Mit der ersten Episode hat Telltale Games ein eigenes Batman-Universum aufgebaut, das nun mit interessanten Geschichten gefüllt werden will. Dabei ist es gar nicht so leicht die Qualität der Vorlage in ein gutes Videospiel umzusetzen, wenn man sich nur auf die Geschichte konzentriert. Nun ist bereits die zweite Episode erschienen, und wir haben uns erneut sowohl als Batman als auch vor allem Bruce Wayne nach Gotham gewagt und versuchen nicht nur das Geheimnis der Waynes zu lüften, sondern auch Gotham vor einer Bedrohung zu schützen. Ob dabei eine gute Folge herausgekommen ist, verraten wir im Test.

Achtung: veränderte Review-Struktur!

Bevor wir mit unserem Test beginnen, wollen wir auf unsere etwas veränderte Struktur hinweisen. In der Regel decken wir in unseren Testberichten das Gesamtpaket aus Handlung, Gameplay und Technik ab. Da bei „Batman: The Telltale Series“ ein Episoden-Format zum Einsatz kommt, stellen wir an dieser Stelle lediglich den Handlungsinhalt der jeweiligen Episode vor. Ausführliche Informationen zu Gameplay und Technik sowie eine Gesamtbewertung der Staffel nach aktuellem Stand findet sich hingegen unter folgendem Link.

» Zum gesamten Review der Staffel

Da bei „Batman: The Telltale Series“ die Geschichte und die Entscheidungen stark im Vordergrund stehen, wollen wir darauf hinweisen, dass dieses ausführliche Review Spoiler enthält und wichtige Ereignisse der Handlung vorgreift.

Dramatische Wendungen

Episode zwei beginnt direkt mit einer etwas dramatischeren Szene. Bruce ist nämlich genau dort wo seine Eltern getötet wurden, und erinnert sich tatsächlich endlich daran, dass es eine Verbindung zu Falcone gibt. Doch Alfred offenbart, dass der Gangster nicht unrecht hat. Tatsächlich war Bruces Vater ein skrupelloser Mensch, der mit der Unterwelt zusammengearbeitet hat. Alfred selber wollte die Waynes deshalb verlassen, und hat Bruce damals vom Tatort abgeholt, weil er dachte, Thomas Wayne wäre endlich festgenommen worden. Es ist ein dramatischer, qualvoller Einstieg, der leider durch ein so starkes Ruckeln entwertet wird, dass der emotionale Effekt zerstört wird. Schade, denn der Rest der Episode läuft stabiler.

Im Anschluss geht es direkt weiter, und zwar im Krankenhaus, in dem Falcone von der Polizei bewacht liegt. Bruce darf aufgrund der guten Kontakte mit ihm sprechen, doch das läuft nicht angenehm ab. Tatsächlich bezeichnet Falcone die Waynes als Familie und beteuert, dass er absolut nichts mit dem Mord an seinen Eltern zu tun habe, dafür aber, dass Thomas ein sehr brutaler Mensch sein konnte. Wir verwehren ihm das Morphin und drohen, und tatsächlich warnt Falcone Bruce vor seinem direkten Umfeld. Doch dann wird er erschossen – von einer eigentlich guten Polizistin. Und unter diesen Voraussetzungen startet eine starke Episode, die besser hätte kaum sein können.

Eine dunkle Bedrohung

Natürlich ist der Mord an Falcone auch für den Rest der Behörde eine Katastrophe, da er so nicht vom Rechtssystem bestraft werden kann. Zwar wissen wir alle, dass gerade Gothams Gerichte nicht perfekt sind, doch Harvey Dent will die Stadt natürlich in eine bessere Zukunft führen. Bruce unterhält sich mit der Polizistin, die sich langsam an die Ereignisse erinnert. Tatsächlich wurde ihr eine Droge verabreicht, die sie dazu bewegte, ihren inneren Lüsten nachzugeben, weshalb sie gemordet hat. Der Effekt währte zwar nicht lange, doch das Resultat ist nicht minder schlimm. Hier wird eine großartige Story aufgebaut, und gerade die Droge lässt so einige Bösewichte aus dem DC-Universum auf den Plan springen.

Doch Polizistin Montoya erinnert sich auch daran, dass derjenige, der ihr die Substanz verabreicht hat, etwas von einer Revolution erwähnte. Und da Bruce nicht dumm ist, kommt er direkt auf seinen alten Freund Cobblepot, der tatsächlich dafür verantwortlich ist. Als Batman will er ihn zur Rede stellen, dabei hasst der Pinguin Batman gar nicht. Dafür umso mehr seinen alten Freund Bruce Wayne, da dieser das Geld seines korrupten Vaters nutzt. Doch anstatt sich hier lange aufzuhalten, will Cobblepot sich an Selina Kyle rächen, natürlich kennt er ihr Alter Ego. Nach einem kurzen Kampf ist es diesmal Bruces Job, sie zu warnen.

Treffen sich Batman und Catwoman in einer Bar…

In der Bar angekommen, in der sich die schöne Frau meist aufhält, wird Bruce natürlich trotz anderer Kleidung schnell erkannt. Große Diskussionen gibt es aber nicht, da Selina schnell erscheint und Bruce sie warnen kann. Tatsächlich schreckt sie zurück, als der Name Pinguin fällt, und nach einer kurzen Unterhaltung, während der Bruce sie um Hilfe für den bevorstehen Kampf um Gotham bittet, kommen auch schon die Schläger. Was folgt ist ein absolutes Highlight.

Denn bei toller Musik beginnt ein Kampf, der einfach nur Spaß macht. Das liegt an der leichtherzigen Atmosphäre und der Komik, die allerdings auch nicht zu überzogen geraten ist. Es ist ungewohnt, Bruce kämpfen zu sehen, aber gerade deshalb macht die Szene so viel Spaß. Wir hatten permanent ein Lächeln im Gesicht, das sich erst verzogen hat, als Selina den Kuss verwehrt hat. Hier zeigt Telltale Games perfekt, wie man ein ernstes Spiel durch Humor erleichtern kann, ohne dabei zu kindisch zu wirken oder den Spieler/Zuschauer mit One-Linern zu bombardieren. Perfekter geht es wirklich nicht.

Die Ruhe vor dem Sturm

Anschließend darf der Spieler selber entscheiden, ob man Major Hill als Bruce oder Batman begegnen möchte. Dieser hat nämlich wichtige Informationen, da er mit dem Pinguin zusammenarbeitet. Wir gingen als Batman zu ihm, da so zwar der Ruf bei der Polizei geschädigt wird, dafür aber mehr Informationen bekannt gegeben werden. Tatsächlich erzählt er etwas von den Kindern von Arkham und wie schlimm eigentlich Thomas Wayne war, besonders in Bezug auf das Arkham Asylum.

Nach der Auswertung der Handy-Daten, die ein Schläger des Pinguins bei sich hatte, wird klar, dass die Bürgermeister-Debatte ein Ziel der Terroristen ist. Bruce versucht Harvey zu warnen, der will ihm aber einfach nicht zuhören. Schlimmer noch, er kündigt an sich von Bruce distanzieren zu müssen, allerdings braucht er noch immer das Geld. Man kann nun weiterhin die Unterstützung garantieren, obwohl hässliche Sachen gesagt werden müssen, oder sie verweigern. Egal wie, weiter geht es auf dem Dach, wo Jim bereits wartet. Mit Catwoman im Gepäck geht es kurze Zeit darauf in das Gebäude, in dem sich das Schicksal Gothams ändern wird.

Die Kinder von Arkham

Natürlich kommt der Pinguin inklusive Maske und Gefolgsleute in das Gebäude, und Batman kann vorerst nichts Anderes tun als einige Geiseln zu befreien. Doch auf der Bühne wird offenbart, dass Cobblepot gar nicht der Anführer ist, sondern ein bisher noch unbekannter Gegenspieler, dessen Maske allerdings Scarecrows ähnelt, doch das ist bisher nur eine Vermutung. Schlimmer wird das Ganze als er ein Video von Thomas Wayne zeigt, wie er befiehlt Oswalds Mutter eine Spritze zu verabreichen, um sie verrückt zu machen. Das ist für den Helden ein schwerer Schlag und dürfte sich auf seine weitere Laufbahn auswirken.

Anschließend kommt es zum Kampf auf der Bühne, der mit einer schweren Entscheidung endet. Entweder man rettet Harvey oder Catwoman. Rettet man Dent, flieht Selina schwer verletzt und wird sogar verfolgt, ihr Schicksal bleibt ungewiss. Rettet man die potentielle Liebe, was wir getan haben, sieht man eine Szene, bei der wir fast aus dem Sessel gefallen wären. Denn Oswald schlägt mit einem noch angeschlossenen Scheinwerfer auf Dent ein, was ihm eine Gesichtshälfte zerstört. Tatsächlich ist das genau das Gesicht von Two-Face, und es bleibt unglaublich spannend, wie sich das auf den Rest der Geschichte auswirken wird. Geschieht ihm bei der anderen Entscheidung später etwas ähnlich Schlimmes? Wann wird er zum Bösewicht? Fragen, die die Serie definieren werden. Wir sind uns aber sicher, dass ein Harvey Dent lange nicht so interessant ist wie sein berühmteres Alter Ego. In der Szene stirbt auch noch Major Hill, und Oswald kann entkommen. Es sieht alles andere als gut für den dunklen Rächer aus, und nach der Szene wird auch Bruce von allen Bewohnern Gothams gehasst.

Unsere Meinung

Was Telltale mit der zweiten Episode abliefert ist mehr als beeindruckend. Zwar geht der Start aufgrund der grausigen Technik daneben, dafür glänzt der Rest der Episode. Von Spannung über Dramatik zu Action und Humor bis zur Tragödie, das alles wird hier abgedeckt. Dabei ist keine Szene auch nur im Entferntesten langweilig und fesselt in jeder Sekunde. Besonders die Szene in der Bar hätten wir den Entwicklern gar nicht zugetraut und niemals gedacht, dass so etwas so perfekt ins Bild passt.

Doch der absolute Wahnsinn ist natürlich das Ende. Nicht nur die Entscheidung, deren Bewertung sich erst in den kommenden Episoden herausstellen wird, allgemein der Ablauf auf der Bühne ist fesselnd wir selten zuvor. Der neue Gegenspieler wirkt zwar noch etwas fremd, doch bereits jetzt darf man sich darauf freuen, dieses Geheimnis zu lüften. Wir haben, bis auf die Technik, absolut nichts zu meckern und sind nach langer Zeit endlich wieder beeindruckt von Telltale Games. Wenn diese Qualität gehalten wird, bestehen keine Zweifel daran, dass dies das beste Werk des Studios werden könne. Doch man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, weshalb wir Vorsicht weiterhin empfehlen.

Unsere Theorien

Natürlich ist nach dieser Folge nichts mehr so, wie es einmal war. Doch wir haben auch etwas überlegt und versuchen einmal, eigene Theorien aufzustellen. Dabei ist natürlich die Entwicklung der Waynes zu Bösewichten ein Thema. Es ist einerseits beeindruckend, diese Seite zu erforschen. Doch wäre es nicht auch möglich, dass nichts so ist, wie es scheint? Das Video aus dem Kontext gerissen wurde? Vielleicht hatte Thomas Wayne ganz andere Motive, und wieso wurde eigentlich kaum über Martha gesprochen? Wird hier ein gewisser Court of Owls eine Rolle spielen? Könnte Alfred vielleicht der mysteriöse Vertraute sein, vor dem Falcone Bruce warnen wollte? Schließlich erklärt er selber seinen Hass auf die Waynes.

Auch das Geständnis, dass Hill den Mord an den Waynes in Auftrag gegeben hat, wirkt unlogisch. Schließlich hat er unter dem Einfluss der Droge selber behauptet, dass er die untere Schicht Gothams hasst. Wieso sollte er also für die Bürger Thomas ermorden lassen sollen? Und dann muss noch der Bösewicht geklärt werden. Er muss auf jeden Fall eine Verbindung zum Arkham Asylum haben, doch da dort viele ihre Torturen erlebt haben, ist das Feld der Verdächtigen groß. Zumindest sind wir uns mehr als sicher, dass es nicht der Joker sein wird.