Wenn man auf die Liste der bisherigen „Call of Duty“-Spiele schaut, gehört „Call of Duty: Ghosts“ wohl zu den unbeliebtesten. Zwar ist das Spiel deshalb nicht schlecht, doch haben sich viele besseres von Infinity Ward gewünscht, die mit den „Modern Warfare“-Teilen Geschichte geschrieben haben. Doch die Rückkehr des Studios mit dem diesjährigen Teil wurde alles andere als mit Freude erwartet, besonders wenn man sich die Reaktionen auf den ersten Trailer anschaut, der zu den unbeliebtesten der Geschichte von Youtube gehört. Doch obwohl die Konkurrenz in diesem Jahr mit „Battlefield 1“ und „Titanfall 2“ außerordentlich stark ist, möchte die Reihe ihren eigenen Weg gehen und präsentiert mit „Call of Duty: Infinite Warfare“ einen Serienteil, der vieles anders machen will. Ob dieses Projekt geglückt ist, haben wir für euch herausgefunden.

You know nothing, Nick Reyes

Die Geschichte dreht sich diesmal ganz um einen interplanetaren Konflikt in der Zukunft. Die Erde ist überbevölkert, weshalb Kolonien auf anderen Planeten gegründet wurden, um dort Ressourcen zu beschaffen. Das passt aber nicht allen, weshalb die Front, eine Gruppierung, die die Macht an sich reißen will, die Erde angreift und überraschend einen Krieg startet. In der Rolle von Nick Reyes, der zum Leiter der wichtigsten Flotte ernannt wird, darf der Spieler sich durch zahlreiche Schlachten kämpfen, um dem Konflikt ein Ende zu setzen, was aber gar nicht so einfach ist, da der Bösewicht Salen Kotch nicht nur kaltherzig, sondern ein kühner Stratege ist.

So intelligent und komplex wie die Geschichte in „Call of Duty: Black Ops III“ wird der Titel diesmal leider nicht. Die Charaktere sind dabei zwar klassische Stereotypen, doch überraschenderweise sind sie trotzdem sympathisch, egal ob der Hauptcharakter oder die Dame an seiner Seite, alle haben schöne Momente und können ins Herz geschlossen werden. Doch die Show stehlen andere Charaktere, wie der Roboter Ethan, der tatsächlich Emotionen zeigt, oder eben den Bösewicht Salen Kotch, der einige tolle Momente hat. Dieser wird von Kit Harington verkörpert, und stellt damit ein echtes Highlight dar, da man den Schauspieler nicht unbedingt als Bösewicht gesehen hat. Einige nette Twists und emotionale Momente machen die Geschichte lebendiger, im Endeffekt darf man aber nur etwas auf dem Niveau eines soliden Action-Films erwarten. Hier wäre mehr drin gewesen, dennoch wird man gut unterhalten.

Im Weltraum hört dich jeder schießen

Was in der Geschichte fehlt, macht das Gameplay und Missions-Design allemal wett. Zwar fehlt eine kooperative Kampagne wie noch im letzten Ableger, dafür erwartet die Spieler eine abwechslungsreiche Kampagne mit vielen Elementen, die der Reihe wirklich gut tun. Während die Bewegungsmechaniken auf dem Boden nichts Neues bieten, machen diese Abschnitte gewohnt viel Spaß, besonders wenn man offenere Plätze erreicht. Schon bald jedoch wird man in den Weltraum entlassen, wo man mit seinem eigenen Raumschiff herumfliegen und Gegner abschießen kann. Das macht anfangs extrem viel Spaß und lockert das Geschehen immer wieder auf, doch leider fallen diese Schlachten sehr einfach aus. Es reicht fast immer einen Gegner anzuvisieren, loszuschießen und gelegentlich Raketen per Knopfdruck abzuwehren. Was spielerisch anspruchslos ist, wurde zum Glück wunderbar inszeniert und ist so atmosphärisch und bombastisch wie es nur geht. Schade, dass das nicht durch einen passenden Schwierigkeitsgrad mitgetragen wird.

Sehr viel interessanter sind da schon die Kämpfe in Raumanzügen. Hier muss man sich tatsächlich überall umschauen, um die Gegner zu suchen sowie Deckungen zu finden. Zwar bewegt man sich nicht unbedingt schnell, ein Seil zum Heranziehen von Gegnern und zur Fortbewegung bringt allerdings dann doch die benötigte Action mit und macht diese Abschnitte sowohl inszenatorisch als auch spielerisch zu den Sternstunden der Kampagne. Allgemein ist der Mix aus diesen drei Arten sehr gut gelungen und es kommt nie Langeweile auf, da einem immer wieder etwas Tolles präsentiert wird. Tatsächlich lernt man dadurch die ruhigeren Momente wertschätzen, die die Geschichte durchaus interessant gestalten. Natürlich sollte man sich aus bewusst sein, dass man sich trotzdem von A nach B schießt, wie man es von „Call of Duty“ nun schon seit vielen Jahren gewohnt ist. Wem das nicht schmeckt, der wird auch in diesem Jahr nicht zufriedengestellt.

Choose your own adventure

Die Neuerungen im Gameplay werden auch von einem etwas anderen Aufbau der Story unterstützt, den man der Reihe gar nicht zugetraut hätte. Man wählt nun nämlich in seiner Raumstation sowohl die nächste Hauptmission, als auch Nebenmissionen aus. Diese spielen sich grandios, denn während man sich mal durch eine Raumanlage schießt, darf man auch seine Schleichkünste unter Beweis stellen oder taktisch eine Basis erobern. Keine Nebenmission ist dabei schlecht geraten, weshalb es sich durchaus lohnt, wirklich alle zu spielen. Dadurch erhält man nicht nur eine höhere Gesamtdauer, die Kampagne selber hätte man nämlich in knapp sechs Stunden beendet, sondern schaltet auch neue Fähigkeiten frei, die tatsächlich nützlich sind. Im Endeffekt ist diese Öffnung der Formel mehr als gelungen und bringt frischen Wind in die Reihe. Man darf hoffen, dass dies in den nächsten Ablegern nicht nur beibehalten, sondern noch weiter ausgearbeitet wird, denn das macht auf jeden Fall mehr Spaß als sich linear von Mission zu Mission zu schießen.

Retro-Zombies

Einmal mehr ist der Zombie-Modus die zweite Anlaufstelle für Solisten, wobei dieser natürlich sehr viel mehr Spaß mit Freunden macht. In diesem Jahr überzeugt dieser durch einen ganz besonderen Humor und einem Stil, der direkt den 80er Jahren entsprungen ist. Man wird in einer wunderbar lustigen Comic-Sequenz als Darsteller eines Horror-Films nämlich vom verrückten, aber genialen Regisseur, in einen Vergnügungspark teleportiert. Dieser ist zwar auch bei Nacht durch seine knallbunten Attraktionen ein mehr als willkommener Gegenpol zur ernsten Kampagne, doch dank unzähliger Zombies bleibt auch hier keine Waffe liegen und man schießt sich von Szene zu Szene.

Während der Modus spieletechnisch noch immer genauso gut ist, bietet der große Freizeitpark eine ganze Menge Geheimnisse, die aufgedeckt werden wollen. Dadurch schaltet man weitere Hilfen frei, die durchaus nützlich für das Überleben sind. Auch neue Level darf man freischalten, was die Langzeitmotivation natürlich erhöht im Spaceland startet man erst in einem kleinen Gebiet, und je mehr Zombies man erledigt, desto schneller darf man andere Bereiche des Parks öffnen, wo bessere Waffen und Fallen auf die Truppe warten. Dadurch werden aber auch viele neue Spawn-Punkte für die Zombies eröffnet, weshalb man durchaus überlegen muss, ob man auch möglichst schnell alle Bereiche öffnen soll.

Do hassle the Hoff

Der Modus lebt davon, dass man beim ersten Mal eben nicht immer die besten Wege findet. Man wird dazu ermutigt, möglichst viel zu entdecken und auszuprobieren, was entweder zu wunderbaren Belohnungen führt, oder im schnellen Tod. Auch kann man aufleveln, um bessere Waffen oder Fähigkeiten zu erhalten, sodass man tatsächlich einen Fortschritt spüren kann. Ebenso genial wie der Park ist derweil der Soundtrack, der nicht nur perfekt zur Atmosphäre passt, sondern für den auch noch David Hasselhoff verantwortlich ist, der selber als DJ in das Geschehen eingebunden wird. Alles wirkt ein wenig klischeehaft und cheesy, doch genau das passt perfekt in die diesjährige Ausgabe herein. Allgemein darf man sich auf viele Stunden Spaß freuen, wenn man drei Mitspieler findet.

Der klassische moderne Multiplayer

Der Multiplayer hat sich im direkten Vergleich eigentlich kaum verändert. Die Spezialisten wurden durch Rigs ersetzt, die aber eigentlich nur einen anderen Namen haben. Dafür wurden die Spezialwaffen jeder Klasse umgestaltet und sind nun gerade für Anfänger durchweg nützlicher. Diese kann man dann auf den unterschiedlichen Maps nutzen, die zwar gut designed sind, sich aber nicht unbedingt frisch anfühlen. Die Modi sind bis auf zwei Ausnahmen unverändert, und lediglich kleine Nebenaufgaben, durch die man Belohnungen für eine Fraktion freispielt, bieten ein wenig was neues, wenn auch nichts weltbewegendes.

Ein wenig bitterer sind da schon die verbesserten Waffen. Es lassen sich nämlich durch Pakete diesmal auch verbesserte Versionen von normalen Waffen freischalten, die klar besser sind. Natürlich ist die Chance, diese zu erhalten, deutlich höher, wenn man echtes Geld ausgibt, was ein sehr fieses Pay-2-Win-Gefühl erzeugt. Ansonsten ist alles beim alten geblieben, und obwohl das noch immer sehr viel Spaß macht, fehlt einem einfach die Überraschung, die in den anderen Teilen des Spieles vorhanden ist.

Technik

Grafisch mag die Engine zwar schon etwas älter sein, dennoch sieht „Call of Duty: Infinite Warfare“ fantastisch aus. Wunderbare Umgebungen, der beeindruckende Weltraum und Effekte überall machen den Titel einmal mehr zu einem Action-Fest. Auch die Charaktere sehen gut aus und bewegen sich durchweg natürlich. Die Bildrate ist fast immer konstant hoch, wenn auch mit gelegentlichen, aber sehr kurzen Einbrüchen. Die Soundkulisse ist beeindruckend, der Soundtrack durchweg gelungen, die Sprecher leisten einen tolle Job und die Steuerung geht ebenfalls flüssig von der Hand. Hier macht der Titel eigentlich nichts falsch und überzeugt wie auch schon im Vorjahr.