Telltale Games hat, obwohl auch hier nicht alles perfekt war, mit der „Batman“-Adaption im Drama-Bereich zur alten Stärke wiedergefunden. Das Finale der vierten Episode konnte dabei einen Tonwandel anstimmen, der je nach Spielerentscheidung gut oder großartig war. Nun liegt es an Bruce Wayne und Batman, Gotham zu retten. Ob ihm das gelingt, und ob die Umsetzung auch tatsächlich ein starkes Finale erhalten hat, haben wir für euch im Review zur finalen Episode der hoffentlich nicht einzigen Staffel herausgefunden.

Fünf Tage später

Die Episode beginnt damit, wie Batman einige Geiseln der Kinder von Arkham befreit. Leider ist diese Szene furchtbar, denn die Spieler müssen sich auf der PlayStation 4 auf die vermutlich schlimmsten Ruckler einstellen, die ein Telltale-Spiel jemals hatte. Es ist regelrecht eine Qual, hier nicht direkt genervt auszuschalten. Im Kampf stirbt schließlich ein Commissioner, da dank unserer Entscheidung in der vergangenen Episode Batmans Technik aussetzt. Das wäre eine gute Szene, wird aber durch die furchtbaren technischen Probleme entwertet. Das Bild ruckelt tatsächlich in jeder Sekunde und bleibt manchmal sogar mehrere Sekunden lang komplett stehen.

Genauso wie in einer anderen Episode zuvor ist die Ruckelorgie ab der nächsten Szene, in der Batman eine Drohne analysiert, verschwunden. Weiter geht es im Park, an dem sich Bruce und Oswald einmal mehr begegnen, jedoch diesmal mit dem Ziel, das Jim die Drohnen ausschaltet. Es folgt ein finales Gespräch der beiden ehemaligen Freunde, inklusive Rückblick und Abrechnung. Die Szene ist wirklich sehr gut gelungen und beendet die Pinguin-Geschichte auf einem sehr persönlichen Level. Anschließend wird auch er abgeführt, und es ist sicherlich interessant, dass der Verlauf der Episode bis hier komplett anders ist, wenn man sich in der letzten Episode dafür entscheidet, Two Face ins Wayne Manor laufen zu lassen.

Eine diebische Katze

Nachdem Bruce und Alfred am Bat-Computer herausfinden, dass Vicky mit Oswalds Hilfe ihre Unterlagen manipulieren konnte und auch Cobblepot selber viel Unsinn bei Wayne Enterprises getrieben hat, wird die Untersuchung unterbrochen, als Selina einen Dietrich stiehlt, durch den sich Türen von Wayne Enterprises öffnen lassen. Das kann Bruce natürlich nicht zulassen und nimmt die Verfolgung auf, um anschließend auch mit ihr ein abschließendes Gespräch zu führen. Dabei wird einmal mehr deutlich, dass die Macher den Charakter von Selina Kyle perfekt eingefangen haben, und egal ob die beiden sich im Streit trennen oder sich küssen, ihr Weg führt aus Gotham heraus.

Die Sentimentalität wird unterbrochen, als Alfred anruft und in Panik berichtet, dass Lady Arkham in das Wayne Manor eingedrungen ist. Natürlich spielt die nächste Szene auch dort, doch statt Alfred findet Bruce einen verwüsteten Raum wieder. Nach dem Verbinden der Hinweise erfährt er, dass Alfred entführt wurde und eben dies Bruce rauslocken soll. Dieser findet ein Video, in dem Alfred geschlagen wird, doch durch die Reflektionen in der Brille kann der Bat-Computer Bruce durch seine VR-Maske zeigen, wie der Raum aussieht. Ja, natürlich klingt das zu abgedreht, aber eben auch das passt zu den Comics. Dass das jegliche Grenzen der Möglichkeiten überschreitet, ist dennoch ein wenig zu offensichtlich. Sobald der Drehort gefunden ist, darf Bruce ein älteres Batman-Kostüm anziehen und sich auf den Weg machen.

Lady Arkhams Rache

Zurück im Haus der Vales wird erst deutlich, wieso Vicky zu Lady Arkham wurde. Ihre Pflegeeltern haben sie, und vermutlich auch viele andere Kinder, in einen Folterkeller gesperrt und diese dort misshandelt. Es ist eine schockierende, grausame Szene, und obwohl wir nichts von der Folter sehen, ist die Vorstellung daran erschreckend genug. Vor allem wirft das ein komplett neues Licht auf die Szene, als man die toten Vales sowie den verstörten Jungen entdeckt. Alfred hingegen hat seinen Hinweis gut platziert und es wird klar, dass Vale die Insassen von Arkham Asylum befreien will. Dieses wird vom Spiel übrigens als Selinas Apartment beschrieben, was ein weiteres Mal von dem Können der Entwickler zeugt.

Der große Aufstand in Arkham ist leider nicht so spektakulär geworden, wie man ihn sich gewünscht hätte. Es gibt ein paar Schlägereien, einen erneuten Gastauftritt des Jokers und eher kurze Kämpfe. Auch Two-Face lässt sich dort kurz erblicken, wenn man ihn ins Arkham geschickt hat. Erst im Untergrund wird es interessant, als Vale alles über sich preisgibt, und als es zur finalen Konfrontation kommt, muss sich Batman entscheiden. Denn Vicky bedroht Alfred und um ihn zu retten, soll der Held seine wahre Identität preisgeben. Diese Entscheidung ist natürlich die wichtigste im gesamten Spiel und deshalb unglaublich effektiv.

Das Ende ist erst der Anfang

Wir haben die Maske abgenommen und wurden mit dem Verlust eines Stückes Ohr bestraft. Der anschließende Kampf ist nicht unbedingt ein Highlight, dennoch schön anzusehen. Am Ende stürzt der Raum ein, und während Bruce und Alfred entkommen können, wird Vicky begraben. Das Finale war weitaus weniger spektakulär, als man es sich erwartet hatte, dennoch ein solider Abschluss ihrer Geschichte. Zudem solle man bei Comic-Vorlagen immer wissen, dass jeder zurückkehren kann.

Die letzte Entscheidung besteht darin, ob man seine öffentliche Unterstützung für James Gordon als Batman oder Bruce zeigen möchte. Wir haben uns für Bruce entschieden, doch beide Entscheidungen resultieren in einem schönen Ende. Nach einer soliden Rede wird Bruce schließlich von einem Wagen anvisiert, kann aber natürlich ausweichen. Das zeigt wohl perfekt, was Gotham für eine Stadt ist, und dass sie weit davon entfernt ist, gerettet worden zu sein. Die letzte Szene jedoch gehört dem Joker, der ein baldiges Wiedersehen mit dem reichen Mann ankündigt. Man kann nur hoffen, dass dies tatsächlich nicht die letzte Episode aus Telltales Batman-Welt bleibt.

Unsere Meinung

Das Finale leistet einen soliden Job, die Handlung abzuschließen. Jedoch fühlt es sich eher so an, als ob hier eine Liste abgehackt werden würde, womit die einzelnen Stränge eher nacheinander beendet werden. Es kommt leider am Ende nicht wirklich alles zusammen, was aber auch nicht unbedingt das schlimmste Szenario ist, da jede Szene ihren Zweck erfüllt und durchaus spannend ist. Lediglich das Finale im Arkham Asylum enttäuscht, denn es wurden alle Patienten befreit, dennoch sieht man nur eine Handvoll. Am ärgerlichsten ist es vielleicht, wie voraussehbar jede Wendung gegen Ende ist. Gerade hier haben andere Episoden gepunktet, vor allem am Ende der dritten konnte die Enthüllung begeistern, hier erhält man nichts mehr davon.

Auch Lady Arkham als neue Schurkin blieb recht blass. Ja, die Identität war das große Highlight, aber trotz ihrer Vorgeschichte blieb sie als Feind relativ oberflächlich und kann sicherlich nicht in einer Liste mit dem Joker, Harvey Dent, Victor Zsasz und anderen ikonischen Bösewichten genannt werden. Es war zwar mutig, den Charakter neu zu erfinden, doch dabei hat man auf eigenständige Charakterzüge verzichtet. Ansonsten war auch die Technik in der finalen Episode inakzeptabel, was sich dann auch in der Wertung wiederspiegelt. Während des finalen Kampfes ist unsere Konsole sogar komplett abgestürzt, und wir mussten diese vom Strom trennen.