etwas notdürftig anhört, ist bereits nach wenigen Missionen eine unfassbare Motivation, weshalb man immer wieder weiter spielen möchte. Dadurch ist das Loot-System zwar etwas zäh, aber nicht weniger spaßig. Vor allem der Reiz die Masken zu sammeln, ist absolut süchtig machend, da es nicht nur welche aus anderen Spielen, sondern sogar einige Präsidenten der Vereinigten Staaten zu gewinnen gibt.

Eine Masse an Inhalten

Wir haben allerdings nicht nur die Crimewave-Edition, sondern direkt das Bundle mit der „The Big Score“-Erweiterung gespielt, die alle bisherigen DLCs enthält, die jemals für das Spiel erschienen sind. Hier findet man neue Masken, Waffen und viele neue Missionen, sodass sich der Aufpreis tatsächlich sehr lohnt, wenn man „PayDay 2“ mag. Zumal kann man danach wohl nie wieder sagen, dass man sich mehr Inhalte wünschen würde. Doch als ob das nicht genug ist, werden weiterhin bis Ende 2017 regelmäßig Updates veröffentlicht, die die Laune oben halten sollen. Hier haben die Macher einen echten Applaus verdient, denn ein Spiel nach so vielen Jahren noch mit so viel Liebe zu unterstützen, ist einfach bemerkenswert.

Technik

Doch obwohl das Paket wirklich hervorragend ist, ist nicht alles perfekt. Am deutlichsten wird dies bei der Optik. Die Texturen sind nicht wirklich schön, und während man in den Außengebieten einige Momente hat in denen das Spiel solide ist, sieht alles in den Gebäuden trotz Liebe zum Detail eher matschig aus. Natürlich ist das Spiel schon etwas älter, aber da auch die Bildrate nicht über stabile 30 Bilder pro Sekunde hinauskommt, fühlt man sich an die Tage der letzten Generation erinnert. Unspielbar wird das dadurch nicht, allerdings wäre eine deutliche Aufhübschung schön gewesen.

Ansonsten ist die Steuerung typisch und intuitiv, wobei einem auch immer wieder angezeigt wird was man für welche Aktion drücken muss. Die Server laufen stabil und der Soundtrack ist ebenfalls solide und nicht zu dominant, was ansonsten den Sprachchat stören würde.