„Sword Art Online“ ist eine Reihe, die den aktuellen Zeitgeist perfekt einfängt. Und obwohl wir noch immer auf ein Abenteuer für VR-Brillen in der gefährlichen Wert des VRMMORPGs warten, dürfen sich aktuell Spieler wieder mit Kirito und seinen Freunden in ein Abenteuer aus dem Hause Bandai Namco stürzen. Während der Vorgänger „Sword Art Online: Lost Song“ noch mit diversen Problemen zu kämpfen hatte, will der neueste Teil vor allem Serienfans glücklich machen. Ob das gelungen ist, erfahrt ihr im Test.

Zurück ins Abenteuer

Die Geschichte knüpft an die zweite Staffel des Animes an und spielt diesmal in der Welt von Sword Art Origins. Die kommt einem aber gar nicht so fremd vor, denn das Spiel ist eine überarbeitete Version von Aincard aus „Sword Art Online“, das diesmal keine Spieler gefangen hält. Deshalb ist allgemein alles glücklicher und die Charaktere genießen die Welt erstmals komplett. Doch ein merkwürdiger NPC, der scheinbar gar nicht existiert, birgt ein Mysterium. Fans dürfen sich derweil auf viele tolle Konversationen mit diversen Charakteren freuen, die man bereits im Anime ins Herz geschlossen hat.

Die Geschichte im Spiel leidet unter einem ähnlichen Problem wie der Anime. Dadurch, dass die große Gefahr aus dem Weg ist, kommt einfach nicht mehr die Spannung und Immersion auf, die die ersten Folgen so gut gemacht haben. Im Spiel ist das alles sogar noch ein wenig schlimmer, denn es dauert ziemlich lange bis überhaupt etwas Interessantes passiert. Man kämpft sich durch die Gebiete, unterhält sich mit unzähligen Charakteren und arbeitet Quests ab. Das funktioniert zwar gut, und die Tonnen an vertonten Dialogen sind wirklich ein Fest für Fans, vor allem sind sie diesmal auch besser geschrieben als im Vorgänger. Dafür fehlt aber ein wirklich interessanter roter Faden, der bei Laune hält. Die Präsentation der Dialoge ist ebenfalls eher langweilig gehalten, mit gezeichneten Abbildern der Charaktere und viel zu seltenen Anime-Sequenzen. Ja, es ist schön die Charaktere zu treffen, aber der Abenteurer-Trieb fehlt komplett, der die Charaktere ursprünglich so gut gemacht hat.

Nach dem Kampf ist vor dem Kampf

Hat man sich durch die Gespräche gedrückt und Quests angenommen, wird man in eine Welt voller Monster und Dungeons entlassen. Hier zeigt sich schon im Tutorial, wie vielfältig und tief das Kampfsystem eigentlich ist. Es mag vielleicht danach aussehen, dass man nur einen Knopf immer und immer wieder drücken muss, doch vor allem das Timing ist hier wichtig, denn dadurch lässt sich großer Bonus-Schaden anrichten. Auch die Position ist wichtig um möglichst effektiv zu kämpfen. Weiterhin dürfen die zahlreichen Fähigkeiten ebenfalls genutzt werden, die besonders hilfreich sind, nachdem man einen Schlag geblockt hat und der Gegner kurzzeitig kampfunfähig ist. Dabei darf man noch seinen Kammeraden Befehle geben, und ihnen selber helfen, wenn sie etwas zurufen.

All diese kleinen Aspekte kommen zu einem tollen Kampfsystem zusammen, das wirklich motiviert. Es macht selbst nach vielen Stunden noch Spaß, Gegner einzustudieren und auch längere Kämpfe zu starten, weil das System so belohnend ist. Jede richtig ausgeführte Aktion schenkt einem die Möglichkeit noch besser zu werden, und wer sein Team gut koordinieren kann, hat sogar die Möglichkeit viel stärkere Monster zu besiegen, dank einer interessanten Kombo-Mechanik. Man wird ständig dazu ermutigt, sich zu perfektionieren, und das macht tatsächlich einfach unglaublich viel Spaß.

(K)ein volles MMO

Das tolle Kampfsystem wird leider durch die Quests nicht sonderlich unterstützt, die oft genau nach demselben Prinzip ablaufen wie man es aus vielen MMOs kennt. Laufe nach A, besiege Monster B und kommt zurück nach C. Gerade weil die Geschichte nicht überzeugen kann, ist es umso nerviger, dass auch hier nicht einmal ansatzweise das Potential ausgeschöpft wurde und im Endeffekt langweilt man sich, sodass man lieber kürzere Runden einlegt als gleich stundenlang in die Welt einzutauchen. Hinzu kommen viele Mechaniken, die extrem undurchsichtig sind. Die Tutorials in den Menüs zu Buffs, Fähigkeiten, Upgrades und Teamaktionen sind kaum vorhanden, weshalb man sich hier lange aufhalten muss, um wirklich etwas zu verstehen. Gerade bei den ganzen Mechaniken ist das ärgerlich, denn man sieht wie viel Mühe sich die Entwickler gegeben haben tiefgreifende Systeme zu implementieren und vielfältig zu sein. Durch die mangelhaften Erklärungen kann man aber nicht alles nutzen, was wirklich schade ist.

Auch die Welt könnte ein wenig mehr Persönlichkeit vertragen. Zwar sind die Gebiete durchaus abwechslungsreich, miteinander verbunden und bieten einiges zu entdecken, im Endeffekt ist aber zu viel leer und man fühlt sich, sollte man nicht gerade in einem Dungeon sein, als ob man auf einer großen Spielwiese Monster vernichten würde. Auch die Hauptstadt leidet unter diesem Problem, denn hier sind viele Läden, Charaktere und Interaktionsmöglichkeiten, das meiste davon bleibt leider unbedeutend und so verliert die Welt an Charakter, obwohl die Voraussetzungen gegeben sind. Auf der anderen Seite sind es eben andere Charaktere und die Fülle der Stadt, die wieder eine tolle Atmosphäre erzeugen. Hier hätte etwas mehr Arbeit geholfen. Im Gegensatz zu der Kritik, bleibt der Multiplayer-Modus sehr zugänglich und lässt die langweilige Geschichte verschmerzen, da man im Team mit Freunden natürlich sehr viel mehr Spaß daran hat, die Monster zu besiegen, Gebiete zu erkunden und sich zu unterhalten.

Technik

Optisch wird „Sword Art Online: Hollow Realization“ sicherlich keine Preise gewinnen. Die Texturen wirken matschig und in einigen Gebieten viel zu leblos. Dafür ist der Stil aber sehr gut gelungen und kann als gelungene Umsetzung der Vorlage gewertet werden. Die Hauptstadt sieht toll aus, die Gebiete sind abwechslungsreich und unterscheiden sich auch angenehm voneinander. Die Bildrate ist meist stabil, kann jedoch auch manchmal ein wenig ins Wanken kommen, wobei das nie stört. Zudem sind die Ladezeiten tatsächlich etwas zu lang für ein Spiel, in dem man oft die Gebiete wechselt. Der Sountrack ist gelungen, und die japanische Vertonung natürlich wunderbar, vor allem die Menge an vertonten Dialogen beeindruckt. Ebenfalls ein großer Pluspunkt, es gibt deutsche Texte.