Egal, ob man die Rollenspiele aus dem Hause Bethesda mag oder nicht, keiner kann verleugnen, dass die Macher mit „The Elder Scrolls V: Skyrim“ Geschichte geschrieben haben. Eine gigantische Fantasy-Welt voller Geschichten, in die man dank der Modding-Community tatsächlich unzählige Stunden investieren kann, machten den Titel zu einem der beliebtesten Spiele aller Zeiten. Nun wurde die technisch verbesserte Version auch für die PlayStation 4 veröffentlicht, und wir haben uns nach Himmelsrand begeben, um herauszufinden, ob das Werk auch heute noch so hohe Wellen schlagen kann.

Die große epische Geschichte

Der Spieler startet seine Reise durch Himmelsrand bereits auf dem Weg zu seiner Hinrichtung, und kurz bevor das Leben beendet werden soll, taucht plötzlich ein Drache auf, weshalb der selbsterstellte Held diese Chance wahrnimmt und seine Flucht antritt. Bereits nach einer kurzen Einführung wird man in eine riesige Welt entlassen, während man in der Geschichte mehr vom Drachenblut, der politische Lage in Himmelsrand sowie das Kaiserreich erfährt.

Wie bereits zur damaligen Veröffentlichung ist die Hauptgeschichte erschreckend enttäuschend. Die Geschichte ist vorhersehbar, bietet deshalb kaum interessante Wendungen, doch auch die Charaktere können bis auf wenige Ausnahmen nicht wirklich überzeugen. Hier trifft man auf so ziemlich alle Stereotypen, die man sich nur vorstellen kann. Die Erklärungen sind nicht wirklich durchsichtig, und im Endeffekt findet man sich in einer typischen Heldengeschichte wieder, die man in etwas anderer Form schon gefühlt 1000 Mal gesehen hat.

Die kleinen charmanten Juwelen

Würde „The Elder Scrolls V: Skyrim Special Edition“ ausschließlich diese Hauptquest bieten, hätten die meisten Spieler den Titel bei weitem nicht so genossen. Denn nach der kurzen Einleitung wird dem Spieler die Wahl gelassen, was er denn überhaupt machen möchte. Tatsächlich erkundet man die Welt und erlebt dabei ständig Überraschungen, wodurch man seine eigenen Geschichten schreibt. Dieser Abenteurer-Trieb wird durch die fantastische Welt gefördert, denn man wird ständig belohnt, wenn man die Wege verlässt und selber erkundet, ohne dass einem dies befohlen wird.

Ebenso toll sind viele der Nebenaufgaben. Während die meisten kleine Beschäftigungen bieten, stößt man oft auf spannende Geschichten, die nicht unbedingt über das Schicksal der Welt entscheiden. Diese machen erst den Reiz aus, denn hier trifft man auch tolle Persönlichkeiten, die Himmelsrand zu einer lebendigen Spielwiese machen. Im Endeffekt hat man also den meisten Spaß, wenn man sich selbst zum Abenteurer macht, und nicht unbedingt der roten Linie folgt. Gerade deshalb ist die Offenheit wunderbar, doch dennoch ist es eine verpasste Chance, dass diese Welt nicht durch eine gute Hauptgeschichte im Zentrum geleitet wird.

Ein altes Spiel

Obwohl die Welt noch immer wirklich wunderbar und voller Überraschungen ist, merkt man dem Spiel an, dass es in vielen Aspekten nicht gegen aktuelle Genre-Konkurrenten ankommt. Allem voran wäre das das Questdesign, das oft nicht an den Spaß des freien Erkundens herankommt. Auch das Kampfsystem fühlt sich etwas zu träge an, wobei man hierüber sicherlich streiten kann. Alles in allem unterscheidet sich „Skyrim“ natürlich nicht wirklich von dem Spiel, das es damals war, weshalb hier keiner erwarten sollte, dass die Kritikpunkte verbessert wurden. Die Special Edition macht den Titel lediglich technisch etwas besser, und bringt das Gesamtpaket mit den DLCs auf die aktuellen Konsolen.

Dafür bleibt die Möglichkeit, den Charakter zu gestalten, eine der größten Stärken. Nicht nur optisch darf man sich einen Helden zusammenbasteln, auch die Spielweise ist durchaus variabel. Deshalb kann man ein starker Krieger, ein leiser Dieb oder ein mächtiger Magier werden, so ziemlich alle erdenklichen Spielstile werden ermöglicht. Besondere Wege werden sogar von einigen Quests gefördert, weshalb man tatsächlich das Gefühl hat, einen Helden zu begleiten, ihn auszubilden und zur stärksten Person in Himmelsrand zu machen. Sogar der Wiederspielwert wird dadurch gefördert, denn mit jeder Klasse fühlen sich selbst die bekannten Aufgaben und Gebiete frisch an.

Gar nicht so special

Im Direktvergleich zur PlayStation 3-Version ist „The Elder Scrolls V: Skyrim Special Edition“ deutlich besser geworden. Viele Texturen wurden überarbeitet, die Auflösung hochgeschraubt und die Bildrate stabiler gemacht. Besonders aber die Weitsicht, die Details, die Beleuchtung und die Partikeleffekte wurden an heutige Standards angepasst, weshalb vor allem Szenen in der Wildnis wunderbar anzusehen sind und eine tolle Atmosphäre erzeugen. Die Wälder fühlen sich dichter an, die Städte lebendiger. Hinzu kommen noch verbesserte Ladezeiten, die nicht zu lang geraten sind, sodass man ein rundum besseres Spiel erhält. Dennoch sieht man dem Spiel sein Alter an, weshalb die Charaktermodelle steif wirken und die Grafik allgemein etwas Toleranz erfordert. Dafür ist der Soundtrack genauso episch wie 2011, sodass man die nicht perfekte Synchronisation durchaus verschmerzen kann.

Leider haben die Entwickler diese Verbesserungen aber nicht konsequent durchgeführt. Vor allem im Bereich der Texturen fallen die nicht überarbeiteten extrem ins Auge, die bereits damals nicht zu den hübschesten gehörten. Daraus ergeben sich einige wirklich nicht besonders schöne Umgebungen, die deutlich mehr Überarbeitung gefordert hätten. In Wasserbereichen ist das besonders schlimm, denn so toll das Wasser nun auch aussehen mag, desto schlimmer fallen die Ufer auf. Ebenso katastrophal sind zahlreiche Bugs, die fünf Jahre nach dem Release weiterhin vorhanden sind. Neben einigen verschmerzbaren, dennoch unschönen Physik-Problemen kann das Spiel abstürzen, Charaktere verschwinden oder reagieren nicht und Dialoge verlaufen aufeinander, sodass man nichts versteht. So etwas als „Special Edition“ zu verkaufen, ist tatsächlich sehr mutig von Bethesda. Die gelegentlichen Ruckler in aufregenderen Kämpfen und Szenen sind dabei nur noch unverständlich.

Die Mod-Problematik

Zwar kann man sich durchaus über die mangelhafte Technik durchaus ärgern, was die Mod-Unterstützung angeht wird das allerdings schon schwieriger. Denn als PlayStation 4-Besitzer muss man nicht nur sehr neidisch zum gigantischen PC-Angebot blicken, sondern sogar zu der rund doppelt so großen Menge an Mods für die Xbox One. Daran sind die Macher, soweit bekannt ist, nicht schuld, denn aufgrund Sonys Auflagen ist es nicht erlaubt, Mods mit externen Assets anzubieten. Deshalb gibt es keine neuen Texturen, Sounds und andere Boni, sondern nur Sachen, die sowieso im Spiel sind. Zwar helfen trotzdem viele Mods, das Gesamtpaket besser zu machen, doch wer sich auf interessante Experimente eingestellt hat, dürfte enttäuscht werden.