Auf dem Papier klingt die Idee recht solide. Was wäre, wenn man ein Sci-Fi-Spiel auf einem fremden Planeten voller Dinosaurier machen würde, das ein wenig von Robinson Crusoe inspiriert ist? Packt man das Ganze dann noch in die virtuelle Realität, müsste eigentlich das unglaublichste Spiel aller Zeiten herauskommen. So, oder so ähnlich werden sich das wohl auch die kreativen Köpfe von Crytek gedacht haben, die mit „Robinson: The Journey“ ein vollwertiges VR-Abenteuer exklusiv für PlayStation VR entwickelt haben. Doch ob diese Welt wirklich so großartig ist, wie man vermuten könnte, haben wir für euch herausgefunden.

Auf einem fernen Planeten

Die Geschichte handelt vom Jugendlichen Robin, der durch einen Zwischenfall im Weltraum auf einem fremden Planeten landet. Bei ihm ist nur der mechanische Helfer HIGS, der sich mit guten Ratschlägen um den Jungen kümmert. Hinzu kommt noch der kleine T-Rex Laika, der zum Haustier wird und kleinere Gefahren abschrecken kann. Ohne zu viel zu verraten, wollen wir nur sagen, dass die Truppe auf dem Planeten einigen Geheimnissen begegnet, die gelüftet werden müssen.

Die Geschichte selber ist nicht unbedingt die spannendste der Welt. Dafür ist sie stimmig und man möchte tatsächlich mehr über den Planeten sowie die Vorfälle vor dem Absturz erfahren. HIGS erweist sich als sympathischer Zeitgenosse, sollte jedoch nicht unbedingt mit anderen weißen Videospiel-Kugeln vergleichen werden. Vor allem aber Laika überzeugt ohne Worte durch ihr Verhalten, ihren Ausdruck und die Geräusche.

Es war einmal… der Dino

Der größte Reiz von „Robinson: The Journey“ ist tatsächlich die Welt und ihre Bewohner. Egal wo man sich befindet, man sieht durchwachsene Wälder, dunkle Höhlen oder zerstörte Flächen. Dadurch wirkt die Welt dynamisch und lebendig, man hat nicht nur das Gefühl von einem Punkt zum anderen geschickt zu werden, sondern tatsächlich eine sich entwickelnde Welt zu bestaunen. Jede Kulisse ist beeindruckend, und der nicht zu seltene Mix mit modernen Technologien ist einfach wunderbar.

Die größten Stars sind aber mit Abstand die Kreaturen. Egal ob kleine Käfer oder riesige Dinos, es ist einfach unglaublich neben diesen Tieren zu stehen und ihnen einfach nur zuzuschauen. Vor allem die Interaktionen wirken realistisch, wenn man Laika mit auf die Reise nimmt und durch das kindische Verhalten andere Dinos verschreckt. Crytek hat großartige Arbeit geleistet, was die Dinos angeht, und wirklich jeder sollte mal diese Flora und Fauna bestaunen.

Versalzenes Gameplay

Leider wird diese fantastische Grundlage durch das nicht wirklich gute Gameplay heruntergezogen. Das fängt schon beim Erkunden an, denn Robin bewegt sich wirklich langsam und kann auch nicht rennen. Deshalb sind die Laufwege mitunter recht lang, und an bestimmten Punkten kann man sich auch mangels Richtungshinweis durchaus verlaufen. Noch ärgerlicher ist das Klettern, das eigentlich eine tolle Erfahrung sein könnte. Da man aber immer mit dem Kopf dort hinschauen muss, wo die Hand sich festhalten soll, kommt keine Atmosphäre dabei auf und auf Dauer ist es einfach furchtbar nervig, sich so fortzubewegen.

Ebenfalls problematisch sind die Rätsel, die oft nicht gut genug erklärt werden. Manchmal hilft hier HIGS, doch seine Ratschläge sind nicht immer sinnvoll oder erklären gar irgendwas. Zwar soll man vieles erkunden, wenn man aber in einigen Gebieten gefangen ist, weil nicht klar gesagt wurde, wie es weitergeht, ist das einfach nur frustrierend. Besser sind da schon die Leitungsrätsel, für die man die Perspektive von HIGS einnimmt. Hier sieht man das aktuelle Gebiet wie auf einem Spielfeld, was einfach fantastisch aussieht. Zwar sind die Rätsel in den Momenten nicht unbedingt schwierig, dennoch ist alleine der Anblick der Kulisse ein Argument dafür, sich auf diese zu freuen. Vermutlich wäre der Titel tatsächlich als reiner Walking-Simulator ein besseres Paket gewesen.

Kleiner Forscher ganz groß

Das Werkzeug in Robins Händen erinnert zwar an einen Move-Controller, jedoch unterstützt das Spiel diesen leider nicht, weshalb man wieder mit dem Kopf steuern darf. Dieses lässt schwere Objekte schweben und kann Tiere analysieren. Dafür muss man jedoch Punkte im Tier aufsammeln und die roten vermeiden. Was anfangs eine nette Spielerei ist, wird bei größeren Kreaturen eine Qual und macht weder Spaß, noch Sinn. Wer das dennoch macht, wird mit Einträgen in der Datenbank belohnt und darf sich digitale Exemplare anschauen, was wirklich sehr nett ist.

Ansonsten wird einem leider eine tolle Welt geboten, mit der man wenig interagieren kann. Das ist schade, denn Laika zu befehlen und sein Werkzeug zu benutzen könnte spannend sein, das Rätsel-Design steht jedoch im klaren Kontrast zur wundervollen Welt und stört den Spielfluss erheblich. Nach knapp vier Stunden ist dann das Abenteuer auch schon vorbei, und obwohl die Länge nicht wirklich überzeugt, ist es dennoch eine unglaubliche Reise, die wir jedoch definitiv nicht jedem empfehlen können, hauptsächlich wegen folgenden Kritikpunkten.

Technik

Grafisch kann man über „Robinson: The Journey“ sicherlich streiten. Vorweg, wir haben das Spiel auf einer normalen PlayStation 4 gespielt, und konnten dementsprechend die Anpassung für die PlayStation 4 Pro nicht testen. Die Umgebungen sind lebendig und sehen im Gesamtbild wunderschön aus, sieht man einige Texturen aus der Nähe wird man allerdings regelrecht erschrocken. Das Spiel kann im Detail sehr hässlich sein, weshalb man nicht zu genau jeden Winkel begutachten sollte und lieber das Gesamtbild betrachtet. Dafür sehen allerdings die Dinos wunderbar aus und überzeugen durch realistische Animationen. Auch die Geräuschkulisse ist wunderbar und könnte besser kaum sein. Die deutsche Synchronisation passt ebenfalls, doch trotzdem hatten wir in der technischen Abteilung ein großes Problem.

Kein Spiel hat uns bisher so starke Bauchschmerzen bereitet. Tatsächlich waren knapp 20 Minuten das aktuelle Maximum, danach konnten wir die Brille für den restlichen Tag nicht mehr aufsetzen. Das liegt an einer Kombination aus unnatürlichen Bewegungen, nicht wirklich perfekten Drehungen mit dem rechten Stick und dem allgemein viel zu langsamen Tempo von Robin. Das ist überaus schade, denn die Welt ist tatsächlich das, was man sehen möchte. Doch durch die Kopfschmerzen, Übelkeit und das Schwindelgefühl wurden unklare Rätsel umso qualvoller, weshalb wir uns zwingen mussten, bis zum Ende zu kommen.