Am Ende der vergangenen Folgen hat Telltale Games zwei große Sünden begangen. Einerseits wurde einer der klassischen Charaktere, von denen man dachte, seine Rolle sei auch hier eindeutig, so stark umgeschrieben, dass Fans die Haare ausgefallen sind. Die Zweite ist spielerischer Natur, denn dem Spieler wurde die Kontrolle über den Hauptcharakter genommen, weshalb er in eine ausweglose Situation geworden wurde. Tatsächlich waren es genau diese Entscheidungen, die beeindruckt haben und zu den Highlights von „Batman: The Telltale Game Series“ gehören. Nun darf der Spieler die Auswirkungen erleben, und die haben es wahrlich in sich. Ist dabei aber auch eine gute Episode rausgekommen? Das erfahrt ihr im Test zur vorletzten Episode.

Ein unerwarteter Gast

Der Episodenbeginn ist, so viel sei gesagt, der absolute Wahnsinn. Bruce Waynes Attacke auf Oswald Cobblepot war nicht gerade leicht zu verdauen, was darin resultierte, dass der Milliardär im Arkham Asylum landet. Es ist schon beeindruckend, was für einen Leidensweg die Macher erschaffen, doch es ist effektiv. Vicky Vale, aka Lady Arkham hat ganze Arbeit geleistet, und so ganz ist die Wirkung der Droge noch nicht verblasst. Dennoch kann Bruce sich nicht behaupten, als er von zwei Häftlingen in seiner Zelle angegriffen wird, doch glücklicherweise kommt Hilfe, die die Angreifer zu Boden prügelt und damit Bruces Leben rettet. Der Angreifer verleitet Bruce zwar zu einer Falschaussage, doch das ist gar nicht so schlimm dafür, dass er ihn gerettet hat. Seinen Namen will der Retter jedoch nicht verraten.

Wieso ist dieser Anfang der absolute Wahnsinn? Es liegt einzig und allein am Retter, der mit grünen Haaren, einem verrückten Grinsen und einer ganz besonderen Stimme einherkommt. Zwar wissen die Charaktere zu diesem Zeitpunkt noch nicht viel, doch eines ist klar, der Mann ist niemand geringeres als der Joker. Anscheinend ist er aber bisher weder im Asylum aufgefallen, noch wird er als gefährlich angesehen. Diese Einleitung für den wahrscheinlich ikonischstem Bösewicht aller Zeiten hätte in die Hose gehen können, ist im Endeffekt aber ein brillanter Auftakt einer Episode, die auf ein bombastisches Finale vorbereitet.

Der Wahnsinn nimmt seinen Lauf

Der Joker, der durch seine Verweigerung den Namen John Doe erhalten hat, gibt Bruce einen Schlüssel, will ihn aber auch irgendwie abhängig machen. Er weiß tatsächlich sehr viel mehr über alles Bescheid, und klärt über Vicky auf. Diese wurde eigentlich als Victoria Arkham geboren und ihre Eltern wurden von Thomas Wayne umgebracht, als sie seine brutalen Machenschaften verhindern wollten. Zwar zweifeln wir noch immer an der neuen Wayne-Geschichte, doch zumindest ist das die Grundlage für Lady Arkham. Zwar will John Bruce verraten, wie er Vicky stoppen kann, doch dafür muss dieser erstmal aus Arkham fliehen. Es folgt eine sehr fiese Aktion gegenüber Victor Zsasz, die Comicfans begeistern dürfte. Bruce kann nun zum Telefon rennen, das ihm helfen würde aus Arkham zu kommen, oder den Kampf beenden. Wir haben uns für die heldenhafte Tat entschieden, deren Resultat leider nicht gerade heldenhaft ist.

Natürlich verdreht John die Geschichte, jedoch zu Bruces Glück, denn er wird entlassen, da er eine zu große Gefahr für die anderen Insassen darstellt, so zumindest die Administration. Doch auf der Straße sieht es nicht besser aus, mit bewaffneten Gesetzeshütern, die Geld sehen wollen und den Bürgern, für die Wayne der Name des Teufels ist. Als dann noch Selina die Stadt verlässt, befindet Bruce sich tatsächlich am Abgrund, und auch die Droge ist noch nicht komplett aus seinem Körper verschwunden. Zudem ist Harvey wahnsinnig geworden und will ihn vernichten, das Spiel beschreibt ihn hier bereits als Two Face. Es ist ein trauriger Werdegang, doch einen so zerstörten Bruce Wayne zu sehen ist genau das, was die Reihe ausmacht.

Ein neuer Tag

Sein Aufstieg beginnt mit dem Gegenmittel, das seinen Zustand deutlich verbessert. John sei Dank, geht nun Batman zum Haus der Vales, die jedoch bereits tot sind. Nach einer Tatortanalyse stellt sich heraus, dass Lady Arkham ihre Adoptiveltern auf extrem brutale Weise getötet hat, um das Unternehmen ihres Stiefvaters dazu zu nutzen, die Drogen zu verstecken. Zurück bleibt ein kleiner Junge, der von Batman vor einer Drohne gerettet wird, dabei aber auch selbst gute Arbeit leistet. Es ist eine menschliche, emotionale Szene, und wenn sie auch nur klein ist, bringt sie ein bisschen Wärme in das düstere Abenteuer.

Da Batmans Stun-Gerät plötzlich nicht funktioniert, stellt sich heraus, das Cobblepot auch hier einen Bug eingeschleust hat und seine Ausrüstung deshalb manipulieren kann. Schlimmer noch, Harvey will nun das Wayne Manor beschlagnahmen. Es ist eine schwierige Entscheidung, ob nun Bruce Wayne oder Batman zu ihm gehen soll. Wir haben uns für Bruce entschieden, schließlich steht eigentlich nur Selina im Weg der beiden. Doch Dent ist ein völlig anderer Mensch, und ihm ist es egal, wo Bruce landet, Hauptsache ist seine Neugestaltung Gothams. Bei der überraschenden Sprengung des Drogenlagers aus der Entfernung sterben zahlreiche Unschuldige, doch diesen Preis zahlt Two Face gern. Spätestens hier wird deutlich, dass Harvey keiner der Guten mehr ist. Noch schlimmer, er lässt Bruce Wayne abführen, um ihn zu ermorden und die Tat als Selbstmord zu präsentieren. Vielleicht ist Dent tatsächlich die größte Bedrohung für Gotham. Die Szene ist effektiv, schockierend und zeigt endgültig, dass die einstige Hoffnung gefallen ist. Zwar konnte man die Entwicklung natürlich von der ersten Sekunde an erahnen, gut erzählt ist der Werdegang dennoch.

Der Anfang vom Ende

Das große Finale findet nun entweder gegen Two-Face im Wayne Manor oder im Wayne Tower gegen Cobblepot statt. Wir sind zum Wayne Manor geeilt, schließlich können wir Alfred nicht sterben lassen. Tatsächlich siegt Batman hier in einem fesselnd inszenierten Kampf, der die Two-Face Geschichte wunderbar beendet. Es sind solche packenden Momente, die die Geschichte wahrlich zu einem großartigen Batman-Abenteuer machen. Schließlich wird Dent abgeführt, doch Cobblepot hat das System vollständig übernommen. Die einzige Möglichkeit, die übrig bleibt, ist das System komplett herunterzufahren. Das garantiert nahezu schon eine fesselnde finale Episode, in der Batman ohne High-Tech Geräte die Stadt retten muss.

Unsere Meinung

Angesichts der großen Enthüllung ist die extreme Veränderung in der Geschichte ein toller Schritt, der alles auffrischt und uns zugleich eine Begegnung mit dem besten Schurken der Comic-Geschichte beschert. Dabei ist es besonders schön, dass seine Rolle zwar beeindruckend, aber eben nicht grundlegend für den Verlauf ist, weshalb die angefangene Geschichte aufgewertet wird, nicht aber von ihm abhängig ist. Ein wenig Schade hingegen ist, wie schnell Harvey sich nach der letzten Episode in einen vollen Schurken verwandelt, weshalb man diesen Verlauf nicht komplett nachvollziehen kann. Dennoch gibt es starke Momente und viel Aufbauarbeit für das große Finale, das hoffentlich alle Grenzen ignorieren wird. Im Gesamtpaket funktioniert deshalb Episode vier wunderbar und bietet auch abseits von Arkham und Wayne Manor schöne Szenen, die Gotham noch lebendiger machen.