Es war ein unvergessliches Feuerwerk, das Telltale Games am Ende der zweiten Episode ihrer Batman-Adaption losgelassen hat. Dramatische Ereignisse, schockierende Wendungen, eine Menge Action und ein echter Klassiker, der durch eine andere Entscheidung vorerst sogar wegfallen kann. Das alles zu verkraften ist sicherlich nicht leicht, zeigt aber auch, das man absolut nicht leichtsinnig mit der Marke umgeht. Kann dieses Niveau nun auch in der dritten Episode gehalten werden, oder folgt nach dem Höhenflug der tiefe Fall? Der Test zur dritten Episode verrät es euch.

Ein neuer Tag

Die Episode startet langsam und ruhig mit einem Besuch im Krankenhaus, wenn man Selina in der vorherigen gerettet hat... Dort liegt nämlich Harvey, dessen Gesicht zerstört ist. Jedoch merkt Bruce sehr schnell, dass er seinen Willen nicht verloren hat und als Bürgermeister die Stadt retten will. Allerdings ist er noch lange davon entfernt, die Ereignisse zu verarbeiten und die Warnung von Bruce, er solle sich nicht in den Wahnsinn treiben lassen, lässt Böses ahnen. Es war allerdings eine gute Entscheidung, ruhig und sentimental anzufangen, denn genau das fördert die Stimmung enorm.

Weiter geht es am GCPD, wo Jim das Batman-Signal einweiht, um den dunklen Ritter zu sich zu bekommen. Es geht sofort um etwas ernstes, denn Montoya soll eine Chemikalienfabrik untersuchen, braucht aber Unterstützung, die das GCPD aktuell nicht hat. Weiter geht es mit der Entscheidung erneut Harvey zu helfen, der von der Straße gedrängt wird, oder eine Schießerei an einer Baustelle zu beenden. Wir haben uns für die Schießerei rund um Montoya entschieden, jedoch ist nach einer kurzen Kampfeinlage Gordon in Gefahr, weshalb Batman anschließend zur Dent-Szene fährt. Nebenbei scheint es noch einen Informationsleck bei der Polizei zu geben.

Das Ende einer Ära

An der Szene angekommen, ist Harvey sicher, allerdings zu einem Preis. Er hat seinen Angreifer mit bloßen Händen getötet, und einmal mehr darf man sich Schuldgefühle machen, dass man indirekt dafür verantwortlich ist, dass Dent sich verändert. Anschließend geht es zu Lucious, doch dafür muss Bruce in den Wayne-Tower; wenn Blicke töten könnten. Nebenbei besteht auch noch die Gefahr, dass der Erbe seinen Platz im Unternehmen verlieren könnte. Die Untersuchungen ergeben in Lucious Büro schließlich, dass die Wayner-Tech Aperrate gehackt wurden, eben durch die Sicherheitslücke, die für Batman eingebaut wurde.

Die Szene bringt zwar Informationen, ist aber herrlich langweilig. Doch gerade als man sich darüber ärgern will, bringt Regina die schlechten Neuigkeiten. Bruce muss seinen Posten mit sofortiger Wirkung aufgeben, doch es kommt noch schlimmer. Sein Nachfolger wird ausgerechnet Oswald Cobblepot, der für das ganze Chaos verantwortlich ist. Was für die Firma ein kluger PR-Zug ist, lässt die Spieler eine eiskalte Szene erleben. Doch die atemberaubende Szene, die wirklich eine unglaubliche Wirkung zeigt, wird durch das Verständnis des Teams über die Spieler perfektioniert. Man kann den Raum verlassen, man kann auch einen blöden Kommentar ablassen. Wir haben aber zugeschlagen, und das mehr als nur einmal. Das endet zwar in einer unschönen Szene, in der Bruce vom Sicherheitsdienst begleitet wird, doch das war es mit Sicherheit wert. Genau so müssen vielfältige Entscheidungen aussehen!

Harte Schläge

Als nächstes geht es mit Alfred in die Batcave, wo man sich einige Informationen anhören darf. Doch lange kann man sich hier nicht aufhalten, denn Harvey plant einen Schritt gegen die Kinder von Arkham, ohne jedoch zu wissen, dass diese seinen Funkverkehr mithören können. Doch in seinem Büro ist die Überwachung nur ein kleines Thema, denn erstmals sieht Bruce wie Harvey eine zweite Persönlichkeit entwickelt, die deutlich aggressiver ist als er. Zwar handelt es sich dabei nur um einen kurzen Ausbruch, jedoch dürfte jeder wissen, wie die Geschichte vermutlich enden wird.

Weiter geht es mit einem Interview mit Vicky, das jedoch als Batman abgehalten wird und eher dazu dient Informationen zu beschaffen. Zugegeben, die Szene kann nicht mir den besten mithalten, schließlich werden exakt die Themen angeschnitten, die man erwarten darf. Im Endeffekt darf man abwarten ob hieraus Konsequenzen für Batman und Bruce Wayne entstehen. Nach einer Rätselpassage, die erneut interessant ist, erfährt man, dass die Terror-Organisation die Droge modifiziert hat, sodass sie durch die Haut aufgenommen werden kann. Ein Zug soll sie zur Mercy Street bringen, wo der Großteil Gothams betroffen werden würde, was zu einer Katastrophe führen könnte. Es folgt schließlich ein Kampf mit dem Maskenmann, genannt Lady Arkham, dessen Plan zwar durchkreuzt wird, jedoch setzt er Batman ordentlich zu, der schließlich von Catwoman gerettet wird und zu Selinas Wohnung gebracht wird. Es ist ein gut inszenierter Kampf, der die eigentliche Geschichte jedoch leider nicht voranbringt.

Two-Face Begins

Nach einigen emotionalen Sätzen geht es endlich zur Sache, denn bei einem Kuss auf die Stirn muss es nicht bleiben, wenn der Spieler es so will. Wir haben uns jedenfalls gefreut, dass wir nicht bis zur letzten Episode Andeutungen machen müssen, sondern tatsächlich etwas mehr passiert, wenn auch genau das natürlich nicht direkt gezeigt wird. Alfred findet das natürlich nicht allzu gut, und ebenso wenig Harvey, der natürlich am nächsten Tag vor der Tür erscheint. Es folgt der erste Ausbruch von Two Face, was angesichts des oberkörperfreien Bruces und der leicht bekleideten Selina aber sehr lächerlich wirkt. Ja, es ist schön Harveys Leidensweg und seine Verwandlung zu sehen, doch was dramatisch wirken sollte, hat die Wirkung einer Komödie, was in diesem Zusammenhang nicht sein darf. Zwar wird durchaus ein unterschiedliches Bild geboten, wenn man gewisse Entscheidungen anders getroffen hat, aber diese Konfrontation war eher unbefriedigend.

Das Finale findet dann vor Wayne Enterprises statt. Bruce muss zurücktreten, kann dann aber den Teleprompter ablesen oder eigene Sätze aussprechen. Die Entscheidung kann höchst befriedigend sein, denn Cobblepot steht natürlich hinter dem gefallenen Geschäftsmann. Doch wirklich schockierend ist dann erst das Gespräch mit Vicky Vale in der Menge, die völlig unerwartet Bruce in den Arm sticht, weshalb die berüchtigte Droge nun in der Hauptperson steckt. Es stellt sich heraus, dass Vale in Wirklichkeit Lady Arkham, die Leiterin der Children of Arkham, ist. Was folgt, ist schmerzhaft, denn Telltale nimmt dem Spieler hier jegliche Möglichkeit zur Entscheidung, was zur Höchstspannung führt, denn Bruce greift Oswald an. Zurück bleibt ein schockierter Spieler, der nicht nur alles, was er über das Batman Universum weiß in Frage stellt, sondern auch unbedingt wissen will, wie es weiter geht.

Unsere Meinung

Im Großen und Ganzen ist auch die dritte Episode von Telltales „Batman“-Abenteuer alles andere als schlecht und bietet tolle Momente sowie einen schönen Werdegang einer der bedeutendsten Figuren. Doch während Bruce Wayne zurücktritt, Harvey dem Wahnsinn verfällt und Vicky sich als komplettes Gegenteil ihrer Figur entlarvt, merkt man, dass zwischendurch oft nichts passiert und viele Dialoge stattfinden, die einfach nicht wichtig sind und auch nicht unterhalten. Diese Schwankung macht sich immer wieder bemerkbar und zerstört mitunter die dichte Atmosphäre. Dennoch sind die guten Momente tatsächlich so großartig, dass der Totalausfall weit entfernt sind, nur der Qualitätssprung von Episode 2 ist ein wenig zu hoch.